Seminar
- Freitag, 07. März 2014 – Sonntag, 09. März 2014 In meinem Kalender speichern
- AUSGEBUCHT- „Bühne der Wahrheit“: Gerechtigkeit und Versöhnung durch Wahrheitskommissionen und Strafgerichte
Nach Gewaltkonflikten stehen Staaten und Gesellschaften vor der schwierigen Aufgabe, wie mit dem begangenen Unrecht umzugehen ist: Wie können die gesellschaftlichen Gräben und die tiefen Gewaltprägungen überwunden werden, so dass eine langfristig friedensfähige Gesellschaft auf einem gerechten Fundament entstehen kann? In vielen Ländern gab es in jüngster Zeit verschiedene national und international gesteuerte Aufarbeitungsprozesse durch Wahrheitskommissionen und Strafverfolgung. Sie konnten, wie wir aufzeigen und diskutieren möchten, in unterschiedlichem Maße zu Gerechtigkeit, Wahrheit und Versöhnung beitragen.
Einen Königsweg im Umgang mit der belasteten Vergangenheit gibt es nicht. Aufarbeitungsprozesse sind von langfristiger Natur und jede Gesellschaft muss dabei ihren eigenen Weg finden. Es ist ein stetiges Ausbalancieren von unterschiedlichen Interessen, ein nicht immer geradlinig verlaufender Weg. Wie viel Aufarbeitung verträgt eine Gesellschaft, wann ist dazu der richtige Zeitpunkt? Wie lässt sich den Forderungen der Opfer nach Gerechtigkeit entsprechen, wie Täter wieder in die Gesellschaft integrieren? Aus den Erfahrungen anderer Gesellschaften lässt sich zwar lernen, aber Maßnahmen lassen sich nicht einfach übertragen. Vielmehr gilt es, die jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Kontexte zu beachten und vor allem die Ausgestaltung der Versöhnungsprozesse in der Verantwortung der Gesellschaften zu belassen. Zugleich ist es eine wichtige Errungenschaft, dass heute die strafrechtliche Verfolgung schwerer Menschenrechtsverbrechen als Norm der Staatengemeinschaft festgeschrieben und über sie einzufordern ist. Amnestien und Amnesien finden heute als extrem täterbezogene Maßnahmen Ächtung, und Opfer von Gewaltanwendungen werden in ihrem Anliegen durch das Recht auf Wahrheit und Reparationen gestärkt.
Gerechtigkeit und Versöhnung sind zwei Seiten einer Medaille, und beiden wohnt das Element der Wahrheitsfindung inne: Strafprozesse allein können gesellschaftliche Wunden nicht gänzlich heilen, Versöhnung kann ohne eine Übernahme der Verantwortung der Täter und einer Bereitschaft der Opfer nicht stattfinden.
Anhand ihrer Arbeitserfahrungen stellen die Seminarleiterinnen verschiedene Aufarbeitungsprozesse in Nachkriegsgesellschaften vor. Die Auswirkungen auf die Konfliktbearbeitung werden beleuchtet und die Teilnehmenden dabei aktiv in den Informations- und Erfahrungsaustausch einbezogen. An Hand von partizipativen Methoden lernen die Teilnehmenden Möglichkeiten kennen, mit denen sie unterschiedliche Zugänge im Umgang mit der Vergangenheit erschließen können.
Mit:
Kerstin Kastenholz
Trainerin, Mediatorin, Pyschodramatikerin und Diplom Geographin. Von 2006 bis 2010 arbeitete sie als Beraterin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Peru und in Kambodscha. Ihre fachlichen Schwerpunkte sind: Konfliktmanagement, gewaltfreie- und interkulturelle Kommunikation und Vergangenheitsaufarbeitung.
Monika Schlicher
Promovierte Politologin und Historikerin zu Südostasien. Von 1997 bis 2012 arbeitete sie bei der Menschenrechtsorganisation Watch Indonesia!, heute leitet sie die Stiftung Asienhaus. Der Umgang mit der gewaltsamen Vergangenheit und der Kampf gegen die Straflosigkeit sind ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Sie begleitete die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Osttimor und die Bemühungen um juristische Aufarbeitung.
Juliane Westphal
Mediatorin M.A, Trainerin und Beraterin für Medienprojekte. 2005-2007 entwickelte sie Projekte zur öffentlichen Aufklärung über die Prozesse der Wahrheits- und Versöhnungskommissionen in Sierra Leone und Liberia. Publizistisch stelle sie die Arbeit von Wahrheitskommissionen in Radiofeatures vor.
Seminarzeiten:
Freitag, 18-20 Uhr
Samstag, 10-17 Uhr
Sonntag, 10-13.30 Uhr
Das Seminar ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist aber erforderlich.
Es ist teilnahmebegrenzt auf 16 Personen.
Anmeldung bitte unter Angabe Ihrer Adresse und Telefonnummer. Sie erhalten eine Anmeldebestätigung.
Infos im Bildungswerk: Birgit Guth, guth@bildungswerk-boell.de
Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)