Samstag, 25. Juni 2011 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Der Stern Absinth. Notizen zu einem verbitterten Jubiläum“ Juri Andruchowytsch liest

„Die Ehemaligkeit ist das erste und wichtigste Kennzeichen von Prypjat’. Sie zwingt dazu, das Gedächtnis einzuschalten, und zwar voll und ganz. Das Gedächtnis muss für alles andere arbeiten, denn alles andere gibt es in Prypjat’ nicht mehr….“

Diese bittere Erkenntnis formuliert Jurij Andruchowytsch, ukrainischer Schriftsteller in seinem Essay „Der Stern Absinth. Notizen zu einem verbitterten Jubiläum“, der nach einer Reise in das verseuchte und verlassene Pripjat entstand.

In drei Sätzen beschreibt Andruchowytsch das ganze Drama der einstigen sowjetischen Vorzeigestadt, die nur 16 Jahre existierte. Mit der ihm eigenen Sprache, die von Literaturkritikern immer wieder in die Nähe des „poetischen magischen Realismus“ eines Erich Maria Remarque gerückt wurde, schafft es Andruchowytsch auch einer unsichtbaren Katastrophe wie der GAU in Tschernobyl es war, poetische Worte zu verleihen.

1985 wurde Juri Andruchowytsch mit seiner Performance-Gruppe „BubaBu“ in der Ukraine über Nacht zu einem „Popstar der Lyrik“. Noch heute bleibt der bekannteste ukrainische Schriftsteller den Prinzipien dieser Zeit treu: mit Ironie, wilder Überzeichnung und Groteske, zielgenau eingesetzt, beschäftigt er sich auf vielfältige Weise mit den Absonderlichkeiten seiner Heimat …

Andruchowytsch wurde mit dem Sonderpreis des Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises 2005 der Stadt Osnabrück ausgezeichnet. Der Schriftsteller vermittle mit seinen brillanten Essays einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung einer nahezu unbekannten Region im erweiterten Europa, hieß es in der Begründung. Im Jahre 2006 wurde Juri Andruchowytsch der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Völkerverständigung verliehen.