Diskussionsabend

Montag, 04. März 2024 18.00 – 19.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Diskussionsabend

Dêq – Traditionelle Tätowierungskunst als Form des Widerstands

Veranstaltung im Rahmen der Kurdischen Frauen Kulturtage von Cenî

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. statt.

„Dêq“ oder „Daq“ sind traditionelle Tätowierungen, die überwiegend im geografischen Raum Mesopotamiens praktiziert wurden. Viele Dêq-Symbole bilden die Natur und ein Leben in der Natur ab. In Mesopotamien sind es vor allem die Frauen, die mit dem Dêq ihre eigene Geschichte auf der Haut verewigen und sich durch diese Praxis patriarchaler Unterdrückung widersetzen. Manchmal dient der Dêq auch als Schutz gegen das Böse, zur Steigerung der Fruchtbarkeit, zur Heilung von Beschwerden und Krankheiten, zur Visualisierung von Schicksalsschlägen und vielem mehr.

Es wird eine Einführung in den Ursprung und die Symbolik des Dêq geben, sowie eine Erzählung der traditionellen Praxis und der derzeitigen Fortführung des Dêq. Anschließend werden Ausschnitte eines Dokumentarfilms gezeigt, der die Hautmarkierungen von Frauen aus Dêrsim einfängt. Zuletzt wird die Bedeutung von Dêq, die Rolle der Frau im Kontext von Religion und Kultur, der Widerstand gegen kulturelle Homogenisierung und die damit einhergehende Selbstbestimmung und Hütung des kulturellen Erbes der Frau politisch diskutiert und eingeordnet.


Mehr Informationen zu den Kurdischen Frauen Kulturtagen unter dem folgenden Link!

Veranstaltungsort:
Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Olivaer Platz 16
10707 Berlin

Zur Situation in Kurdistan
Kurdistan ist eines der ältesten Siedlungsgebiete Mesopotamiens und war Schauplatz vieler verschiedener Hochkulturen. Seit Jahrhunderten erlebt diese Region immer wieder schwerste Verwüstungen, Plünderungen und neue Grenzziehungen. Kurdistan wurde 1923 durch den Vertrag von Lausanne in vier Teile geteilt. Seitdem leben mehr als 40 Millionen Kurd*innen unter der Vorherrschaft vier verschiedener Staaten (Türkei, Iran, Irak und Syrien). In diesen wurde ihnen das Recht auf Selbstbestimmung verwehrt. Deshalb haben sie sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts mit zahlreichen Aufständen gegen Kolonialisierung, Assimilation, Massaker und Unterdrückung gewehrt. Diese wurden jedoch größtenteils durch die Besatzerstaaten brutal niedergeschlagen. Gegenüber dieser Politik ist der kurdische Freiheitskampf in den letzten Jahrzehnten immer stärker geworden und hat eigene Lösungsmodelle entwickelt. Vor Allem der Widerstand der Frauen hat stark dazu beigetragen, dass die Kultur der Kurd*innen sich noch einmal neu und stärker konsolidiert und weiterentwickelt hat.

Rolle der Frauen
Parallel zu den Freiheitsbestrebungen des kurdischen Volkes haben sich kurdische Frauen auf der Grundlage einer von Kurd*innen selbst entwickelten Frauenbefreiungsideologie organisiert. Die kurdische Frauenbewegung ist in allen vier Teilen Kurdistans und in Europa zu einer politischen und gesellschaftlichen Kraft geworden. Sie vertritt die Forderungen der kurdischen Frauen, stärkt die Solidarität unter Frauen, auch international und arbeitet an der Verwirklichung gesellschaftlicher Alternativen. So wurden in vergangenen Jahren in vielen Dörfern und Städten Kurdistans Frauenräte, -vereine, -kooperativen, -medien, -beratungszentren, -akademien und viele weitere Einrichtungen aufgebaut. Durch die breite Basisorganisierung und internationale Vernetzung konnten Kampagnen gegen sexualisierte Gewalt, für die Freilassung von politischen Gefangenen, für Frieden und Demokratie in Kurdistan eine starke, erfolgreiche Wirkung erzielen.

Im Zentrum der Kunst in Kurdistan steht oft die Frau. Sie hat im Laufe der Geschichte einen großen Beitrag, vor allem zur teilweisen mündlich überlieferten Kultur der Kurdinnen, geleistet. Zu diesem Anlass finden dieses Jahr vom 02. bis 08. März dem Weltfrauentag unter dem Motto die “Kunst des Widerstands” die kurdischen Frauenkulturtage statt.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch