- Dienstag, 05. Dezember 2006 19.30 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Jour Fixe: Wie weit geht die Erneuerung? - Lateinamerika nach dem Wahlmarathon
Öffentliche Podiumsdiskussion
Das insbesondere von den USA initiierte Vorhaben eines gesamtamerikanischen Freihandelsabkommens ist vorläufig gescheitert. Stattdessen haben lateinamerikanische
Integrationsprojekte neue Dynamiken erfahren, wie z.B. der Mercosur, dem Venezuela seit Anfang Juli als Vollmitglied beigetreten ist. Der Andenpakt CAN wurde durch den Austritt Venezuelas faktisch aufgelöst, während Venezuela gleichzeitig unter dem Namen ALBA ein neues Bündnis (z.Zt. Venezuela, Cuba, Bolivien) ins Leben gerufen hat.Bei diesen regionalen Integrationsprojekten stehen nicht nur Interessen an Absatzmärkten im Zentrum der Überlegungen, sondern insbesondere strategische Energie- und Rohstofffragen. In diesem Zusammenhang werden zahlreiche neue Infrastruktur-Megaprojekte geplant, von Großstaudämmen, Atomkraftwerken bis hin zu einer Gaspipeline von Venezuela bis Argentinien. Allerdings treten Länder wie China und Indien zunehmend auch in Lateinamerika unmittelbar als Nachfrager von Rohstoffen und Investor bei größeren Erschließungs- und Infrastrukturprogrammen auf. So sprudeln zwar einerseits die Einnahmen aus dem Geschäft mit dem Öl und anderen Rohstoffen, andererseits wirken sich zugleich die weltweit steigenden Preise für diese Güter auch auf die örtlichen Ökonomien aus eine zukunftsorientierte, auf nachhaltige Technologien setzende und damit Unabhängigkeit fördernde Energiepolitik beispielsweise ist nirgends auch nur ansatzweise zu erkennen.
Wo liegen die Grenzen dieses Entwicklungsmodells? Haben die neuen Sozialpolitiken und die regionale Neuorientierung unter diesen Bedingungen eine langfristige Perspektive? Wie wirken sich die politischen Veränderungsprozesse auf die demokratischen Institutionen, auf die Beteiligungs-möglichkeiten für die Bevölkerung aus? Zeichnen sich neue Möglichkeiten für zivilgesellschaftliches politisches Engagement und Lobbyarbeit ab, sind neue Partizipations-strukturen entstanden oder erkennbar? Sind mehr Frauen in der Politik vertreten? Wie sind Genderthemen in die neuen Regierungsvorhaben integriert?
Unsere Gäste:
Guacira César de Oliveira, Feministisches Zentrum für Studien und Beratung (CFEMEA), Brasilien
Barbara Fritz, Freie Universität Berlin
Claudia Zilla, Stiftung Wissenschaft und Politik
Moderation:
Bernd Pickert, die tageszeitung
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin