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Donnerstag, 25. Mai 2023 – Sonntag, 06. August 2023 In meinem Kalender speichern

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Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen

Ausstellungseröffnung

Ein radikales Umdenken gegenüber Kulturgütern aus ehemaligen Kolonien ist in den letzten Jahren zu beobachten. Es führte u. a. am 17. Dezember 2020 in Frankreich zu einem neuen Gesetz, das die Rückgabe von Raubgut aus französischen Sammlungen an die Republiken Benin und Senegal ermöglicht. In Frankreich und vor kurzem auch in Deutschland hat der Prozess der Restitution bereits begonnen. Zwanzig Benin-Bronzen brachten Außenministerin Annalena Baerbock und Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, im Dezember 2022 in ihre Heimat Nigeria zurück. Die Restitution ist längst überfällig, aber immerhin folgen erstmals Taten nach einer langen Phase ablehnender oder unverbindlicher Äußerungen. Die beginnende Restitution bildet den Anlass für das Ausstellungsprojekt „Coming Home. Das Ende kolonialer Phantasmen“.

Die Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin im Jahr 2021, in dem sich das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst befindet, war mit Protesten gegenüber der Aufbewahrung von Raubkunst verbunden und löst bis heute heftige Debatten über den Umgang mit nach Deutschland verfrachteten Kulturgütern aus der Zeit der Kolonialgeschichte aus. Die Raubkunst-Debatte hat das Verhältnis zwischen Europäern und den Werken aus dem Globalen Süden grundlegend verändert. Das Ende kolonialer Phantasmen scheint jedoch unumkehrbar. Die Rezeption dieser Werke kann nicht mehr ohne den Kontext ihrer Beschaffung betrachtet werden.

Immer mehr bildende Künstler*innen beschäftigen sich inzwischen mit den kolonialen Interessen und der kulturellen Überheblichkeit der europäischen Staaten. Einzelne Aspekte der kolonialen kulturellen Ausbeutung werden in der Ausstellung „Coming home. Das Ende kolonialer Phantasmen“ thematisiert.

Nick Schamborski erhielt 2021 den Bundespreis für Kunststudierende. In einem Kurzfilm weist Nick auf das Kolonialdenkmal in Braunschweig hin, das kommentarlos in der Stadt existiert, obwohl es in den 1920er Jahren errichtet wurde, um für die Wiedererlangung der deutschen Kolonien zu plädieren. Nick erprobt in einem im Tutorial-Stil gedrehten Video vermeintlich eine neue Fotobearbeitungs-App, um mögliche Veränderungen an dem Monument vorzunehmen.

Die koreanische Künstlerin Hyejeong Yun beschäftigt sich mit der Kolonisierung Asiens. Ausgehend von einem gefundenen Foto einer Elefantendressur in London geht sie der Frage nach, wie Elefanten nach Großbritannien kamen. Mit dem daraus entstanden Video entwirft die Künstlerin eine Kolonialgeschichte des British Empire, in der auch die Faszination an „exotischen“ Tieren eine Rolle spielt.

Der nigerianische Künstler Gerald Chukwuma verwendet weggeworfene Dosen und Holzpaneele, die er dann mosaikartig mit dem zerschnittenen Metall bearbeitet. Das erste Werk "The Gentleman's Story" erinnert an eine alte Geschichte aus Nigeria, in der die Einwohner auf ein Schiff verladen und versklavt werden sollten, aber sich allesamt für den Freitod auf offenem Meer entschieden. Seine Arbeit „Oru Oyibo“ gehört zur Werkgruppe "Ikwokirikwo“, mit der an einen alten rituellen Stammes-Tanz aus der Igbo Kultur erinnert wird, der in Nigeria allmählich aus dem Gedächtnis verschwindet.

Der Hamburger Performancekünstler Holger Steen verwendet Briefmarken der deutschen Kolonien, um sich in dem Projekt „Edvin Adlers Kleine Philatelie“ (Performance und Ausstellung) mit den Hintergründen dieser Phase der Ausbeutung, Misshandlung und Ermordung von Menschen in den deutschen Kolonien künstlerisch auseinanderzusetzen.

Künstler*innen: Gerald Chuckwuma, Nick Schamborski, Holger Steen, Hyejeong Yun

Ort: Kunstverein Wolfsburg | Schlossstraße 8 | 38448 Wolfsburg

Die Ausstellung läuft bis zum 06.08.2023.

Öffnungszeiten:
Mi-Fr 10-17 h
Sa 13-18 h
So/Feiertag 11-18 h

Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter/in
Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen
Sprache
Deutsch
Englisch