Samstag, 31. August 2024 10.00 – 19.30 Uhr In meinem Kalender speichern

"Brennpunkt" Kotti? Herausforderungen und Perspektiven für den öffentlichen Raum

Regionalnetzwerktreffen Berliner Stipendiat*innen und Alumni der hbs

Jede Metropole hat einzelne Stadtplätze, an denen der Charakter und Charme einer Stadt sichtbar und spürbar wird. Für Berlin gehört das in Kreuzberg gelegene Kottbusser Tor dazu. Gemeinsam mit Stipendiat*innen sowie Alumni der Heinrich-Böll-Stiftung aus Berlin möchten wir als Berliner Landesstiftung das Areal aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und die Herausforderung einer nachhaltigen und sozialen Stadt- und Verkehrsplanung an einem vielfältig geprägten Ort diskutieren. Was braucht es für eine funktionierende Infrastruktur? Und wie kann öffentlicher Raum möglichst gerecht verteilt werden?

Lasst uns den Ort gemeinsam erschließen, mit Expert*innen ins Gespräch kommen und Ideen entwickeln. Dabei steht insbesondere der Austausch und die Vernetzung untereinander im Fokus.

Das Regionalnetzwerktreffen richtet sich ausschließlich an aktuelle Stipendiat*innen sowie Alumni der Heinrich-Böll-Stiftung.

Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete den Kotti einst als „coolen Vorhof zur Hölle“ (Stricker 2009), um die Ambivalenz eines der vielleicht bekanntesten Quartiere Berlins zu beschreiben. Baulich ist das Gebiet nach der „Kahlschlagsanierung“ der 1970/80er Jahre geprägt von großen Gebäudeblöcken wie dem markanten Zentrum Kreuzberg (vormals NKZ) und dem Kreisplatz um die Hochbahntrasse von U1 und U3. Für viele Menschen ist das Quartier der Inbegriff einer lebenswerten Stadt, mit der sie die Idee der „Stadt der kurzen Wege“ verbinden – urban, dicht, nutzungsgemischt und vielfältig, mit einer funktionierenden Nahversorgung, entsprechenden Mobilitätsangeboten. Über Jahrzehnte hat sich so aus der migrantisch und proletarisch geprägten Geschichte eine lebendige Nachbarschaft entwickelt. Viele, die hier wohnen, kennen das soziale Umfeld und fühlen sich zuhause: Gewerbetreibende, Kulturvereine, soziale Initiativen und engagierte Anwohner*innen leisten ihren Beitrag, den Kotti als Sozialraum zu reaktivieren und zu gestalten.

Gleichzeitig hat der Kotti vor allem wegen seiner offenen Drogenszene als „Brennpunkt“ Schlagzeilen gemacht und ist polizeilich gar als „kriminalitätsbelasteter Ort“ eingestuft. In der Tat machen sich zunehmende Verarmung und die Wohnungskrise bemerkbar und die Übernutzung der öffentlichen und halböffentlichen Plätze wie Grün- und Freiflächen senkt die Aufenthaltsqualität ebenso wie die mangelnde Infrastruktur. So fehlt es an Toiletten, ausreichend Beleuchtung und einem guten Verkehrskonzept. Zu den sozio-ökonomischen kommen zudem ökologische Problemlagen wie (Verkehrs-)Lärm und Luftverschmutzung.

Aber trotz dieser Mischung aus Existenzängsten, Verdrängungsdruck und dauerhaft umweltbezogenen Belastungen ist das Quartier ein beliebter Kiez mit hoher Identifikation, viel Gemeinwesen-Engagement und einer überwiegend solidarischen Grundhaltung. Wie kann diese unterstützt und gestärkt werden? Welche Maßnahmen wären nötig, um die Infrastruktur und insgesamt die Lebensqualität für alle zu verbessern? Diese und weitere Fragen möchten wir diskutieren. Dabei soll der Kotti auch als Beispiel dienen, wie öffentlicher Raum allgemein verteilt wird. Wem gehören bestimmte Orte? Wie werden Flächen genutzt? Welche Gruppen werden mitgedacht, welche nicht?

Mit:
Matthias Coers, unabhängiger Filmemacher und Soziologe
Simon Cames, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
u.a.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter/in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch