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Mittwoch, 13. Juli 2016 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern

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Im Zentrum und doch marginalisiert - Kinder und Jugendliche in Ost-Jerusalem

Ost-Jerusalem lag schon immer im Zentrum des israelisch-palästinensischen Konflikts. In den letzten Monaten aber hat die Stadt einen sprunghaften Anstieg von Gewalt erlebt, der alle Bevölkerungsteile betrifft. Die Besatzung, der weitere Ausbau der israelischen Siedlungen und die zunehmende Marginalisierung der palästinensischen Bevölkerung, die Hoffnungslosigkeit und der Mangel an Perspektiven führen gerade bei jungen Palästinenser/innen  zu psychologischen Problemen und einer zunehmenden Gewaltbereitschaft. Der Frust der immer jünger werdenden Angreifer bricht sich Bahn in gewaltsamen Protesten, Steinwürfen bis hin zu Messerattacken gegen israelische Soldaten oder die Zivilbevölkerung. Dies wiederum wird von israelischer Seite mit immer schärferen Maßnahmen und Sanktionen geahndet.

Seit Israel 1967 den Ostteil Jerusalems annektierte, sind die Einwohner Ostjerusalems dem israelischen Zivilrecht unterstellt und nicht dem Militärrecht, das in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes angewandt wird. Die Palästinenser/innen Ostjerusalems erhielten allerdings keine israelische Staatsbürgerschaft, sondern lediglich permanentes Aufenthaltsrecht. Theoretisch unterliegen sie denselben Gesetzen und Rechten wie Israelis. Die Praxis sieht jedoch anders aus: Minderjährige und selbst Kinder, die noch nicht straffähig sind, werden zu Hause oder auf der Straße teilweise ohne Ankündigung festgenommen. Zum Teil mit begründetem Verdacht einer Straftat, zum Teil aber handelt es sich aber auch um willkürliche Festnahmen. Sie erleben Verhöre in Abwesenheit ihrer Eltern und Anwälte und lange Stunden des Wartens in Polizeistationen. Es gibt Fälle, in denen die Kinder zu Hausarrest verurteilt werden und die Schule nicht mehr besuchen dürfen.

Ökonomische und soziale Benachteiligung gehören zum Alltag: Jedes vierte Kind lebt unter der Armutsgrenze, die Arbeitslosigkeit liegt bei 30%. Doch auch das Bildungswesen bietet aufgrund seiner desolaten Lage keinen Ausweg aus dieser Misere.  Laut Angaben der Organisation ACRI fehlen, neben gut ausgebildeten Lehrern und Schulmaterialien, alleine 2200 Klassenräume. Dies führt zu frühen Schulabbrüchen und Kinderarbeit.

Mit welchen Lebenswirklichkeiten sind palästinensische Kinder und Jugendliche in Ostjerusalem konfrontiert,  welche Wünsche und Träume haben sie? Warum kommt es immer wieder zu gewaltsamen Protestaktionen von palästinensischen Jugendlichen? Wie steht es um die Bildung der Jugendlichen, ihre Ziele, ihre Zukunftsperspektiven? Welche Maßnahmen können ergriffen werden, um das Leben für die Kinder und Jugendlichen besser zu gestalten und ihnen Perspektiven zu geben? Darüber berichten Organisationen, die sich in ihrer Arbeit in Ostjerusalem den Kindern und Jugendlichen widmen.

Mit:

  • Ivan Karkashian, Defense for Children International – Palestine
  • Sahar Baidoun, Madaa Creative Center
  • Sahar Smoom, War Child Holland, Jerusalem

Moderation: Maria Fraskou, Heinrich-Böll-Stiftung, Büro Ramallah

Adresse
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Schumannstr. 8
10117 Berlin
Veranstalter*in
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Teilnahmegebühren
frei