- Samstag, 16. März 2013 14.00 – 16.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Leitbild Schweiz oder Kasachstan? - Wie viel DDR steckt in den ostdeutschen Agrarstrukturen?
Podiumsdiskussion
Schweiz oder Kasachstan? Diese Länder stehen für absolut gegensätzliche Agrarstrukturen. In der Schweiz dominieren auch heute klein- und mittelbäuerliche Höfe. Das Land ist deswegen nicht rückständig. In Kasachstan hingegen herrschen die aus den sowjetischen Kolchosen und Sowchosen hervorgegangenen Großbetriebe mit Flächenausstattungen von 5.000 bis 40.000 Hektar vor. Die deutsche Agrarstruktur liegt ungefähr in der Mitte zwischen der Schweiz und Kasachstan. Doch dieses Durchschnittsdeutschland existiert nur in der Statistik.
Auf dem Lande gibt es die deutsche Einheit noch nicht: Großbetriebe mit über 500 Hektar Land (das sind fünf Quadratkilometer) haben in Westdeutschland einen Anteil von 1,5 % und in Ostdeutschland einen Anteil von 68 % der Gesamtagrarfläche. Der ostdeutsche Durchschnittsbetrieb ist mehr als fünf Mal so groß wie der Westdeutsche; die Zahl der Beschäftigten je 100 ha liegt im Osten aber nur bei einem Drittel. Somit bringt die Ost-Landwirtschaft eine erheblich geringere Wertschöpfung in die ländlichen Räume als die westdeutsche – und sie ist hochgradig abhängig von Subventionen. Was uns als eine „Orientierung am Weltmarkt“ verkauft werde, sei nur eine Anpassung an die Getreide produzierenden Steppengebiete Asiens und Amerikas. Die Angleichung der ostdeutschen Dörfer und Kulturlandschaften an die dortigen Verhältnisse sei weit fortgeschritten – und inzwischen auch der separaten ostdeutschen Agrarpolitik nach 1990 anzulasten. Deren gezielte Befestigung einer sogenannten „gewachsenen Agrarstruktur“ der neuen Länder leugne die kommunistischen Systemverbrechen, verletze die Würde der betroffenen Familien und benachteilige diese abermals.
Michael Beleites verknüpft seine schonungslose Analyse der ostdeutschen Agrarpolitik vor und nach der 89er Revolution mit der Suche nach Visionen für eine zukunftsfähige Landbewirtschaftung. In dem bäuerlichen Erbe Sachsens und Thüringens sieht er eine besondere Chance zur schrittweisen Wiederbelebung sozial und ökologisch verträglicher bäuerlicher Strukturen. Die Agrarpolitik müsse daran gemessen werden, welche Richtung sie einschlägt: Schweiz oder Kasachstan?
Auf dem Lande gibt es die deutsche Einheit noch nicht: Großbetriebe mit über 500 Hektar Land (das sind fünf Quadratkilometer) haben in Westdeutschland einen Anteil von 1,5 % und in Ostdeutschland einen Anteil von 68 % der Gesamtagrarfläche. Der ostdeutsche Durchschnittsbetrieb ist mehr als fünf Mal so groß wie der Westdeutsche; die Zahl der Beschäftigten je 100 ha liegt im Osten aber nur bei einem Drittel. Somit bringt die Ost-Landwirtschaft eine erheblich geringere Wertschöpfung in die ländlichen Räume als die westdeutsche – und sie ist hochgradig abhängig von Subventionen. Was uns als eine „Orientierung am Weltmarkt“ verkauft werde, sei nur eine Anpassung an die Getreide produzierenden Steppengebiete Asiens und Amerikas. Die Angleichung der ostdeutschen Dörfer und Kulturlandschaften an die dortigen Verhältnisse sei weit fortgeschritten – und inzwischen auch der separaten ostdeutschen Agrarpolitik nach 1990 anzulasten. Deren gezielte Befestigung einer sogenannten „gewachsenen Agrarstruktur“ der neuen Länder leugne die kommunistischen Systemverbrechen, verletze die Würde der betroffenen Familien und benachteilige diese abermals.
Michael Beleites verknüpft seine schonungslose Analyse der ostdeutschen Agrarpolitik vor und nach der 89er Revolution mit der Suche nach Visionen für eine zukunftsfähige Landbewirtschaftung. In dem bäuerlichen Erbe Sachsens und Thüringens sieht er eine besondere Chance zur schrittweisen Wiederbelebung sozial und ökologisch verträglicher bäuerlicher Strukturen. Die Agrarpolitik müsse daran gemessen werden, welche Richtung sie einschlägt: Schweiz oder Kasachstan?
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)