Konferenz

Mittwoch, 29. April 2015 17.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern
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Konferenz

Besondere Beziehungen – Besondere Verantwortung?

Konferenz zu Stand und Perspektiven des deutsch-israelischen Verhältnisses

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u.a. mit: 

  • Yehuda Bauer, Historiker, Jerusalem
  • Joschka Fischer, Publizist; ehemaliger Bundesminister des Auswärtigen, Berlin
  • Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist, München
  • Ruprecht Polenz, ehemaliger MdB CDU/CSU, ehem. Vorsitzender des Auswärtigen Ausschuss, Berlin
  • Naomi Chazan, ehemaliges Mitglied der Knesset, Meretz Partei, Tel Aviv
  • Adina Bar-Shalom, Gründerin und Leiterin des Haredi College für Mädchen und Frauen, Jerusalem

Im Jahr 2015 begehen Deutschland und Israel das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen (12. Mai 1965). Zwischen den beiden Ländern besteht ein sehr dichtes Netzwerk an Beziehungen, das sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens umfasst. Gleichwohl sind die Erfahrungen und politischen Ausgangsbedingungen beider Länder sehr verschieden. Sie beruhen auf diametral anderen historischen Erfahrungen, auf einer anderen geopolitischen Ausgangslage und einer unterschiedlichen inneren Verfasstheit, was Staatsbürgerschaftsrecht, die Definition von Zugehörigkeit und das Verhältnis von Staat und Religion betrifft.

Ausgehend von der geschichtlich begründeten, besonderen Beziehung zwischen Deutschland und Israel scheint sich dieses Verhältnis über die Jahre zu verändern. Je stärker der Holocaust in die Vergangenheit rückt, desto deutlicher treten die aktuellen politischen und kulturellen Differenzen hervor. Das gilt zumindest für die deutsche Öffentlichkeit, deren Israel-Bild stark von dem fortdauernden israelisch-palästinensischen Konflikt geprägt ist. In den letzten Jahren ist das Ansehen Israels in Deutschland gesunken. Weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit erscheint Israel als repressive Besatzungsmacht, die rücksichtslos von ihrer militärischen Überlegenheit Gebrauch macht. Auch die Diskussion um Israel als „Nationalstaat des jüdischen Volkes“ und die zunehmenden Spannungen mit der arabischen Minderheit vergrößern die kritische Distanz.

Demgegenüber verblasst die Beschwörung der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel. Zumindest ist umstritten, worin diese Verpflichtung jenseits des Eintretens für das Existenzrecht Israels besteht. Die deutsche Debatte wird dominiert vom Gestus moralischer Überlegenheit gegenüber dem jüdischen Staat. Dabei verschwinden die positiven Seiten Israels ebenso wie die komplexen Ursachen und Dynamiken des Nahost-Konflikts. Insbesondere der letzte Gaza-Krieg spülte offen antisemitische Ressentiments nach oben.

Bisher haben die deutsche Öffentlichkeit und Politik  noch keine Antwort darauf gefunden, wie eine adäquate Beziehung zu Israel aussehen sollte, die Israels Interessen ebenso berücksichtigt wie sie Kritik erlaubt. Noch immer schwankt die deutsche Haltung zwischen Affirmation und selbstgerechter Anklage.

Israels Politik ist stark durch Sicherheitsinteressen dominiert. Militärische Abschreckung spielt eine zentrale Rolle. Konzepte, die auf einen historischen Kompromiss mit den Palästinensern zielen und vertrauensbildenden Maßnahmen mehr Raum geben, haben in der israelischen Politik derzeit wenig Chancen. Die zunehmende Trennung zwischen Palästinensern und Israelis im Alltag verstärkt gegenseitige Feindbilder.
Wie Israels Selbstdefinition als jüdischer Staat mit seinem demokratischen Anspruch zu vereinbaren ist, ein Staat aller seiner Bürger zu sein, ist heftig umstritten. Innere Spannungen zwischen arabischen und jüdischen, orthodoxen und säkularen Israelis nehmen zu, politischer Extremismus und religiöser Fundamentalismus bedrohen die liberale Demokratie von innen.

Wir wollen deshalb auch danach fragen, wie Israel seine demokratischen Grundlagen angesichts dieser Herausforderungen behaupten kann. Wie definiert sich Israel in Zukunft? Wie kann die israelische Gesellschaft ihren politischen und sozialen Zusammenhalt bewahren?

Die Konferenz soll dazu dienen, diese Diskrepanzen in der wechselseitigen Wahrnehmung auszuloten, um zu einem tieferen Verständnis auf beiden Seiten zu kommen. Wir sind überzeugt, dass nur eine offene, solidarisch-kritische Reflexion dazu führen kann, die Beziehungen unserer Länder mit neuem Leben zu füllen. Dazu soll die Konferenz einen Beitrag leisten.

 

Hinweis: die Veranstaltung wird als Livestream übertragen.

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Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Schumannstr. 8
10117 Berlin
Veranstalter*in
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Teilnahmegebühren
Frei