Seminar

Freitag, 06. Februar 2015 – Samstag, 07. Februar 2015 In meinem Kalender speichern

Seminar

Die Macht der Sprache - und wie wir sie uns zunutze machen können [ausgebucht]

Argumente und Handlungsstrategien für eine geschlechtergerechte Sprache (Workshop für Frauen)

In den meisten frauenpolitischen und genderdiskursiven Gruppen, Medien und Arbeitsfeldern ist die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache in Wort und Schrift längst selbstverständlich geworden. Kontroversen gibt es hier mittlerweile über die Präferenzen und Wirkungen der vielen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bzw. Formen, z.B. zwischen den Verfechter_innen des Unterstrichs und den BefürworterInnen des Binnen-Is. Einigen geht es vor allem darum, das Bewusstsein für die faktische Anwesenheit von Frauen und Mädchen zu stärken, anderen ist es wichtig, das Konzept der Zweigeschlechtlichkeit grundsätzlich in Frage zu stellen und/oder durch die Symbolik der Sprache jede geschlechtliche Identität zu integrieren. Die Verwendung einer gendersensiblen Sprache – mit welcher Symbolik auch immer – kann, soll und muss die Geschlechtervielfalt der Individuen unserer Gesellschaft sichtbar und beschreibbar machen. Darüber sind sich die Aktivistinnen und Aktivisten* für eine linguistische Inklusion der Geschlechter in ihren kleinen akademischen Nischen einig und können sich hin und wieder über kleine Erfolge freuen.

Demgegenüber wird in der deutschen Alltagssprache die Existenz der weiblichen und weiteren Geschlechter weitgehend ignoriert, obwohl die deutsche Grammatik die Voraussetzungen für eine inkludierende Ausdrucksweise bereithält. Aber nicht nur die Massenmedien verleugnen die vorhandenen geschlechtlichen Realitäten, sondern auch in unseren Bildungseinrichtungen, in den Kitas und Schulen, in den Kinder- und Schulbüchern, in den meisten Fakultäten unserer Universitäten sowie in den Forschungszentren bleibt die Definitionsmacht des generisch Maskulinen unangetastet und wird von pädagogischen Fachkräften nicht reflektiert. Bestenfalls wird in Fußnoten oder auf Nachfrage das Argument angeführt, Mädchen und Frauen (weitere Geschlechteridentitäten bleiben gänzlich unerwähnt) seien selbstverständlich mitgemeint, wenn entsprechend der erlernten Sprech- und Lesegewohnheiten weiterhin die normative, patriarchale Sprache verwendet wird.

Den geschlechterbewussten Aktivistinnen, darunter einige Sprachwissenschaftlerinnen, die auf den Missstand dieser Nichtrepräsentanz der Geschlechtervielfalt in der angewandten Sprache aufmerksam machen, ihn kritisieren und verändern wollen, wird häufig mit Abwehr begegnet. Sie werden belächelt, als unflexibel oder radikal-feministisch abgestempelt und in Abseitspositionen oder Nischen gedrängt, in denen ihr Einfluss auf den HERRschenden Mainstream beschränkt ist. Das frustriert, ärgert, macht traurig, wütend und hilflos. Und so manche fragt sich, ob sich die Anstrengung überhaupt lohnt oder nicht alles nur verdampft wie Wassertropfen auf einen heißen Stein...  Doch Kapitulation ist auch keine beruhigende Lösung!

Im Workshop nehmen wir uns Zeit für die Auseinandersetzung mit hilfreichen und hinderlichen Argumenten und Handlungsstrategien für eine geschlechtergerechte Sprache. Persönliche Erfahrungen, Erfolge und Niederlagen kommen ebenso zur Sprache wie das  gemeinsame Entwickeln und Ausprobieren neuer Taktiken. Es werden Good Practice-Beispiele aus den eigenen Lebenskontexten sowie aus deutschen und transnationalen Zusammenhängen vorgestellt, analysiert und auf ihre Nutzbarkeit und Wirksamkeit in den jeweiligen Handlungsebenen der Seminarteilnehmerinnen hin geprüft.   
Durch den Einsatz verschiedener Methoden entsteht eine Lust machende und kreative Arbeitsatmosphäre, die zu weiteren (gemeinsamen) Aktionen anregt...

Referentinnen:
Antje Prinz, Prozessbegleiterin, M.A. Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession, Lehrerin für Deutsch als Fremdsprache
Tanja Berger, politische Bildnerin, M.A. Philologie, germanistische Linguistik
Beide sind aktiv im Arbeitskreis Frauenpolitische Bildung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung e.V.

Teilnehmerinnen: interessierte Frauen* ab 16 Jahre, praktizierende Sprach-AktivistInnen, z.B. Lehrerinnen. Nicht-deutsche Muttersprachlerinnen sind herzlich eingeladen, sich mit ihren Erfahrungen und Wissen über die sprachlichen Strukturen in ihren Herkunftskulturen einzubringen.

Veranstaltungsort: Praxis Kristina Hahn, Hildegardstraße 31, 10715 Berlin (S+U Bundesplatz, U7 Berliner Straße)

Zeiten:

6. Februar 2015, 18:00 – 22.00 Uhr
7. Februar 2015, 12:00 – 19:00 Uhr

Eine Anmeldung ist erforderlich.

Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Teilnahmegebühren
kostenfrei