Fachtagung

Dienstag, 14. November 2023 09.30 – 16.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Fachtagung

Kunst, Wissen, Widerstand

Kritische Perspektiven auf Machtverhältnisse im Kontext von Kunst und Bildung

“Weder Kunst noch Kulturelle Bildung sind aus einer postkolonialen Perspektive als neutral und harmlos, sondern stets als in Herrschafts- und Machtstrukturen eingeschrieben zu betrachten.” María do Mar Castro Varela & Leila Haghighat (2023, Double Bind Postkolonial)
Kunst hat das Potential, Machtverhältnisse aufzuzeigen und dem politischen, sozialen und ökologischen Status quo etwas entgegenzusetzen. Aber da ist auch die Gewalt in der Kunst, zum Beispiel durch rassistische Repräsentationen, Unsichtbarmachung und die Abwertung von postkolonialen Perspektiven sowie die Aneignung und der Diebstahl von Kunst beispielsweise aus dem globalen Süden.
Bei unserer mittlerweile vierten Fachtagung beschäftigen wir uns mit Kunst und Wissensbeständen im Kontext von Herrschafts- und Machtpraxen in Deutschland.
Auch für den Bereich der (politischen) Bildung hat Kunst eine besondere Bedeutung. Sie kann empowern, hat eine entscheidende Wirkung darauf, was als wissenswert gilt, was an Schulen und in Bildungseinrichtungen gelehrt wird. Gleichzeitig werden gesellschaftliche Realitäten aus bestimmten Perspektiven abgebildet, reproduziert und in Frage gestellt. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Widersprüchen und Wissensbeständen, die teilweise unlearned und neu gelernt werden müssen, ist deswegen unabdingbar.
Welche Rolle spielt Kunst als Form von Widerstand? Was gilt als legitimes Wissen und wie kann das im Bereich der formellen und informellen Bildung machtkritisch hinterfragt werden? Wie steht es derzeit um das Thema Rassismus und Diskriminierung im Bildungskontext, welche Antworten gibt es darauf? Was setzen politische Bildner*innen und Kulturschaffende Ausschlüssen und Abwesenheiten entgegen?
Wir laden am Dienstag, den 14.11.2023, sowohl zu moderierten Austausch- und Reflexionsräumen als auch zu künstlerischer Auseinandersetzung ein. Koray Yilmaz-Günay führt durch die Tagung und es wird Vorträge von María do Mar Castro Varela und Verónica Orsi geben.
Veranstaltungsort:
Spore-Haus
Herrmannstraße 86
12051 Berlin

Veranstaltungsablauf:
09:30 Begrüßung und Grußworte
10:00 Vortrag Verónica Orsi
11:00 Austausch- und Reflexionsräume
Mittagspause
14:00 Vortrag María do Mar Castro Varela
15:30 Künstlerischer Act von TRV?NI? und Shlomi Moto Wagner
16:00 Ende der Veranstaltung

Austausch- und Reflexionsräume (Beschreibungen weiter unten):
in Präsenz:
1) Kunst als Zugang zu politischen machtkritischen Themen - am Beispiel von Audioausstellung und Audio-Walk
Soraya Reichl & Fine Freiberg
2) Beschwerdestellen und die Erfassung von Daten gegen Rassismus als Notwendigkeit
Melih Ergün (Registerstelle Neukölln) und Natalia Amina Loinaz (CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit)
3) Der Gewalt von Diskriminierungen präventiv entgegensteuern: Strategien im Kontext der Ausbildung von Lehrkräften am Beispiel Gender und an einem Praxisbeispiel der Fichtelgebirge Grundschule
Claudia Sommer (Freie Universität Berlin, Margherita-von-Brentano-Zentrum, Toolbox Gender und Diversity in der Lehre) und Maja Jamal-Eddine (Lehrerin an der Fichtelgebirge Grundschule in Berlin)
4) Kinderbücher, die die Welt bedeuten – Empowerment international
Mariela Nagle (Facilitator bei Spore)
Online:
5) Empowerment-Raum (ausschließlich für negativ von Rassismus und Antisemitismus betroffene Menschen)
Patricia Göthe (anti-bias-netz und Fachstelle Kinderwelten) und Ahmed Sadkhan (Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. ufuq gebürtiger Kreuzberger, queer-muslimischer aktivist mit arabischen Wurzeln, freier Bildungsreferent zu Themen rund um Anti-Diskriminierung)
6) Reflexion – Macht – Haltung: Ich selbst im Geflecht der Machtstrukturen
Birol Mertol (FUMA Fachstelle Gender & Diversität) und Dana Meyer (Referentin für politische Bildung)
7) „Zine Collagen“ – Kunst als Teil von politischer Arbeit
Shiva Amiri (Trainer*in, Performer*in, Moderator*in, Autor*in & Sufi)

Die Teilnahme ist kostenfrei und findet als Hybridveranstaltung statt. Um vorherige Anmeldung wird gebeten. Die Keynotes werden über Zoom live übertragen. Einige Austausch-und Reflexionsräume finden online statt und einige in Präsenz. Weitere Informationen zu den Austausch- und Reflexionsräumen finden sich unten. Nach der Anmeldung erhalten Sie eine E-Mail mit einem Link, über den Sie sich zu den jeweiligen Workshops anmelden können.
In Präsenz können 60 Personen an der Tagung teilnehmen, und in den moderierten Austausch- und Reflexionsgruppen können jeweils zwölf Personen teilnehmen.
Hinweise zu Barrieren: Die Veranstaltung findet in deutscher Lautsprache statt, eine Verdolmetschung in Gebärdensprache ist leider nicht vorgesehen. Die Veranstaltungsräume sind stufenlos erreichbar, es gibt ein rollstuhlgerechtes WC.

Anmeldeschluss 13.11.2023

Eine Kooperationsveranstaltung zwischen dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung (Realisiert aus Mitteln der Stiftung deutsche Klassenlotterie Berlin) und dem Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. (Projekt: Bildungsbausteine gegen antimuslimischen Rassismus, Für eine demokratische und pluralistische Gesellschaft), gefördert durch die Senatsverwaltung für Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung– LADS.

Informationen zu den Austausch- und Reflexionsräumen:
1) Kunst als Zugang zu politischen machtkritischen Themen - am Beispiel von Audioausstellung und Audio-Walk Soraya Reichl & Fine Freiberg
Soraya Reichl (she/they) ist Theatermacherin, Performerin und Bildungsreferentin aus Berlin. In ihrer Arbeit steht die künstlerische und politische Stärkung von jungen Akteur*innen im Mittelpunkt. Sie arbeitete u.a. am Maxim Gorki Theater, am Ballhaus Naunynstraße, am Ballhaus Ost, am Theater an der Parkaue sowie an den Sophiensælen. Gemeinsam mit Lea Sherin entwickelte sie den performativen Audio-Walk REMEMBER NOW! - Eine Geschichte des Einander Erinnerns an den Sophiensaelen in Berlin.
Fine Freiberg (she/they) hat an der HGB Leipzig ihr Studium in Fotografie und Medienkunst absolviert und ist seitdem u.a. als Medienpädagogin tätig. Hierbei geht es vor allem um die Kompetenzen zur Reflektion und Gestaltung medienvermittelnder Kommunikation eingebettet in kollektive und intersektionale Diskurse.
Im Reflektionsraum möchten wir euch Einblicke in die Erfahrungen der Referent*innen bezüglich ihrer künstlerischen/pädagogischen Arbeit geben. Die Referent*innen freuen sich mit den Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen und sich aktiv mit den Themen der Antidiskriminierungsarbeit, Kommunikationsformen und dem Einsatz von Medien auseinanderzusetzen.
2) Beschwerdestellen und die Erfassung von Daten gegen Rassismus als Notwendigkeit Melih Ergün (Registerstelle Neukölln) und Natalia Amina Loinaz (CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit
Rassismus und Diskriminierung sind kein Problem einer Minderheit, sondern gefährden unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt. CLAIM bildet eine breite gesellschaftliche Allianz gegen die Ausgrenzung von Muslim*innen, gegen Intoleranz, Diskriminierung, Islam- und Muslimfeindlichkeit. Ziel ist auch die Expertise zum Themenfeld Islam- und Muslimfeindlichkeit/antimuslimischer Rassismus zu bündeln, zu verbessern und für die Bereiche Bildung, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zur Verfügung zu stellen.
Bei der Registerstelle Neukölln können unterschiedliche Diskriminierungsformen, die rassistisch, antisemitisch, LGBTIQ*-feindlich, antiziganistisch, extrem rechts, sozialchauvinistisch, behindertenfeindlich oder antifeministisch sind, gemeldet werden. Die Berliner Register sammeln die Meldungen, werten sie aus und veröffentlichen sie als Einträge in einer Chronik. Im Reflexionsraum wird die Arbeit der beiden Organisationen vorgestellt und es wird Möglichkeit für Fragen und den gemeinsamen Austausch geben.
3) Der Gewalt von Diskriminierungen präventiv entgegensteuern: Strategien im Kontext der Ausbildung von Lehrkräften am Beispiel Gender und an einem Praxisbeispiel der Fichtelgebirge Grundschule Claudia Sommer (Freie Universität Berlin, Margherita-von-Brentano-Zentrum, Toolbox Gender und Diversity in der Lehre) und Maja Jamal-Eddine (Lehrerin an der Fichtelgebirge Grundschule in Berlin)
Die Aufgaben von Bildungsinstitutionen ist es, allen Kindern gleiche Bildungsrechte zu sichern und die individuellen und sozialen und gesellschaftlichen Unterschiede zu berücksichtigen. Trotz der Gesetzeslage ist die Realität von vielen Schüler*innen und ihren Familien eine andere. Welche Möglichkeiten gibt es für Kinder und Eltern dies an Schulen zu thematisieren, einzufordern und Unterstützung zu erwarten, ohne dass es die Sorge um weitere Benachteiligung gibt? Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte müssen ebenso unterstützt und fortgebildet werden, dabei ist das Wissen um sexistische/rassistische/antisemitische und weitere Diskriminierungsformen essentiell. Aus der Projektarbeit an Grundschulen möchten wir erste Schritte und Möglichkeiten aufzeigen, die es für eine Veränderung braucht und die Erfahrungen von Teilnehmenden mit einbinden.
4) Heranführung an und Beschäftigung mit Vielfalt und Inklusion in der Kinderliteratur - Mehrsprachige bzw. internationale Kinderbücher: Brücke für Kulturverständnis oder Lernmittel für Sprachkompetenzen? Mariela Nagle (Facilitator bei Spore)
Wenn man von Mehrsprachigkeit in der Kinderliteratur hört, denkt man oft an ein Buch, wo eine Geschichte in zwei oder mehreren Sprachen erscheint. Die steigende Produktion von bilingualen oder mehrsprachigen Kinderbüchern in Deutschland deutet darauf hin, dass sich viele Bildungsakteure sowie einige Marktforschende um die neue transkulturelle Gesellschaft kümmern wollen.
Wie nehmen wir jedoch diese zunächst positive Entwicklung auf? Was bieten Kinderbücher aus anderen Kulturen an? Wie stehen wir zur Bildsprache in Bilderbüchern? Was verstehen wir unter Inklusion, wenn wir über Bilderbücher sprechen?
Anhand internationaler Bilderbücher werden wir einen schönen Austausch ermöglichen.
5) Empowerment-Raum (ausschließlich für negativ von Rassismus und Antisemitismus betroffene Menschen) Patricia Göthe (anti-bias-netz und Fachstelle Kinderwelten) und Ahmed Sadkhan (Bildungsteam Berlin-Brandenburg e.V. ufuq gebürtiger Kreuzberger, queer-muslimischer aktivist mit arabischen Wurzeln, freier Bildungsreferent zu Themen rund um Anti-Diskriminierung)
Rassistische und antisemitische Diskriminierung und Gewalterfahrungen sind Alltagspha¨nomene und für viele Menschen auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene immer wieder spürbar. Wir möchten einen Raum anbieten, der einen Austausch über Strategien und Umgang bei rassistischer und antisemitischer Diskriminierung eröffnet. Was tut uns/mir gut? Womit haben wir/ich positive und heilende Erfahrungen gemacht? Welche Netzwerke/Adressen sind empfehlenswert? Diesen Raum möchten wir gemeinsam nach Bedarfen in der Gruppe mit euch gestalten.
6) Reflexion – Macht – Haltung: Ich selbst im Geflecht der Machtstrukturen Birol Mertol (FUMA Fachstelle Gender & Diversität) und Dana Meyer (Referentin für politische Bildung)
Was bedeutet Macht? Wie erkenne ich Machstrukturen und wie bin ich in diese eingebunden? Wie kann Macht zu Diskriminierung, aber auch zum Abbau dieser beitragen? All diesen Fragen wollen wir in unserem praxisnahen und biografischen Reflexions- und Austauschraum nachgehen. Mit kurzen Übungen und Gesprächen in kleiner Runde steht vor allem die Interaktion aller Teilnehmenden im Fokus dieses Angebots.
7) [AUSGEBUCHT] „Zine Collagen“ – Kunst als Teil von politischer Arbeit Shiva Amiri (Trainer*in, Performer*in, Moderator*in, Autor*in & Sufi)
Die Kraft von Kunst wird in der Bildungsarbeit oft unterschätzt. Dabei kann die künstlerische Sprache schwierige Themen besprechbar machen und neue Perspektiven auf politische Fragen geben. Für eine gerechtere, transformative Gesellschaft brauchen wir kreative Gedanken. In dem Workshop gestalten wir gemeinsam mit Hilfe von unterschiedlichen Materialien Zine Collagen. Die Arbeitsschwerpunkte von Shiva sind embodied social justice, Achtsamkeit, Rassismus, Klassismus sowie Cis- und Heteronormativiät. Shiva positioniert sich als queere, nicht-binäre, Trans muslim of Color. Als Selbstverteidigungs- und Empowermenttrainer*in möchte Shiva Räume schaffen, in denen wir nicht nur ÜBER-Leben, sondern gerne sind, uns gegenseitig stärken und gemeinsam heilen können. Shiva bietet (theater-)Workshops und intersektionale Prozessbegleitung für Kunst- und Kulturinstitutionen an.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch