Veranstaltung
- Donnerstag, 16. Februar 2023 16.00 – 19.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Drei Jahre nach Hanau
Eine Zwischenbilanz politischer Konsequenzen
Der rechtsterroristische Anschlag in Hanau, bei dem ein Rassist neun junge Menschen ermordete und danach seine Mutter und sich selbst tötete, jährt sich am 19. Februar 2023 zum dritten Mal. Der Hanauer Anschlag geschah nur wenige Monate nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dem antisemitischen und rassistischen Attentat in Halle.
Er löste eine längst überfällige Debatte über die Bedrohung unserer vielfältigen Gesellschaft und unserer Demokratie durch rechte Gewalt aus. Dabei wurde auch immer dringender die Frage gestellt, welche rechten Strukturen und ideologischen Allianzen solche Gewalttaten ermöglichen.
Gleichzeitig gerieten die Sicherheitsbehörden selbst immer wieder in die Kritik, den Rassismus in den eigenen Reihen nicht konsequent genug zu bekämpfen und Fehler aus der Vergangenheit, insbesondere im Umgang mit Angehörigen, Überlebenden und Betroffenen rechter Gewalt, zu wiederholen. Seit 2021 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags mit der Frage, ob es vor, während und nach der Tat in Hanau zu Behördenversagen gekommen ist. Zivilgesellschaftliche Initiativen, Angehörige und Unterstützer:innen setzen sich noch immer für Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen und ein würdiges Erinnern an Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov ein.
Die neue Bundesregierung hat sich die Bekämpfung von rechter Gewalt auf die Agenda gesetzt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnet Rechtsextremismus als die „größte extremistische Bedrohung unserer Demokratie“ und legte im März 2022 einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus vor. Darin werden ein ganzheitlicher Ansatz und eine ressortübergreifende Gesamtstrategie für die Bekämpfung von Rechtsextremismus angekündigt. Doch wie steht es um die Umsetzung der bisher geplanten Maßnahmen?
In der Veranstaltung „Drei Jahre nach Hanau“ diskutieren wir im 1. Teil mit dem renommierten Rechtsextremismusforscher Wilhelm Heitmeyer über das Modell eines konzentrischen Eskalationskontinuums. In seinem Buch „Rechte Bedrohungsallianzen“ zeigt er anhand aktueller Beispiele, wie sich innerhalb dieses Kontinuums Allianzen herausbilden und wie diese die offene Gesellschaft immer stärker bedrohen.
Im 2. Teil des Abends ziehen Expert:innen aus Politik, Behörden und Zivilgesellschaft eine Zwischenbilanz der politischen Konsequenzen seit Hanau.
Mit:
- Serpil Temiz Unvar mit einer Videobotschaft aus Hanau - Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar in Hanau; Mutter von Ferhat Unvar
- Said Etris Hashemi mit einer Videobotschaft aus Hanau - Überlebender des Anschlags in Hanau und Bruder von Said Nesar Hashemi
- Wilhelm Heitmeyer - Rechtsextremismusforscher, Soziologe, Erziehungswissenschaftler, Herausgeber des Buchs "Rechte Bedrohungsallianzen"
- Misbah Khan MdB - Bündnis 90/Die Grünen
- Elisabeth Kaiser MdB - SPD, Sprecherin Arbeitsgruppe Strategien gegen Rechtsextremismus
- Stephan J. Kramer - Präsident des Amtes für Verfassungsschutz Thüringen
- Ibrahim Arslan - Aktivist und Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992
- Liisa Yasmin Pärssinen - Leitung von Response Hessen - Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt
- Turgut Yüksel - MdL SPD, integrationspolitischer Sprecher hessischen Landtagsfraktion und Mitglied im Untersuchungsausschuss Hanau
- Esther Dischereit - Lyrikerin und Schriftstellerin (u.a. "Hab keine Angst, erzähl alles!")
- Nadire Y. Biskin - Schriftstellerin (u.a. "Ein Spiegel für mein Gegenüber")
Moderation:
Sabine am Orde - innenpolitische Korrespondentin der taz
Ausklang der Veranstaltung in der Cafeteria bis ca. 20:00 Uhr.
Das vollständige Programm finden Sie hier sowie weiter unten.
Die Veranstaltung findet in Präsenz statt und wird zusätzlich im Livestream auf Youtube übertragen.
Kontakt:
Andrea Meinecke | Referat Migration und Diversity
meinecke@boell.de | 030-28534-233
heimatkunde.boell.de
» Teilnahme vor Ort
im Konferenzzentrum der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin
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- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
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