- Dienstag, 11. Juni 2013 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
InderKinder - ein Gespräch über Zuschreibungen und Zugehörigkeiten
Präsentation des Buches „InderKinder Über das Aufwachsen und Leben in Deutschland“
Eine Veranstaltung der Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung
'Die Metapher 'Zwischen den Stühlen sitzen' gehört zur deutschen Integrationsdebatte und ist vermutlich allen in Deutschland Lebenden bekannt. Angenommen wird, dass die zwischen-den-Stühlen Sitzenden aus 'unterentwickelten' Ländern kommen. Da Indien nach weißem deutschem Maßstab ein Status von 'Unterentwicklung' anhaftet, wird auch der zweiten Generation Inderinnen und Indern unterstellt, sie würden zwischen einer 'indischen Kultur' und einer 'deutschen Kultur' sitzen. Dabei sitzen sie höchstens zwischen einengenden Erwartungen“, schreibt die in Berlin geborene Pia Thattamannil in „InderKinder“.
Der Titel des Buches verweist auf die von Jürgen Rüttgers im März 2000 ausgerufene Kampagne „Kinder statt Inder“, die auf die Green-Card-Initiative für sogenannte „Computer-Inder“, also Fachleute im IT-Bereich, replizierte – und die die Gruppe der in Deutschland leben Menschen mit biographischem Bezug zu Indien erstmals in den Fokus einer rassistischen Kampagne rückte. In der Auseinandersetzung mit der Kampagne lässt sich einiges über das deutsche Indienbild, das deutsche Bild von Fremden überhaupt und vor allem etwas über die Ängste „der Deutschen“ lernen. Die Wortschöpfung InderKinder im Buchtitel ist dabei eine selbstbewusste und ironisierende Aneignung dieser rassistischen Ausgrenzung.
Die Beitragenden des Buches Merle Kröger, Nivedita Prasad und Pia Thattamannil diskutieren gemeinsam mit der 1968 nach Deutschland gekommenen Journalistin Navina Sundaram aus einer rassismuskritischen und feministischen Perspektive über Zuschreibungen und Zugehörigkeiten in Deutschland – sowie über die Bedeutung und Begrenzungen der Kategorie „InderKinder“ hierbei.
Mit:
Merle Kröger, Filmemacherin und Autorin, Berlin
Nivedita Prasad, Alice Salomon Hochschule Berlin, Trägerin des Anne-Klein-Frauenpreises 2012, Berlin
Navina Sundaram, Journalistin, Hamburg
und
Pia Skariah Thattamannil, Doktorandin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, Marburg
Moderation:
Urmila Goel, Kultur- und Sozialanthropologin, Herausgeberin von „InderKinder. Über das Aufwachsen und Leben in Deutschland“
Sprache: Deutsch
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin