Film und Gespräch
- Mittwoch, 13. Juni 2018 18.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Decolonize 1968!
Bewegungsgeschichtliche Erfahrungen von BPOC-Frauen*
+++ Die Veranstaltung wird im Livestream übertragen. +++
Moderation: Peggy Piesche
1968 oder auch schlicht die ‚68er’ markieren die Bewegungsjahre, die unser Verständnis von Gleichberechtigung, sexueller Selbstbestimmung, Toleranz und Meinungsfreiheit maßgeblich verändert und beeinflusst haben. 50 Jahre später wird in der mehrheitsgesellschaftlichen Erinnerung 1968 gar zu einer weltpolitischen Zäsur, die wie kein anderes Erlebnis unsere heutige Demokratieauffassung prägte. Inspirieren ließen sich diese 68er jedoch von internationalen Schwarzen und POC-Bürgerrechts- und Befreiungsbewegungen, die im gegenwärtigen Erinnerungskonstrukt ‚68’ in eine westlich geprägte antikapitalistische und linke Bewegungsgeschichte eingewoben wurde. Ein solches Bild produziert und hinterlässt vor allem Leerstellen und schreibt diverse Gruppen und Akteur*innen aus mehrheitsgesellschaftlicher Erinnerung heraus.
Unsere Veranstaltung schlägt einen Perspektivwechsel ein und blickt auf die, die nicht nur ‚auch mit dabei’ waren, sondern oftmals aufgrund ihrer bewegungsgeschichtlichen Eingebundenheit in antikoloniale, antirassistische und antiimperialistische Kämpfe in Afrika, Asien und den Amerikas auch in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR maßgebliche Akzente setzten. Wir zeigen, was rassismuserfahrene BPOC-Frauen* in den Bewegungsjahren um 1968 in beiden deutschen Staaten erlebt und wahrgenommen haben. Mit ihren (Lebens-)Geschichten und Stimmen wird es möglich, sowohl ‚68’ selbst als auch dessen Einfluss auf unser heutiges Gesellschaftsverständnis neu zu verstehen.
Gerade vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen Herausforderungen, einer erstarkenden neuen Rechten zu begegnen, die nicht nur die fragilen Errungenschaften der feministischen Bewegungen der 68er bekämpft, sondern diese auch ganz unverhohlen völkisch umdeutet und sich damit aneignet, ist es wichtig, aufzuzeigen, wo und wie bereits damals die Verknüpfung von Ungleichheitsdimensionen und Differenzkategorien aktiv praktiziert und eingefordert wurde. Wenn wir heute überlegen, welchen Feminismus wir leben wollen, mit wem wir uns verbünden und aus welcher Geschichte wir lernen und schöpfen wollen, müssen wir die (Lebens-)Geschichten der BPOC-Frauen* dieser Zeit kennen. Sie haben im Spannungsfeld von Sexismus und Rassismus der 1968er Jahre für ein selbstbestimmtes Leben und sexuelle Selbstbestimmung gekämpft und waren wichtige Akteur*innen soziokultureller Transformationsprozesse.
Mit:
Prof. Dr. Maisha Auma (Erziehungswissenschaftlerin)
Sevim Çelebi-Gottschlich (ehem. Landtagsabgeordnete für Berlin, Aktivistin)
Arfasse Gamada (Dipl. Psychologin)
Nicola Lauré Al-Samarai (Kulturwissenschaftlerin)
Anita Awosusi (Autorin, Aktivistin)
Isidora Randjelović (Dipl. Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin)
Der Abend im Ablauf
18:00 Ankommen und Vernissage der Ausstellung „Decolonize 1968! BPOC-Zeitzeuginnen im Interview“
18:15 Begrüßung durch Peggy Piesche, Referentin des Gunda-Werner-Instituts
„Decolonize 1968! BPOC-Zeitzeuginnen im Interview“: Trailer (Filmeinspieler)
18:30 „Kollektiver Erfahrungsschatz 1968 – 2018: BPOC-Zeitzeuginnen im Interview“, Prof. Dr. Maisha Auma
Musikalische Einstimmung mit dem String Archestra**
19:00 „Decolonize 1968! BPOC-Zeitzeuginnen im Interview“: Filmeinspieler zu Fasia Jansen
68 in Bewegung! Deutschland als Diaspora: Sevim Celebi-Gottschlich, Arfasse Gamada und Nicola Lauré al-Samarai
19:30 „Decolonize 1968! BPOC-Zeitzeuginnen im Interview“: Filmeinspieler zu Ilona Lagrene
Die langen 68er: Ein Gespräch der Generation mit Anita Awosusi und Isidora Randjelović
20:00 String Archestra & Empfang
**Das String Archestra (unter der Leitung von Dr. Dr. Daniele G. Daude)
ist ein klassisches Streichorchester, welches aus professionellen Musiker*innen of Color besteht. Das Orchester wurde im Jahr 2016 in Berlin gegründet. Das Repertoire umfasst eine breite Zeitspanne – vom frühen Barock bis hin zur zeitgenössischen Musik, wobei ein besonderes Augenmerk auf „unbekannte“ Komponist*innen / Interpret*innen of Color von Saint-George, über Janelle Monae hin zu Beethoven und Piazzolla – gelegt wird.
Anmerkung:
BPOC steht für die politische Selbstbezeichnung Black und People of Color, die eine geteilte Rassismuserfahrung aufgreift und diese in eine kollektive Bündnispositionierung einfließen lässt. Das * verweist auf die Konstruiertheit der Kategorie Frau und ermöglicht es, Identitäten und Selbstpositionierungen jenseits der historisch gängigen und meist zugeschriebenen Bezeichnungspraxen (wie Frauen und Lesben) mitzudenken und gibt so Raum für Aktivist*innen.
Kontakt:
Peggy Piesche
piesche@boell.de
+49 (0)30 285 34-123
- Adresse
-
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Schumannstr. 8
10117 Berlin
- Veranstalter*in
- Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie
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