- Donnerstag, 07. November 2013 – Freitag, 08. November 2013 In meinem Kalender speichern
3. Europäisches Geschichtsforum
Schwarz-Weiß-Botschaften in Farbe?
Ost-/Südosteuropäische und deutsche Zeitgeschichte in Film und Fernsehen
Internationale Fachtagung, öffentliche Veranstaltung
Über die Darstellung historischer Ereignisse in Filmen kann heute bereits eine umfangreiche Filmgeschichte geschrieben werden, so groß scheint die Auswahl an Kino- und Fernsehproduktionen allein zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts zu sein. Insbesondere im Fernsehen werden historische Stoffe zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt und somit von Millionen von Zuschauern gesehen. Damit ist das Fernsehen zu einem der wichtigsten Mittel der Geschichtsdidaktik geworden – und auch zu einem zentralen Instrument von Vergangenheitspolitik, also der politisch motivierten Konstruktion von Geschichtsbildern.
Die größte Zuschauerschaft finden in den letzten Jahren sogenannte Dokumentar-Spielfilme – also Filme, die historische Ereignisse und historische Figuren im Spielfilm rekonstruieren und auf diese Weise mit lebendigen Gesichtern, Emotionen, eingängigen Erklärungen und farbkräftigen Bildern „ausstatten“. Auch in Deutschland, wo derartige Produktionen von einem hohen Aufwand an wissenschaftlicher Recherche und Beratung begleitet werden können, lösen die Ergebnisse Kontroversen aus, wie zuletzt der ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“. Wo liegen die Möglichkeiten, wo die Gefahren des „Dokumentar-Spielfilms“ für eine differenzierte Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte?
Weit höhere Erwartungen an Objektivität werden mit Fernsehsendungen verbunden, die historische Aufnahmen und Zeitzeugeninterviews verwenden. Gerade in Nachkriegsgesellschaften oder in Ländern, in denen Verbrechen der Vergangenheit öffentlichen Tabus unterliegen, sind solche Dokumentationen mit Risiken verbunden: Wie manipulativ wird mit Zeitzeugen umgegangen, um bestimmte Aussagen zu untermauern? Welchen Weg finden die Verantwortlichen für den Umgang mit unverarbeiteten Traumata? Und welche Gesprächsformen werden angeboten, um durch die Dokumentarsendung einen öffentlichen, demokratischen Diskurs zu befördern?
Die von der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrem russischen Partner, dem Wissenschaftlichen Informationszentrum Memorial, gemeinsam begonnene Initiative „Europäisches Geschichtsforum“ hat das Ziel, v.a. jüngeren Historikerinnen und Historikern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Museen, Medien und Nichtregierungsorganisationen aus Ost-, Südost- und Westeuropa die Gelegenheit zum Austausch zu geben. So soll ein gesamteuropäischer Diskurs zu Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik vorangebracht werden. Das Forum richtet sich zugleich an alle, die sich beruflich, ehrenamtlich oder privat kritisch mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und ihrer Vermittlung beschäftigen.
Files
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
- Teilnahmegebühren
- frei