Online-Diskussion
- Montag, 11. Januar 2021 19.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Grenzen einreißen! Migration und Pandemie
Die pandemiebedingten Grenzschließungen, Aufnahmestopps, Behördenschließungen und internationale Abschottungspolitik in Kombination mit dem europäischen Unwillen zu handeln hatten und haben fatale Folgen für Geflüchtete und Menschen die sich auf der Flucht befinden.
Zum Auftakt unserer diesjährigen Vortragsreihe thematisieren wir die erschreckenden Ausmaße europäischer Verantwortungslosigkeit in migrationspolitischen Fragen. Dazu berichten Menschen aus und über die Zustände in zwei griechischen Lagern: Ritsona und Karatepe 2 - von seinen Bewohner:innen auch Moria 2 genannt.
Das Lager Ristona liegt ca. 70 km von der griechischen Hauptstadt Athen entfernt. Moria 2 dürfte wohl das bekannteste der griechischen Elendslager sein und befindet sich auf der Insel Lesbos. Nach dem Großbrand im September 2020 richtete sich viel Aufmerksamkeit auf die Insel in der Nord-Ägäis. Doch das Medieninteresse scheint verflogen. Die menschenverachtenden Bedingungen in den griechischen Lagern sind politisch gewollt. Sie dienen der Abschreckung; Menschenrechtsverletzungen werden dabei billigend in Kauf genommen. Dieser Abend soll dazu dienen, gemeinsam hinzuschauen, im Gespräch zu bleiben und ins Handeln kommen.
Um zu erfahren was vor Ort passiert, kommen wir mit Menschen ins Gespräch, die in den Lagern leben und von der Situation vor Ort berichten. Wie wirkt sich der Lockdown auf die Menschen und die Bedingungen in den Camps aus? Welche Erwartungen und Fragen haben Geflüchtete an die Regierungen der EU und die Bürger:innen Europas? Aber natürlich auch: Welche Wünsche und Träume treiben sie an und was gibt ihnen Hoffnung?
Wir sprechen mit:
Yaser Taheri (Medienaktivist und Bewohner von Moria 2; aus Afghanistan)
"Wir kamen nach Europa, um Asyl zu ersuchen und landeten an einem Ort umgeben von Stacheldraht - wir wussten nicht, dass wir von einer Hölle in eine andere entfliehen würden."
Parwana Amiri (Menschenrechtsaktivistin und Autorin und Bewohnerin von Ritsona; aus Afghanistan)
"Der Coronavirus ruft eine bestimmte Art von Grundverständnis voraus, er versetzt dich in die Schuhe von Geflüchteten."
Jan Theurich (Freier Journalist, Dunya Collective und zur Zeit auf Lesbos; aus Deutschland)
"Die Zustände in den Lagern der ägäischen Inseln sind Resultat einer gezielten Politik der Abschreckung und rassistischen Ausgrenzung. Es hilft nichts wenn wir nur Geld- oder Sachspenden an NGOs schicken. Wir müssen die Politik verändern die solche Zustände hervorruft."
Nazanin Foroghi (Cultural Mediator in einer NGO, die in Moria 2 aktiv ist; aus Afghanistan)
"Vielleicht haben wir Grenzen überquert, um unsere Leben zu retten. Aber jetzt sitzen wir an einer neuen Grenze fest, die sich unendlich anfühlt. Wir sind atemlos zwischen dem Camp und der Welt da draußen. Wir sterben, und im Moment wurde eure Aufmerksamkeit wieder auf uns verlagert, vielleicht durch eine erneute Katastrophe oder etwas anderes - es wird zu spät sein. Also handelt jetzt."
Der Livestream kann unter diesem Link gefolgt werden
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- Petra-Kelly-Stiftung
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