"Die Drogen und die Maras töten" - Wandmalerei in Guatemala
"Die Drogen und die Maras töten" - Wandmalerei in Guatemala. Urheber/in: Zhu. Creative Commons License LogoDieses Bild steht unter einer Creative Commons License.

Podiumsdiskussion

Dienstag, 05. Juli 2016 18.30 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Podiumsdiskussion

Gewalt und Unsicherheit in Zentralamerika

Das Versagen der harten Hand und die Debatte um demokratische Gegenkonzepte

Ein Drittel aller Morde weltweit wird in Lateinamerika verübt, obwohl dort nur acht Prozent der Weltbevölkerung leben. Zentralamerika – oder genauer: das „nördliche Dreieck“ bestehend aus Guatemala, Honduras und El Salvador - bildet die Spitze der Gewalt: 2015 betrug die Mordrate in El Salvador 116 pro 100 000 Einwohner/innen, die Mordraten in Honduras und Guatemala sanken leicht und lagen bei jeweils 60. Der globale Durchschnitt beträgt 6,2 pro 100 000 Menschen.

Die Mordopfer sind vor allem junge Männer. Die Organisation Amerikanischer Staaten schätzt, dass z.B. in El Salvador ein Fünftel aller 20-30jährigen Männer umgebracht wird. Im gesamten nördlichen Dreieck gibt es aber auch eine hohe Zahl von Feminiziden und vermehrt gezielte Morde an LGBT-Personen.

Für die Gewalt sind verschiedene Tätergruppen verantwortlich. Neben den berüchtigten Maras, bewaffneten (Jugend)Banden, gibt es eine Reihe von weiteren Gewaltakteuren wie Netzwerke der Organisierten Kriminalität, die vor allem im Drogenhandel aktiv sind. Häufig haben sie staatliche Institutionen einschließlich der Sicherheitskräfte infiltriert und die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität verwischt. Die Transportrouten des Drogenhandels sind zumeist die Gebiete mit den meisten Gewalttaten und der größten Unsicherheit.

Die Regierungen reagieren auf diese Situation in der Regel mit einer Politik der harten Hand. Diese Strategie gerät zunehmend unter Kritik: Sicherheitskräften werden schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen - es kursieren zunehmend Gerüchte über die Existenz von Todesschwadronen.

Das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in El Salvador hat mit relevanten Menschenrechtsorganisationen aus Guatemala, Honduras und El Salvador, sowie Vertreter/innen von alternativen Medien und Universitäten ein zivilgesellschaftliches Sicherheitsnetzwerk des Nördlichen Dreiecks (Red de Organizaciones de la Sociedad Civil del Triángulo Norte de Centroamérica) gegründet.

Das Netzwerk arbeitet daran, Erkenntnisse sowie unterschiedliche Interpretationsansätze zum Problem der Gewalt und Unsicherheit und zur Organisierten Kriminalität in der Region zu sammeln und analysieren. Zudem werden grenzüberschreitend und gemeinsam demokratische, menschenrechtsbasierte Gegenkonzepte zur bestehenden Sicherheitspolitik entwickelt.

Der Journalist José Luis Sanz aus El Salvador und die Sicherheitsexpertin Ana Glenda Tager aus Guatemala stellen an diesem Abend die Arbeit des Sicherheitsnetzwerkes vor und diskutieren die Situation von Gewalt und Unsicherheit im nördlichen Dreieck: Welche Faktoren bedingen die extreme Gewalt in der Region? Welchen Einfluss haben die einzelnen Akteure auf staatliche Institutionen und die Demokratie? Wie ist die staatliche Sicherheitspolitik zu bewerten, und welche Ansätze gibt es für demokratische Gegenkonzepte?  

Mit:
José Luis Sanz, Journalist, Direktor von “El Faro”, El Salvador
Ana Glenda Tager, Regionaldirektorin für Lateinamerika, Interpeace Guatemala

Moderation: Bernd Pickert, Auslandsredakteur, taz. die tageszeitung


Eine Anmeldung ist nicht notwendig


Informationen:       
Ines Thomssen, Projektbearbeitung Lateinamerika, Heinrich-Böll-Stiftung
E-Mail: thomssen@boell.de
Telefon: 030 28534 324

Adresse
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
Schumannstr. 8
10117 Berlin
Veranstalter*in
Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin