Mittwoch, 29. September 2004 19.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Berlin: Kompensation oder Kontrolle?

Die Musikindustrie nach der MP3-Revolution

Wohl kaum eine Branche wurde durch das Aufkommen von Internet und Breitbandtechnologien so in ihren Grundfesten erschüttert wie die Musikindustrie. File-Sharing, Peer-to-Peer- Technologien und die Verbreitung von CD- Brennern sind dabei, die Branche nachhaltig zu verändern. <br><br> Doch wohin weist diese Entwicklung? Nach vergeblichen Versuchen, mit Kampagnen und juristischen Maßnahmen den Austausch von Musik über das Netz zu stoppen, führte die deutsche Phonowirtschaft im März diesen Jahres schwerere Geschütze auf und stellte Strafanzeigen gegen NutzerInnen von Tauschbörsen Hierbei stützt sie sich auf das gerade novellierte Urheberrecht. Parallel dazu testet die Musikindustrie verschiedene Alternativen, wie Digital Rights Management (DRM), die jedoch bislang nicht zu überzeugen vermögen. <br><br> So stehen sich die Kontrollansprüche der Musikindustrie und die technische Findigkeit der User unversöhnlich gegenüber. Die Musikindustrie will auch im Internet die für sie bewährten Absatzformen aufrechterhalten und versucht, abweichendes Verhalten mit dem Schlachtruf „Piraterie“ zu kriminalisieren. Die User hingegen sehen darin vor allem eine Ausdehnung von Kontrollansprüchen und eine Behinderung der technischen Entwicklung und gesellschaftlicher Innovation.<br><br> Einen neuartigen Ansatz zur Vergütung der Online-Nutzung schlägt die „Berliner Erklärung zu kollektiv verwalteten Online- Rechten“ vor. Sie fordert eine indirekte Kompensation, bei der NutzerInnen eine Flatrate bezahlen und damit die Lizenz zum Filesharing erhalten. KünstlerInnen und Verlage sollen danach über eine neue Online-Verwertungsgesellschaft entsprechend vergütet werden. <br><br> Ist die geforderte Content-Flatrate eine Alternative zu DRM-Technologien und der Strafverfolgung von NutzerInnen? Kann es wirklich eine Kompensation ohne Kontrolle geben? <br> Passend zum Debüt der PopKomm in Berlin diskutieren ExpertInnen aus Politik, Wissenschaft und der Musikbranche diese spannenden Fragen zur künftigen Gestaltung des digitalen Urheberrechtes.