Donnerstag, 01. November 2012 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Fotoausstellung: Vom Leben nach Anfal

Porträtfotos von Überlebenden der Anfal-Operationen in Kurdistan-Irak

Unter dem Codewort „Anfal“ zerstörte die irakische Armee 1988 Tausende von Dörfern im kurdischen Norden des Irak. Mehr als 100.000 Menschen verschwanden damals und werden in den zahlreichen nach dem Sturz des Baath-Regimes gefundenen Massengräbern vermutet. Bis heute warten die Überlebenden der Anfal-Operationen, darunter eine große Zahl allein stehender Frauen, auf Gewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen und kämpfen um Gerechtigkeit, Entschädigungen und die soziale und politische Anerkennung ihrer Gewalterfahrungen. Aber in der von anhaltender Gewalt, politischen Konflikten und ethnisch-nationalen Opferdiskursen bestimmten Situation im Irak bleiben die Stimmen der Anfal-überlebenden weitgehend ungehört.  
In der Stadt Rizgary im Südosten der kurdisch verwalteten Region im Irak engagieren sich Anfal überlebende Frauen seit 2009 im Projekt „Erinnerungsforum Anfal“. Ihr Ziel ist die Errichtung  einer selbst gestalteten und verwalteten Gedenk- und Begegnungsstätte, die ihre spezifische Erfahrung als Frauen während Anfal repräsentiert und ihnen Ort der Trauer und des symbolischen Abschlusses sein kann. Hier soll die Erinnerung an die Verschwundenen lebendig gehalten werden und ein Raum für den Austausch mit anderen gesellschaftlichen Gruppen in Kurdistan und im Irak entstehen.  Das Projekt verbindet individuelle Hilfe bei der Bearbeitung von massiven Gewalterfahrungen mit der Stärkung der Rolle der Überlebenden im politischen  und gesellschaftlichen Prozess der Vergangenheitsbearbeitung.  
Die Initiative wird vom Verein HAUKARI e.V. begleitet und aus Mitteln des Auswärtigen Amtes, Institut für Auslandsbeziehungen - projekt zivik gefördert.

Fotoausstellung „Vom Leben nach Anfal“
Im Rahmen des Projekts “Erinnerungsforum“ porträtieren kurdische KünstlerInnen seit Mai 2010 Anfal-Überlebende mit Erinnerungsstücken an ihre verschwundenen und ermordeten Angehörigen. Mehr als 800 Fotos sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Sie erzählen die Geschichte  der Verschwundenen und Ermordeten ebenso wie die der Überlebenden und  sollen später in der Eingangshalle des Erinnerungsforums fest installiert werden. Für die Ausstellung „Vom Leben nach Anfal“ wurden 48 dieser Fotos vergrößert und mit Begleittexten zur Situation der Anfal-Überlebenden und dem Projekt Erinnerungsforum versehen.