Workshop

Freitag, 01. Dezember 2017 – Sonntag, 03. Dezember 2017 In meinem Kalender speichern

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"Alle Macht den Räten" - Die Russische Revolution 1917 zwischen Selbstermächtigung und Parteidiktatur


Mit der Russischen Revolution vor 100 Jahren begann der erste Versuch den Sozialismus aufzubauen. Da die Revolution in den westlichen industrialisierten Staaten vor allem in Deutschland ausblieb, erstarrte der Versuch trotz gelungener Abwehr von Konterrevolution und militärischer Intervention von 14 Staaten, bald in Bürokratismus und Repression.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird die Russische Revolution oft als Beispiel genommen das jede revolutionäre Veränderung notwendig zu Diktatur und Terror führt, während viele Verteidiger*innen mit dieser Revolution auch jede ihrer Abgründe und Irrtümer als historische Notwendigkeit rechtfertigen. Für eine kritische Betrachtung der Geschichte ist es entscheidend, jenseits von starren Notwendigkeiten, die Vielfalt der Möglichkeiten herauszuarbeiten, die auf der Grundlage historischer Bedingungen und konkreten Handlungen der Menschen basieren. Wie Menschen handeln, hängt eng damit zusammen, ob sie sich zu Subjekten ihrer eigenen Geschichte machen, oder nur als Objekte Befehle ausführen.

Die Räte, russisch Sowjets, waren das entscheidende Selbstermächtigungsgremium des russischen Proletariats. Mit den Forderungen "Alle Macht den Räten" und "Brot, Land und Frieden" konnte Lenin die Hegemonie seiner Partei der Boschewiki in den bereits bestehenden Arbeiter- und Soldatenräten durchsetzen. Der folgende Bürgerkrieg trug wesentlich zur Militarisierung und zur zunehmenden Repression bei. Die Räte wurden von der von ihnen eingesetzten bolschewistischen Regierung immer mehr ausgehöhlt und entmachtet und endeten als Fassade der Parteidiktatur.

Wir haben uns in diesem Wochenendseminar als Aufgabe gesetzt, nicht nur eine Darstellung der historischen Ereignisse zu liefern, sondern in Form einer fragenden Aneignung die Widersprüchlichkeit und Komplexität der Russischen Revolution zu diskutieren. Dabei wollen wir Fragen in den Vordergrund stellen, die auch in heutigen linken Debatten eine Rolle spielen:

Worin liegt der kommunistische Charakter der Russischen Revolution?
Wie wirkten sich die revolutionären Umwälzungen auf Familienstrukturen, Geschlechterverhältnisse und Reproduktionsverhältnisse aus?
War die Entmachtung der Räte ein unvermeidlicher Prozess?
Wie lassen sich revolutionäre Organisierung und Abschaffung von Herrschaft verbinden?
Welche Fehleinschätzungen trugen zum Scheitern der Revolution bei?

Diese und andere Fragen werden wir in der Form eines Wochenendseminars in Berlin diskutieren, zu dem wir dich herzlich einladen. Mit viel Glück wird es auch Kuchen geben.


Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.