LUZZU + FROM HERE

Mit zwei Filmen und Gesprächsformaten beteiligen wir uns am Transnationalen Festival „Between Land and Sea“, das Bremen auf Initiative des Theaters mit den Hafenstädten Palermo und Tunis verbindet. Der „Blick entlang der Küstenlinien und globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten“ führt zu der Frage, wie sich die Kämpfe für eine faire Wirtschaft, Migrationsmöglichkeiten und Klimagerechtigkeit miteinander verbinden lassen.

Einen Einblick in das Spannungsfeld zwischen Tradition und dramatischen Veränderungen im Bereich Fischwirtschaft bietet Alex Camilleris Spielfilmdebüt „LUZZU“ (maltesisch mit deutschen Untertiteln), am 14. November um 20 Uhr im City 46.

Als Luzzu bezeichnet man auf Malta die dort typischen kleinen, bunten Fischerboote. Seit Generationen sind Fischer:innen in ihren Luzzus unterwegs, aber viele mussten aufgeben. Der Einfluss der globalen Erwärmung und die groß angelegte industrielle Fischerei haben die Meere ausgelaugt und sowohl die maritimen Ökosysteme als auch die Fischer:innen verarmen lassen. Zudem sind die Bedingungen durch EU-Regulatorien komplexer geworden, eine Schattenwirtschaft mit mafiösen Strukturen hat sich etabliert.

Protagonist von „LUZZU“ ist Jesmark Scicluna: Um seine Freundin und sein neugeborenes Kind zu versorgen, begibt er sich in die Welt der Schwarzmarktfischerei. Mit echten Fischer:innen an Originalschauplätzen gedreht, schließt „LUZZU“ an den italienischen Neorealismus an – als Drama vor der malerischen Mittelmeer-Kulisse. „Ein seltener Einblick in die Verhältnisse der europäischen Fischereiindustrie: Diese Mischung aus existenziellem Drama und Gesellschaftskritik wurde weitgehend mit Laiendarstellern besetzt, die neben ihrer Authentizität auch Charisma einbringen“, schreibt die NZZ. 

Zum gemeinsamen Filmgespräch stehen Izabela Anna Moren und Francesco Bellina zur Verfügung, die ihre Ausstellung „The Last Fishermen“ ab dem 16. November im „noon“ zeigen.

Der Dokumentarfilm „FROM HERE“ (engl./dt.) ist am 20. November schon um 18 Uhr im City 46 zu sehen. Christina Antonakos-Wallace und Jacqueline Görgen erzählen die hoffnungsvolle Geschichte von vier jungen (post-)migrantischen Künstler:innen und Aktivist:innen in Berlin und New York: Tania, Sonny, Miman und Akim. Über ein Jahrzehnt hinweg begleitet der Film ihr Leben und zeigt ihren Kampf um die Staatsbürgerschaft, ihr Ringen um Zugehörigkeit und verschiedene Formen von Widerstand und Widerstandsfähigkeit.

Der Film wird von einer Medien- und Bildungsinitiative begleitet, With Wings and Roots. Sie bietet eine Web-Plattform mit Bildungsmaterialien, interaktiven Zeitleisten zur Migrationsgeschichte und der Möglichkeit für Besucher:innen, ihre eigene Geschichte in der Geschichtensammlung zu teilen.

Als Gast zum Filmgespräch kommt Olga Gerstenberger. Sie ist Politikwissenschaftlerin und setzt ihren vielseitigen Erfahrungshintergrund in Projekten für soziale Gerechtigkeit, wie z.B. Verwobenegeschichten.de und Visionary Europe, sowie die Entwicklung innovativer Bildungsmaterialien, wie den Audioguide Unfreie Arbeit und Rassismus und das Spiel Wendepunkte ein. Sie hat einen vom DAAD geförderten Master in Ideologie und Diskursanalyse von der University of Essex. Aktuell lehrt sie an der Alice Salomon Hochschule Berlin zu den Themen Rassismus, Migration sowie Bewegungs- und Widerstandsgeschichte und arbeitet an ihrer Promotion zum Thema Antislawismus aus intersektionaler Perspektive. Olga Gerstenberger ist seit 2011 Teil von With Wings and Roots/FROM HERE.

Karten für beide Filme gibt es hier.

— EN: „LUZZU“ (City 46, 14.11., 8 pm): Set in Berlin and New York, From Here is a hopeful story of four young (post-)migrant artists and activists. Beautifully shot over the course of ten years, the film captures their struggle to define belonging for themselves in an era of rising global nationalism.

— EN: „FROM HERE“ (City 46, 20.11, 6 pm) Jesmark, a Maltese fisherman, contends with a newfound leak in his wooden LUZZU boat. Barely getting by, he sees his livelihood – and a family tradition since generations before him – imperiled by diminishing harvests, a ruthless fishing industry, and a stagnating ecosystem. Desperate to provide for his wife and their newborn son, whose growth impediment requires treatment, Jesmark gradually slips into an illicit black-market fishing operation.

Film discussion after the screenings

In Kooperation mit dem City 46 und dem Theater Bremen