Ein unbequemer Demokrat: Joseph Wirth - jüngster Reichskanzler der Weimarer Republik

Karl Joseph Wirth (1879-1956) war prominenter Vertreter des linken Flügels der Zentrumspartei.

1920 wurde er zum Reichsfinanzminister berufen, ein Jahr später zum jüngsten Reichskanzler der Weimarer Republik. Mit 41 Jahren war er damit bis heute der jüngste Regierungschef in der Geschichte der deutschen Demokratien.

Als Reichskanzler setzte er sich– auch aus taktischen Gründen - für die Erfüllung der Reparationsforderungen des Versailler Vertrages ein und wurde aus diesem Grund von verschiedenen Seiten als „Erfüllungspolitiker“ beschimpft. Außenpolitisch trat er zudem durch die Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo mit der  Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik hervor.

Nach der Ermordung von Walther Rathenau – Außenminister in der zweiten Regierung Wirth- im Jahre 1922 hielt er im Reichstag eine Rede, in welcher er sich mit den Worten „Da steht der Feind […] und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!“ klar positionierte. Später kritisierte er die Zusammenarbeit des Zentrums mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) und trat wegen Differenzen mit der Sozialpolitik des Zentrums aus der Reichstagsfraktion aus.

1933 ging Joseph Wirth ins Exil, aus dem er erst 1948 zurückkehrt. Nach dem Krieg ist er u.a. Mitbegründer und Vorsitzender des "Bundes der Deutschen für Einheit, Frieden und Freiheit", der sich gegen die von Adenauer betriebene Westintegration und für eine Verständigung mit der Sowjetunion ausspricht. Dabei unterhielt Wirth auch enge Kontakte in die DDR.

Als Vorkämpfer der Entspannungspolitik blieb Joseph Wirth Zeit seines Lebens politisch aktiv. Zuletzt sprach er sich gegen den Aufbau der Bundeswehr und gegen den NATOBeitritt der Bundesrepublik aus.

Wir laden Sie herzlich zu Vortrag und Diskussion ein, um einem unbequemen Demokraten auf die Spur zu kommen. Impressionen Von Joseph Wirth selbst liefert Gunthart Hellwig im Rahmen einer Schauspielszene.

Der Referent: Bernd Braun ist Historiker und Stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg. Er promovierte mit einer Biographie über den Arbeiterführer Hermann Molkenbuhr und verantwortet zahlreiche Veröffentlichungen zu den Lebensläufen der zwölf Reichskanzler in der Weimarer Republik.

Programm

18:00 Uhr Begrüßung
Dr. Marco Schrul,
Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen

Stefan Zänker,
Weimar Republik e.V.

18:05 Uhr Impressionen von Joseph Wirth
Schauspielszene mit Gunthart Hellwig

18:20 Uhr Leben und Handeln des Joseph Wirth
Vortrag von Dr. Bernd Braun,
Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-
Gedenkstätte, Heidelberg

18:50 Uhr Dr. Bernd Braun im Gespräch mit dem
Publikum

Moderation: Thorsten Büker (TLZ)