Donnerstag, 17. März 2011 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Lost in Transition? Serbien – ein Jahrzehnt nach Miloševic

Wolfgang Klotz im Gespräch mit Vesna Rakic-Vodinelic über das Gastland der Leipziger Buchmesse 2011

Vesna Rakic-Vodinelic ist Professorin an der juristischen Fakultät der privaten Union-Universität in Belgrad. Sie ist in Belgrad geboren, studierte und promovierte auch an der dortigen juristischen Fakultät. Sie wurde Professorin an der gleichen Fakultät, spezialisierte sich in Zivilprozessrecht, Umweltrecht, und in Fragen der Organisation und Struktur des Justizwesens, eine - insbesondere im vergangenen Jahr der misslungenen serbischen Justizreform - interessante, wenn auch von den Entscheidungsträgern wenig nachgefragte Kompetenz.

1998, zwei Jahre vor dem Ende des Miloševic-Regimes, fiel ihre Arbeitsstelle sowie die von zweihundert weiteren KollegInnen an der juristischen Fakultät einer umfassenden Säuberungsaktion zum Opfer. Das heutige Belgrader Zentrum für Menschenrechte und die Jura-Fakultät der privaten Union-Universität sind die zwei wichtigsten Einrichtungen, an denen die von der staatlichen Fakultät damals entfernten Lehrerinnen und Lehrer ihre Arbeit fortzusetzen versuchten.

Sich mit dem Recht zu befassen, kann in einer Situation wie der serbischen seit 30 Jahren nicht gehen, ohne sich auch der Politik zu widmen. Vesna Rakic-Vodinelic war Mitglied der Bürger-Allianz (Gradanski savez Srbije), einer wichtigen Oppositionsgruppe gegen Miloševic, und vertrat im Jahr 1996 die damaligen Oppositionsparteien im Kampf gegen den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen in Serbien. Von 2001 bis 2006 leitete sie außerdem das Institut für Rechtsvergleiche und war von 2007-2010 Dekanin der Rechtsfakultät der Union-Universität. Bis heute arbeitet sie dort als Professorin.

Vesna Rakic-Vodinelic hat vierzehn Bücher und mehrere hundert Artikel veröffentlicht. Sie kommentiert das politische und gesellschaftliche Geschehen in Serbien regelmäßig durch kritische Beiträge auf der Internet-Seite »Pešcanik« (Sanduhr), die als das wichtigste Forum des freien und kritischen Geistes in Serbien betrachtet werden kann.