- Mittwoch, 19. März 2014 19.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Alltagsrassismus im Wandel? Wahrnehmungen aus Brasilien und Deutschland im Dialog
Eine Veranstaltung zum internationalen Tag gegen rassistische Diskriminierung
Als Rassisten werden in Deutschland häufig allein Neonazis oder rechtsextreme Brandstifter bezeichnet. Vorurteile gegen Einwanderer oder people of color gelten allenfalls als „rechtspopulistisch“, wenn nicht gar als gerechtfertigt, denn „sie“ gehören „eigentlich“ nicht zu „uns“. Rassismus macht den Anderen zu einem „Fremden“ und verweigert die Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Traditionen, Lebensweisen und Einstellungen auf der Grundlage von Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt. Rassisten betrachten Menschen nicht als Individuen, sondern als Mitglieder einer Gruppe, welche durch eine ihr zugeschriebene Kultur, ethnische Herkunft oder Hautfarbe markiert wird. Medien befestigen diese Klischees, insbesondere gegenüber people of color. Die Folge sind Intoleranz, Ausgrenzung, Verachtung, körperliche Angriffe, im Extremfall Morde. Dabei sind es weder „Ausländer“ noch „Fremde“, die Opfer der Stigmatisierung werden, sondern die Bewohner unserer heutigen, von einer spannenden Vielfalt der Kulturen geprägten Lebenswelt.
Zahlreiche Studien aus den letzten Jahren konnten zeigen, dass rassistische Einstellungen bis in die Mitte der deutschen Gesellschaft hinein zunehmen. Dort, in dieser Mitte meint man aber nicht selten, dass der regelmäßige Einkauf beim türkischen Gemüsehändler, das Essen im arabischen Imbiss oder der Plausch mit der farbigen Nachbarin („die ist ja anders als die anderen“) bereits den Beweis liefert, man sei keineswegs rassistisch.
Unsere Veranstaltung betreibt eine Spurensuche nach dem Alltagsrassismus im laufenden Leben, und zwar im Vergleich zwischen Brasilien und Deutschland. Unsere Gäste tauschen sich aus über stigmatisierende Wahrnehmungen in diesen beiden interkulturellen Gesellschaften, also
- einer mit einer weitgehend verdrängten Vergangenheit als Kolonialmacht und
- einer Jahrhunderte lang vom Kolonialismus beherrschten Gesellschaft.
Wie werden die verschiedenen alltagsrassistischen Zuschreibungen heute erzeugt? Wie „funktionieren“ sie? Sind dabei angesichts der Dynamik beider Gesellschaften bedeutsame Veränderungen zu beobachten? Neben diesen Fragen werden unsere Gäste auch die Perspektive „von unten“ vornehmen: Wie werden Stigmatisierungen von den Betroffenen konkret erlebt und erlitten und mit welchen widerständigen Praktiken können sie ihr Selbstbewusstsein behaupten? Können wir von dem Wissen und den Erfahrungen der rassistisch Diskriminierten lernen, auf welchen Wegen die Verachtung in den Köpfen und Gefühlen abgebaut werden kann? Wie könnte eine Kultur des Respekts, des Interesses aneinander, letztlich der Freundlichkeit gelingen?
Gäste auf dem Podium:
Prof. Dr. Sergio Costa, Lateinamerikainstitut der FU Berlin, hat als Soziologe u.a. über Öffentlichkeit, Zivilgesellschaft und lokale Partizipation in Brasilien und zu postcolonial studies geforscht,
Philippa Ebené, Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Werkstatt der Kulturen, gründete u.a. auch mehrere Theaterprojekte sowie das Netzwerk Schwarze Filmschaffende in Deutschland,
Kani Tuyala, Politologe am Institut für Ethnologie der FU Berlin, Begründer des Afrikaprojekts „Lions of Science“ und Koordinator des EU-Projekts W.R.I.T.E.R.,
Shirley Rodrigues, Lehrerin für afro-brasilianischen Tanz und Philosophin mit einem Schwerpunkt auf den Praktiken der Wahrnehmung und der Imaginationskraft.
Veranstaltungsort:
Forum Brasil, Möckernstr. 72, 10965 Berlin
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Sie wird u.a. finanziert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Kooperationspartner:
Forum Brasil
IG Metall
Integrationsbeauftragte des Bezirks F.hain-Kreuzberg
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
- Teilnahmegebühren
- kostenfrei