Donnerstag, 11. September 2014 – Freitag, 12. September 2014 In meinem Kalender speichern

Tagung: Aufbrüche der Zivilgesellschaft

Wege, Positionen und Wirkungen der DDR-Bürgerbewegungen 1987 – 2014

25 Jahre nach der Friedlichen Revolution nimmt die Tagung die DDR-Bürgerbewegung in historischer und in gegenwartsbezogener Perspektive in den Blick und stellt dabei ihren zivilgesellschaftlichen Anspruch in den Mittelpunkt. Die Konferenz ist inspiriert vom Denken und Handeln Wolfgang Ullmanns, dessen politisches und gesellschaftliches Engagement gegen die SED-Diktatur, in der Friedlichen Revolution und im vereinten Deutschland stets verbunden war mit der Perspektive einer Zivilgesellschaft im gemeinsamen europäischen Haus. Daran anknüpfend verortet die Konferenz die Bürgerbewegung der DDR nicht allein in der Opposition gegen die SED-Diktatur und als Träger der Friedlichen Revolution, sondern in ihrer Vielfalt auch als Exponenten politischer Praxis und zivilgesellschaftlicher Konzepte, die über 1989/90 hinausweisen.

In historischer Perspektive fokussiert die Konferenz auf den Weg der Bürgerbewegung aus der SED-Diktatur bis ins vereinte Deutschland und ins Europa von Maastricht. Sie geht am Beispiel der später zu Bündnis 90 fusionierten Gruppierungen dem Wandel von Zielen, Positionen, Politikkonzepten und Politikstilen nach und setzt diesen in Beziehung zu dem im Zeitablauf veränderten Handlungsumfeld der Bürgerbewegungen; der Tagungstermin am 25. Jahrestag des Erscheinens des Gründungsaufrufs der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ unterstreicht diesen Bezug. Die Tagung spannt den Bogen bis in die jüngere Vergangenheit und beleuchtet auch, mit welchen Profilen sich Teile der Bürgerbewegung innerhalb und außerhalb des Parteienspektrums der Bundesrepublik positioniert haben und auf welche Schwierigkeiten sie trafen beim Versuch, eigene politische Projekte und eigene Vorstellungen von politischer Kultur in der bundesdeutschen Parteiendemokratie zur Geltung zu bringen. Ganz besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die zivilgesellschaftlichen Implikationen der Projekte. Inwieweit war beispielsweise der Kampf um eine systemunabhängige Öffentlichkeit in der DDR, die Einrichtung Runder Tische oder das Eintreten für eine Volksabstimmung über eine gesamtdeutsche Verfassung situativ bedingt und inwieweit lassen sie sich als Kristallisationskerne zivilgesellschaftlicher Prozesse interpretieren?

Vor dieser Folie der historischen Entwicklung steht anschließend der Versuch, ausgewählte zivilgesellschaftliche Konzepte aus der Bürgerbewegung im Licht gegenwärtiger Problemlagen zu aktualisieren. In den letzten Jahren scheint der Umgang mit gesellschaftlichen Konflikten geradezu die Vitalität von Instrumenten aus der Friedlichen Revolution zu belegen. Bei den Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart 21 kamen mit Bürgerprotest, moderiertem Schlichtungsverfahren und Volksabstimmung Mittel und Verfahren zum Einsatz, die 1989/90 im Zeichen von Montagsdemonstrationen, Runden Tischen und der Forderung nach direkter Demokratie geradezu als „Markenkern“ der Bürgerbewegung verstanden wurden. Und in der vielfach konstatierten und beklagten Vertrauenskrise der repräsentativen Demokratie gewinnen Forderungen nach Stärkung bürgerschaftlichen Engagements, verbesserten Partizipationschancen, Runden Tischen als Foren gesellschaftlichen Diskurses und Formen von direkter Demokratie wachsende Unterstützung.

Mehrere Fragenkomplexe stehen im Zentrum dieses Tagungsteils: Wie aktuell und wie praktikabel sind die zivilgesellschaftlichen Konzepte der Bürgerbewegungen aus den Jahren 1987 bis 1990? Wo zeigt sich im Licht jüngster Erfahrungen und Diskussionen ihr Potenzial, wo stoßen sie an ihre Grenzen? Was kann ihr Beitrag sein zur Stärkung der Zivilgesellschaft im Zeitalter von Big Data – der massenhaften Sammlung und unkontrollierten und fremdbestimmten Auswertung von personenbezogenen Daten? Und: Welchen Platz haben die Bürgerbewegungen der DDR und die Friedliche Revolution in der politischen Kultur der Gegenwart in Deutschland?
Die Tagung bringt zu den einzelnen Themenfeldern jeweils zeitgenössische Akteure und WissenschaftlerInnen in Dialog.
Ein öffentlicher Abendvortrag am 11. September erweitert das Tagungsprogramm.

Anmeldung
Die Zahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Wir möchten Sie bitten, sich zu dieser Tagung bis spätestens 1. September 2014 anzumelden.

Tel.: 0351 - 4943311
Fax: 0351 - 4943411
E-Mail: anmeldung@weiterdenken.de

Wir senden Ihnen nach Eingang eine Bestätigung zu.
 

Tagungsort
Landhaus/ Stadtmuseum Dresden
Wilsdruffer Straße 2

erreichbar über:
Straßenbahn Linie 1, 2, 3, 4, 7, 12 (Haltestelle Pirnaischer Platz)
Bus Linie 62, 75 (Haltestelle Pirnaischer Platz)

Weitere Informationen

Veranstalter/in
Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)
Teilnahmegebühren
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