Vortragsreihe
- Dienstag, 03. Juni 2014 19.00 In meinem Kalender speichern
Gleichheit und Ungleichheit im Zeitalter Obamas
Afro-Amerikanische Realität in den USA heute
Am 28. August 1963 hielt der Bürgerrechtsaktivist und Baptistenprediger Dr. Martin Luther King Jr. seine Rede als Höhepunkt des "Marsches auf Washington für Jobs und Freiheit". Sie fand unter dem Titel I have a Dream Eingang in das kollektive Gedächtnis vieler Völker weltweit. Erst am Ende der Ansprache schob King sein Manuskript spontan beiseite und wechselte vom Modus der politischen Rede zu einer utopistischen Predigt. Gary Younge schrieb anlässlich des 50sten Jahrestags der Rede, ihre Stärke läge nicht nur im tiefen Verständnis für das Publikum – die 250.000 zumeist Schwarzen Menschen am Ort, aber auch die Millionen, die die Live-Übertragung vor dem Fernseher verfolgten – oder in ihrer Klarheit und Brillanz, sondern insbesondere in der Gleichzeitigkeit von zeitgemäßer Botschaft und zeitlosem Anspruch. So sollten die Aspekte eines universellen Humanismus noch Jahre und Jahrzehnte später nordirische Katholiken/innen, Schwarze Südafrikaner/innen, europäische Sinti und Roma und LGBTI-Gruppen ansprechen, um ihren politischen Forderungen und gesellschaftspolitischen Hoffnungen Ausdruck zu verleihen.
Die Geschichte der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung zeigt, dass der Kampf um Anerkennung sich hier auf die Durchsetzung von Bürgerrechten, universalen Menschenrechten und gleichberechtigter Teilhabe richtet. Die Lage vieler Afro-Amerikaner/innen vermittelt heute ein gespaltenes Bild: Während der Schwarzen Mittelschicht der soziale und ökomische Aufstieg gelungen ist, sprechen gleichzeitig die Gefängnisstatistiken für sich. In Europa löst die zunehmende soziale und kulturelle Diversifizierung der oftmals als ethnisch homogen verstandenen europäischen Gesellschaften nicht nur bei Teilen der Bevölkerung, sondern auch bei der politischen Elite große Verunsicherung aus. Soziale Probleme werden oft als kulturelle oder ethnische Konflikte skandalisiert. Soziale Spannungen, Schwächen des Bildungssystems und Arbeitsmarktprobleme werden mit Einwanderung und kultureller Vielfalt vermengt.
In einem transatlantischen und historischen Blickwechsel sollen Fragen des strukturellen Rassismus, der Identitätspolitik und Gleichberechtigung diskutiert werden:
Stehen sich eine inklusive US-amerikanische Gesellschaft und ein sozialstaatlich verfasstes Europa mit geringerer anerkannter Diversität gegenüber?
Welche Politik der Inklusion brauchen USA und Europa um die beiden großen Versprechen der Demokratie einzulösen: soziale Gerechtigkeit und politische Partizipation?
Sind Affirmative Action-Maßnahmen angesichts der sich stark differenzierenden sozialen Lage von Minderheiten inzwischen überflüssig?
Mit:
Gary Younge – The Guardian, Journalist & Autor
Dr. Bernd Hübinger - Bundeszentrale für politische Bildung
Anjana Shrivastava - Die Neue Weltbühne
Mekonnen Mesghena - Heinrich-Böll-Stiftung
Ort:
Bundeszentrale für politische Bildung, Friedrichstr. 50, 10117 Berlin
Die Veranstaltungsreihe mit Gary Younge (The Guardian, Journalist & Autor; Großbritannien/USA) ist ein Kooperationsprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung, Die Neue Weltbühne (Bundeszentrale für politische Bildung), der Werkstatt der Kulturen und dem British Council.
Gary Younge ist einer der einflussreichsten Schwarzen Journalist/innen der Gegenwart. Er arbeitet für die britische Zeitung The Guardian und lebt in Chicago. Er ist Autor u.a. von The Speech - The Story Behind Dr. Martin Luther King Jr.'s Dream (2003); Who are We? And Should it Matter in the 21st century? (2010); Stranger in a Strange Land: Travels in the Disunited States (2006).