Podiumsdiskussion
- Mittwoch, 05. Oktober 2016 19.30 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Wie sozial ist billig?
Grüner Salon Bonn/Rhein-Sieg
Das Industriezeitalter und vor allem die Nachkriegszeit haben - zumindest im Westen - zu einem nie gekannten materiellen Wohlstand geführt. Dinge, die früher als Luxus für besondere Gelegenheiten oder für eine kleine Elite reserviert waren, beispielsweise das eigene Auto, ein schneller Flug am Wochenende oder der Laptop und das Tablet, werden heute von vielen Menschen genutzt. Zunehmend werden sogar Produkte für den kurzen oder gar einmaligen Gebrauch konzipiert, enden daher schnell als Müll.
Die immer niedrigeren Preise, zu denen diese Produkte angeboten werden, spiegeln einerseits einen harten Wettbewerb wider, der auf der Preisebene entschieden wird und dem Kunden eine nie dagewesene Auswahl an Produkten und Qualitäten beschert. Andererseits reflektieren Produkte zu Dumpingpreisen selten die tatsächlichen Produktionskosten. So wäre Fleisch kaum erschwinglich, wenn statt massiver Subventionierung und der Tolerierung ausbeuterischer Arbeitsverhältnisse der Beitrag zu Treibhauseffekt, Artenschwund, Flächenverbrauch und Antibiotikaresistenzen im Preis beinhaltet wäre. Computer und Smartphones wären für die breite Masse kaum bezahlbar , wenn von der Mine bis zur Entsorgung Umwelt- und Arbeitsschutzstandards berücksichtigt würden. Große Teile der Produktkosten werden so auf die Gesellschaft abgewälzt.
Selbst aus der individuellen Perspektive scheint „billig" vielfach eine Illusion zu sein. Verbraucher kaufen in Massen billige Nahrungsmittel, werfen aber eine erhebliche Menge davon weg und müssen dies nochmal über entsprechend hohe Müllgebühren finanzieren. Sie kaufen Produkte, die mittels Niedriglöhnen produziert werden und subventionieren über Steuern oder Sozialbeiträge Niedriglohnjobs oder gleich den kompletten Lebensunterhalt von Menschen, deren Arbeitsplätze abgewandert oder vollständig automatisiert worden sind. Andererseits ist die Wettbewerbsfähigkeit zu höheren Preisen nicht mehr gewährleistet und eine Abschottung ohne internationalen Handel ist nur bedingt sinnvoll.
Können wir einfach so weitermachen? Oder ist es, gerade im Hinblick auf die gesellschaftlichen Kosten und negativen folgen für Dritte, nötig, unser aktuelles Wirtschaftsmodell zu überdenken? Wie könnte eine Alternative aussehen? Und was kann jeder Einzelne persönlich tun, um ausgewogen zu konsumieren, ohne gleich Verzicht üben zu müssen?
Referent*innen:
Dr. Bettina von Reden, Fairtrade Deutschland
Moderation:
Katja Dörner, MdB, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion
Veranstaltungsort:
Felders
Wilhelmstraße 56
53721 Siegburg
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- Veranstalter*in
- Landesstiftung Nordrhein-Westfalen
- Teilnahmegebühren
- Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei.