Montag, 28. März 2011 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Der Umbruch in der arabischen Welt

Vortrag und Diskussion


Mit:
Joachim Paul, Leiter des Regionalbüros Arabischer Naher Osten der Heinrich-Böll-Stiftung

Moderation:
Sylke Berlin, OMRAS e.V. (Organisation für Menschenrechte in den arabischen Staaten)
 
Europa schaut fasziniert auf die rasanten Entwicklungen in der arabischen Welt - begeistert, aber auch besorgt, ob sich eine nachhaltige Demokratie erringen lässt. In Tunesien und Ägypten ist den Menschen friedlich gelungen, verkrustete Strukturen aufzubrechen und ihre Autokraten zu stürzen, während die Libyer noch um ihren Erfolg ringen. Die revolutionären Ereignisse  strahlen in die ganze Region aus, von Algerien und Marokko auf der einen bis Bahrein und Jordanien auf der anderen Seite.

Die revolutionären Bewegungen haben in den verschiedenen Ländern unterschiedliche lokale Ursachen, die Menschen unterschiedliche Gründe für ihren jeweils individuellen Protest. Gemeinsam ist ihnen jedoch das Aufbegehren gegen verkrustete, korrupte Herrschaftsformen, der Ruf nach mehr Beteiligung und Zukunftschancen auch für junge Menschen, nach Demokratie und Freiheit. Die Stürmung der ägyptischen Stasi-Zentralen (und Auflösung der politischen Polizei und der Regierungspartei in Tunesien) sind Zeichen eines weitergehenden Wandels. Geheimdienste, Mukhabarat, sind in den meisten arabischen Ländern die wahren Machtzentren und definieren die Beziehung zwischen Staat und Bürger. Die Diskussion um die Auflösung der Stasi wird spannend und interessant - der Umgang mit den Geheimdiensten ist ein Indikator, wie weit die Revolutionen gehen können. In ihrer Auswirkung auf die gesamte arabische Welt kann die Stimmung mit der von 1967 verglichen werden, meint Joachim Paul.

Wie sicher können die Menschen sein, dass es nicht bald heißt: Der Diktator ist gestürzt, es lebe der Diktator? Welche zivilgesellschaftlichen Strukturen gibt es bereits, welche Netzwerke, welche Möglichkeiten haben die jungen Demokratiebewegungen, sich gegen die starken etablierten Strukturen und das Militär zu behaupten? Und: Welche Möglichkeiten gibt es, die Menschen in Europas südlicher Nachbarschaft in ihrem Kampf für Freiheit und Demokratie zu unterstützen, nachdem Europa und die restliche freie Welt allzu lange Zeit viel zu gut leben konnte mit den gestürzten Machthabern? Was erwarten die Menschen jetzt von Europa?

Der Leiter des Büros Arabischer Naher Osten mit Sitz in Ramallah, Joachim Paul, wird die aktuelle Lage erläutern und die Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung vor Ort darstellen. Die Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet schon lange mit Partnern in der Region, die sich für politische Partizipation und Demokratie stark machen, unter anderem in Ägypten.

.................................................
Dossier: