Jour Fixe: Kosovo - Vom Protektorat zum EU-Mitglied?

Der Kosovo erlebt politisch unruhige Zeiten. Nach dem Rücktritt von Präsident Sejdiu Ende September und dem Sturz der Regierung Thaci Anfang November stehen nun am 12. Dezember vorgezogene Parlamentswahlen an. Ob sie zu einer Veränderung der machtpolitischen Konstellation im Kosovo führen, ist offen; ebenso, ob sie Veränderungen in der außenpolitischen Orientierung des Landes nach sich ziehen. Im Zustand der politischen und wirtschaftlichen Krise erscheint derzeit vielen die Perspektive der europäischen Integration des Kosovo jedenfalls unerreichbar.
Zugleich sollen – auf Drängen und unter der Ägide der EU – noch in diesem Jahr direkte Verhandlungen zwischen Serbien und Kosovo aufgenommen werden. Die Tagesordnung solcher Verhandlungen jedoch ist höchst umstritten: Soll es – jenseits von Statusfragen – allein um Fragen der technischen Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Kooperation gehen? Sind Status- und territoriale Fragen tabu, da sie längst entschieden sind (Mehrheitsposition in der EU), oder sollen die Verhandlungen auch der Suche nach Kompromissen in der Statusfrage dienen? Wie weit hängt die Annäherung Serbiens und Kosovos an die EU vom erfolgreichen Verlauf der Verhandlungen ab?
Und schließlich: Durch welche politischen Schritte sollte die EU zu einer langfristigen Stabilisierung des Kosovo beitragen?

Mit:
Erich Rathfelder, Autor/Korrespondent der tageszeitung, Sarajevo
Besa Shahini, European Stability Initiative, Berlin/Prishtina
Andreas Ernst, Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung, Belgrad

Moderation:
Rüdiger Rossig, Times Media, Berlin