Samstag, 30. September 2006 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Hitler war's. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit

Lesung und Gespräch mit Hannes Heer im Rahmen der Greifswalder Präventionstage

Es gab sicherlich kein Jahrzehnt mit mehr Darstellungen der Zeit des Nationalsozialismus als das unsere. Bernd Eichingers monumentales Heldenepos „Der Untergang“, die Fernseh-Dokumentationen des ZDF-Chefhistorikers Guido Knopp und die Publikationen des Hitler- und Speerexperten Joachim C. Fest erreichen ein Millionenpublikum. Diese neue Geschichtsschreibung dient jedoch nicht mehr der Reflexion und Selbsterkenntnis. Mit ihrer Fixierung auf Hitlers Hofstaat, entlasten die Mythologen die Masse der Deutschen und tragen zur Befreiung von einer als lästig empfundenen Vergangenheit bei, die dem Wunsch nach einem neuen nationalen Selbstbewusstsein im Wege zu stehen scheint.<br> <br> Der Versuch, Hitler zum Dämonen und alleinigen Sündenbock zu stempeln, mag in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch als psychologisch verständlich durchgehen. Dass er bis heute mit Erfolg unternommen und in mediale Wirklichkeiten übersetzt wird, verdient seit langem eine ausführlichere Analyse, die Hannes Heer nun im Aufbau-Verlag vorgelegt hat. Unter dem Titel ´Hitler war´s´. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit rechnet Heer mit der telegenen Aufarbeitung der NS-Geschichte ab und sticht in das Wespennest von der „deutschen Kollektivunschuld“.<br> <br> So analysiert er Dietrich Bonhoeffers harsche Kritik der deutschen Eliten und findet in der neuesten Erinnerungsliteratur – etwa bei Uwe Timm und Tanja Dückers – Beispiele für eine konstruktive Auseinandersetzung mit der eigenen und/oder familiären Vergangenheit.<br>