
- Sonntag, 20. Juni 2021 21.00 – 22.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Angeworben – angekommen?!
Podiumsdiskussion zu 60 Jahren deutsch-türkisches Anwerbeabkommen
Es sind zwei knappe Seiten, die es in sich haben: Vor 60 Jahren unterzeichneten Bonn und Ankara ein Abkommen, dessen Langzeitwirkungen niemand vorhersah: das sog. „Anwerbeabkommen“ für türkische Arbeitskräfte. Das kurze Dokument hatte und hat große Auswirkungen auf Familien, Biographien und die Gesellschaften beider Länder.
Die deutsche Wirtschaft wollte günstige Arbeitskräfte - die zuvor bereits mit Italien, Griechenland und Spanien geschlossenen „Gastarbeiter“-Abkommen konnten den Bedarf bei weitem nicht decken. Zudem sollte einem ganzen Bündel unterschiedlichster Faktoren entgegen gewirkt werden, die die in der BRD zur Verfügung stehende Arbeitskraft spürbar reduzierten: die Einführung von Wehrpflicht und 40 Stunden-Woche, die Senkung des Renteneintrittalters und die Abriegelung der DDR durch den Mauerbau. Was beim Anwerbekalkül jedoch grundlegend übersehen wurde, formulierte Max Frisch bereits 1965: „Man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.“
Am Theater Bremen laufen nun wieder zwei Stücke, die sich der Thematik künstlerisch nähern: Open Air auf dem Theaterberg ist der Sezen Aksu-Liederabend „Istanbul“ zu sehen und sogar indoor, im Kleinen Haus, kann jetzt Akın Emanuel Şipals „Mutter Vater Land“ gespielt werden. Die Bremer Böll-Stiftung veranstaltet daher mit dem Theater kurzfristig zwei Diskussionsabende, um über türkisch-deutsche Arbeitsbiographien, Identitäten, Familiengeschichten und die sogenannte „Integrationspolitik“ zu sprechen. Unter dem Titel „Angeworben – angekommen?!“ finden sie am Sonntag (20. Juni) um 21 Uhr im Kleinen Haus (im Anschluss an die Vorstellung von „Mutter Vater Land“) sowie am 17. Juli um 16 Uhr auf dem Theaterberg in den Wallanlagen statt.
Auf dem Podium am Sonntag, den 20. Juni 2021 sitzen der Filmemacher Orhan Calışır, die Regisseurin Eren Önsöz sowie Hausautor Akın Emanuel Şipal. Der Eintritt zur Diskussion ist frei und ohne Anmeldung möglich. Tickets für die vorhergehende Vorführung sind über die Theaterkasse erhältlich. Zur Corona-Nachverfolgung werden die individuellen Besucherdaten erhoben