Donnerstag, 09. September 2010 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Abgeordnete in Afghanistan

Konflikte, Kompromisse, Kollaborationen

Im Rahmen der Reihe:
Politische Literatur im Kunsthof

Seit 2003 unterhält die Heinrich-Böll-Stiftung ein Büro in Kabul, das versucht, durch Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen und Parlamentsangehörigen das Parlament, die Zivilgesellschaft und die politische Teilhabe von Frauen zu stärken und arbeitet zu Friedens- und Sicherheits- und ökologischen Fragen.
Abgeordnete in Afghanistan
In Afghanistan ist es für Frauen weiterhin sehr schwierig, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen. Überfälle, Selbstjustiz und Gerichtsverfahren, die gegen die Menschenrechte und die Rechte der Frauen verstoßen, sind an der Tagesordnung.
Auch im afghanischen Parlament ist die Situation kompliziert. Inwieweit gelingt es den gewählten Repräsentantinnen und Repräsentanten, Alternativen zu den traditionellen Machtstrukturen zu schaffen? Auf der Basis von Interviews, die in den Jahren 2007 und 2008 in Kabul mit männlichen und weiblichen Abgeordneten geführt wurden, untersucht diese Studie die Realitäten der Parlamentsarbeit in Afghanistan. Sie bietet die seltene Gelegenheit, vor allem Einblick in das Selbstbild und die Rolle der Frauen im Parlament zu gewinnen.
Afghanistan zwischen Friedens-Dschirga und Wahlen
1.600 Delegierte versammelten sich Anfang Juni in Kabul zur Friedens-Dschirga. Sie sollte Präsident Hamid Karzai ein Mandat verleihen, die verschiedenen Aufständischen-Gruppen in den politischen Prozess Afghanistans einzubinden und Verhandlungen mit ihnen aufzunehmen. »Ich sage euch, liebe Talib-Brüder, dies ist euer Land, kommt zurück und lebt hier in Frieden«, lockte Karzai in seiner Eröffnungsrede. Doch die Antwort der Taliban war unversöhnlich: Sie feuerten zwei Raketen auf das Versammlungszelt und schickten zwei Selbstmordattentäter, die im Gefecht mit der Polizei getötet wurden. Ende 2001 schienen die Taliban geschlagen, heute halten sie das Land in Atem. Wie stabil ist die Regierung Karsai derzeit, wie weit ist der politische Aufbau demokratischer Institutionen in Afghanistan gediehen? Wird er von der afghanischen Führung unterstützt? Das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Kabul berichtet seit Monaten eher von Rückschritten.
Vor diesem Hintergrund finden voraussichtlich am 18. September 2010 Wahlen für das Parlament und die Distrikträte statt. Können diese Wahlen eine zukünftige Regierung legitimieren? Wie weit reicht die Macht des Parlamentes? Hat Afghanistan eine Chance, eigenständig Sicherheit und Entwicklung zu ermöglichen.