- Mittwoch, 13. Oktober 2010 16.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern
Lost in Transition? Serbien – ein Jahrzehnt nach Miloševic
Annäherung an ein schwer verstehbares Land
Zehn Jahre ist es her, dass Serbien sich der Herrschaft des Slobodan Miloševic entledigte. Doch weder dieses Datum des 5. Oktober 2000 noch irgendein anderes Ereignis in der Folge ist ins serbische Bewusstsein als ein Tag des wirklichen Neubeginns eingedrungen. Als einziger Teil der alten Föderation Jugoslawiens ist die Republik Serbien zuvörderst eine übrig gebliebene, nicht eine neu geborene. Sie hat keine „Stunde Null“ gesehen, in der sie sich – neben einigen politischen Figuren – auch einer Fülle anderen historisch angesammelten Ballastes hätte entledigen können.
Diejenigen, die den alten Populisten im Oktober 2000 in die politische Wüste schickten, waren sich einig nur in diesem einen Ziel. Schon über die Frage, ob sie ihn auch nach Den Haag schicken sollten, entzweiten sie sich wieder. Sie gruppierten sich in diversen Parteien, was ein der Staatswerdung zuträglicher Prozess hätte sein können – aber da war kein Staat im Werden, er war ja immer schon da. Nach einer Dekade grausamer Kriege und Vertreibungen aber waren dieser Staat und seine Gesellschaft in keiner der für die Zukunft relevanten Fragen mit sich im Reinen. Weder forderte eine Mehrheit der Gesellschaft Rechenschaft darüber, welche Rolle ihr Staat in der Dekade zuvor gespielt hatte, noch wollte der Staat sich der Frage stellen, welche seiner gesellschaftlichen Kräfte das Unheil befördert hatten und warum dies hatte geschehen können.
Wie also, mit wem und auf welcher Grundlage es weiter gehen sollte, wenn schon kein Neubeginn möglich war, darüber wurde kein minimaler Konsens gefunden, auf dessen Grundlage sich die verschiedenen Programme der Parteien hätten entfalten können. Die Frage des Minimalkonsenses selbst wurde zum Streitobjekt der politischen Akteure und ist es bis heute weitgehend geblieben.
Was ist das nun für ein Serbien, das vor fast einem Jahr seinen Beitritt zur Europäischen Union beantragte? Diese Frage soll uns einen Nachmittag und Abend lang beschäftigen. Aus dem Eindruck, dass die politisch Verantwortlichen in Belgrad die Grundlagen ihres Handelns selbst nur schwer werden begreiflich machen können, haben wir vor allem junge Stimmen aus diesem Land um Unterstützung bei dieser Annäherung gebeten. Sie gehören nicht zur politischen Klasse, wohl aber zum politisch und intellektuell relevanten Spektrum der Zivilgesellschaft.
Diejenigen, die den alten Populisten im Oktober 2000 in die politische Wüste schickten, waren sich einig nur in diesem einen Ziel. Schon über die Frage, ob sie ihn auch nach Den Haag schicken sollten, entzweiten sie sich wieder. Sie gruppierten sich in diversen Parteien, was ein der Staatswerdung zuträglicher Prozess hätte sein können – aber da war kein Staat im Werden, er war ja immer schon da. Nach einer Dekade grausamer Kriege und Vertreibungen aber waren dieser Staat und seine Gesellschaft in keiner der für die Zukunft relevanten Fragen mit sich im Reinen. Weder forderte eine Mehrheit der Gesellschaft Rechenschaft darüber, welche Rolle ihr Staat in der Dekade zuvor gespielt hatte, noch wollte der Staat sich der Frage stellen, welche seiner gesellschaftlichen Kräfte das Unheil befördert hatten und warum dies hatte geschehen können.
Wie also, mit wem und auf welcher Grundlage es weiter gehen sollte, wenn schon kein Neubeginn möglich war, darüber wurde kein minimaler Konsens gefunden, auf dessen Grundlage sich die verschiedenen Programme der Parteien hätten entfalten können. Die Frage des Minimalkonsenses selbst wurde zum Streitobjekt der politischen Akteure und ist es bis heute weitgehend geblieben.
Was ist das nun für ein Serbien, das vor fast einem Jahr seinen Beitritt zur Europäischen Union beantragte? Diese Frage soll uns einen Nachmittag und Abend lang beschäftigen. Aus dem Eindruck, dass die politisch Verantwortlichen in Belgrad die Grundlagen ihres Handelns selbst nur schwer werden begreiflich machen können, haben wir vor allem junge Stimmen aus diesem Land um Unterstützung bei dieser Annäherung gebeten. Sie gehören nicht zur politischen Klasse, wohl aber zum politisch und intellektuell relevanten Spektrum der Zivilgesellschaft.
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin