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Podiumsdiskussion

Montag, 19. September 2022 19.00 – 20.45 Uhr In meinem Kalender speichern

Podiumsdiskussion

Alles anders?! - Landwirtschaft neu denken

Der Druck auf kleine und mittlere Landwirtschaftsbetriebe ist enorm und mündet in Deutschland bereits seit Jahren in einen Überlebenskampf. Wer keine passende Nische oder eigene Wege der Vermarktung findet, kann neben großen Agrarkonzernen kaum noch bestehen. Große Betriebe erzeugen enorme Mengen an Lebensmitteln und sichern damit die Ernährung großer Bevölkerungsteile. Der dafür zu zahlende Preis für Umwelt, Klima und Gesundheit ist allerdings hoch und wird bis heute nicht von den Verursacher*innen gezahlt: verschmutztes Wasser, ausgelaugte Böden, aussterbende Insekten, verschwindende Lebensräume. Den Preis zahlen wir alle. Und die Landwirtschaft zerstört ihre eigenen Grundlagen.
Doch es ist bereits einiges in Bewegung gekommen in den vergangenen Jahren: Immer mehr Betriebe setzen auf ökologischen Landbau. Immer mehr innovative Projekte – wie etwa solidarische Landwirtschaften - werden gegründet, die gemeinsam, regional und nachhaltig produzieren. Zumeist war es das außergewöhnliche Engagement einzelner Landwirt*innen und Akteur*innen, die sie entstehen und erfolgreich werden ließen, weniger die politischen Rahmenbedingungen.
Die fortschreitende Klimakrise und das andauernde Artensterben lassen uns keine Wahl mehr: die Produktion unserer Lebensmittel muss Hand in Hand mit Umwelt-, Boden-, Tier- und Klimaschutz gehen. Doch wie kann ein Kurswechsel in der Landwirtschaft gelingen - auch in Zeiten einer sich anbahnenden Ernährungskrise? Welche Rahmenbedingungen brauchen Landwirt*innen, um nachhaltige und für alle bezahlbare Produkte erzeugen zu können? Anhand konkreter Thesen sprechen wir mit unseren Gästen über Ansätze und Bedingungen einer sozialökologischen Transformation der Landwirtschaft.

Gäste:
Prof. Sebastian Lakner, Agrarökonom, Universität Rostock
Prof. Claudia Dalbert, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, ehem. Landwirtschaftsministerin Sachsen-Anhalts
Eva Köhler, Solidarische Landwirtschaft KoLa Leipzig
Moderation: Felix Kolb

ZEIT: Montag, 19. September 2022 // 19 Uhr
ORT: Leipzig, UT Connewitz,
Wolfgang-Heinze-Str. 12a
oder seid live dabei via YOUTUBE!


Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Ernährungsrat Leipzig e.V. statt.

 

zu den Personen:

Prof. Dr. Sebastian Lakner ist Agrarökonom. Aktuell unterrichtet und forscht er an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock. Seit 2020 hat er hier die Professur für Agrarökonomie inne. Lakner ist Experte bei Fragen zu wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen der EU-Agrarpolitik. In seiner Forschung beschäftigt er sich darüber hinaus mit der Nachhaltigkeit von Landnutzungssystemen sowie mit Strukturwandel, Produktivität und Effizienz im Ökolandbau.

2004 gründete er das Ingenieurbüro für Naturschutz und Agrarökonomie (INA). Hier werden Lösungen im Umgang mit Konflikten zwischen einer zukunftsfähigen und ökonomisch rentablen Agrarproduktion sowie einer ökologisch angepassten Landwirtschaft erarbeitet. Die meisten Projekte wurden bislang in Sachsen durchgeführt. In seinem Blog „Lakners Kommentare“ betrachtet er aktuelle Themen – wie etwa die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU bzw. die Knappheit von Nahrungsmitteln im Zuge des Kriegs in der Ukraine.

Lakner ist Mitglied in der Österreichischen Gesellschaft für Agrarökonomie (ÖGA) und der European Association for Agricultural Economics (EAAE).

Prof. Dr. Claudia Dalbert war von 2016 bis 2021 Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt. Neben der Stärkung des ländlichen Raums und des massiven Ausbaus des Ökolandbaus beschritt sie auch neue Wege in ihrer Amtszeit. So führte sie in Sachsen-Anhalt das Niederländische Modell ein. EU-Mittel für Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen können danach in den Niederlanden nur noch über gemeinsame Anträge so genannter Collectieven in Anspruch genommen werden. Das ermöglicht sowohl den Landwirt*innen als auch dem Naturschutz mehr Flexibilität in der Gestaltung und Umsetzung von Maßnahmen vor Ort einerseits. Andererseits zeigte sich eine höhere Wirksamkeit der Maßnahmen.

Als Mitglied gestaltete Claudia Dalbert von 2012 bis 2020 die Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung mit. Seit 2018 sitzt Claudia Dalbert im Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt. Ihre Arbeit als Professorin für Psychologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg endete mit dem Beginn ihrer Amtszeit als Ministerin.

Eva Köhler (Dipl. Agr.-Ing.) engagiert sich seit der Jugend in der kapitalismuskritischen Ökologiebewegung. Sie studierte Ökologische Landwirtschaft in Eberswalde & in Wien. Sie ist Vorstands,- und Gründungsmitglied von KoLa Leipzig.

KoLa Leipzig produziert mit und für über 1.100 Mitglieder in und um Leipzig Gemüse und ist damit die größte solidarische Gemüsegenossenschaft Ostdeutschlands. Als Vorstandsmitglied liegt ihr Fokus auf demokratischen, solidarischen Strukturen & Klimaschutz.

Felix Kolb arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS) der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Der studierte Humangeograph widmet sich in seiner Forschung raumkonstituierenden Aspekten von Eigentumsstrukturen sowie zivilgesellschaftlichen Mitbestimmungselementen im anstehenden Strukturwandel in Mitteldeutschland und darüber hinaus. Neben den gegenwärtigen Dynamiken am Boden- und Immobilienmarkt gehören auch kleinteilige Wirtschaftskreisläufe im Bereich der Ernährungswirtschaft sowie alternative Nahrungsnetzwerke zu seinem Forschungsinteresse. Felix Kolb ist Sprecher der AG-Forschung des Leipziger Ernährungsrates.

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Veranstalter*in
Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)
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