Der Kampf um die materielle Entschädigung jüdischer Verfolgter rief in der jungen Bundesrepublik sehr verschiedene, z.T. auch harsch ablehnende Reaktionen hervor. . Urheber/in: Aus den Akten auf die Bühne e.V.. Public Domain.

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Mittwoch, 15. Mai 2024 19.30 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern

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Der Kampf um Entschädigung – Jüdische Menschen aus Bremen in Südamerika

Szenische Lesung

Mit „Unser Land spie uns aus“ thematisierten wir im April im Gewölbekeller der früheren Bremer Synagoge die Lebenswege jüdischer Frauen und ihrer Familien, die in den 1930er Jahre ins gerade gründete brasilianische Rolândia flüchteten. Anhand von Interviews und alten Audioaufnahmen wurden die Umstände deutlich, in denen sie mitten im Regenwald einen Neuanfang versuchten. Nach Kriegsende hatten sie erneut mit deutschen Behörden Kämpfe auszutragen: um die so genannte „Wiedergutmachung“ wenigstens ihrer materiellen Verluste in der alten Heimat.

Dieser Teil der Geschichte wird am 15 Mai in der Bremer Shakespeare Company erzählt. Mit Unterstützung der Böll-Stiftung Bremen hat das Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“ zahlreiche Dokumente ausgewertet und als szenische Lesung montiert.

100 Bremer Jüd:innen flüchten nach 1933 nach Argentinien, Chile und Uruguay. Nach Chile flüchten zuerst bekannte Rechtsanwälte, darunter z. B. Dr. Richard Hamburger und Dr. Hermann Lehmann, denen im April 1933 ihre Zulassung als Anwalt entzogen worden war. Bis 1940 entschieden sich für die Flucht auch Viehhändler, Baumwollklassierer, Verkäuferinnen u.v.a. verfolgte Jüd:innen.

In der Lesung wird anhand einiger Biographien exemplarisch aufgezeigt, wie das Bremer „Landesamt für Wiedergutmachung“ nach dem Krieg mit ihnen umging. Während die Ansprüche von Rechtsanwälten meist vollständig bewilligt wurden, hatten es Frauen, z.B. Verkäuferinnen, deutlich schwerer, eine auch nur geringfügige Entschädigung zu bekommen.

Die Ausgaben für „Wiedergutmachung“ wurden in der Bevölkerung und von führenden Politikern immer wieder heftig kritisiert, so von Bundesfinanz- und justizminister Fritz Schäffer (CSU), der dafür frühere Nazis mit Pensionen versorgte. Dagegen setzte sich Gerhard van Heukelum (SPD), in der NS-Zeit mehrfach inhaftiert und 1948 bis 1959 Senator für Arbeit in Bremen, energisch für Entschädigungen ein. Manche Verfahren zogen sich über Jahrzehnte hin und endeten mit dem Tod der Antragsteller:innen.

Karten gibt es unter diesem Link.

Ort: Theater am Leibnitzplatz, Schulstraße 26, 28199 Bremen

Adresse
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Veranstalter*in
Landesstiftung Bremen