Mittwoch, 28. Februar 2007 17.00 – 20.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

Filmvorführung mit anschließender Diskussion

Es diskutieren:

Dani Levy, Regisseur
Ronny Loewy, Filmwissenschaftler, Deutsches Filminstitut, Frankfurt M.
Christina von Braun, Kulturwissenschaftlerin, Humboldt-Universität, Berlin
Ralf Fücks, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung

Moderation: Marianne Zepp, Heinrich-Böll-Stiftung

Darf man über Hitler lachen? Die Auseinandersetzung über diese schlichte, doch grundsätzliche Frage bestimmt seit Chaplins `großem Diktator` die einschlägige Literatur. Was bedeutet es, wenn Levi Hitler als einen schwachen, verzweifelten, durch eine schlechte Kindheit gezeichneten `Führer` zeigt, der nicht nur seinen Schrecken, sondern auch das Inszeniert-Pompöse verliert?

Die Kritik wirft dem Filmemacher vor, er vermenschliche Hitler. Und, was in Deutschland schwer wiegt: er könne kollektive Empathie auslösen. Levy verteidigt seinen Ansatz mit einem Rekurs auf die Schwarze Pädagogik, auf die er die Mitleidslosigkeit von Erwachsenen und, in besonders deutlicher Ausprägung, die der Deutschen im Nationalsozialismus zurückführt. Die Kritiker sehen in diesem Ansatz eine Verklärung Hitlers und seiner Zeit und damit indirekt eine Banalisierung.

Hitlers Gegenpart in Dani Levys Film `Mein Führer` ist Adolf Grünbaum, ein jüdischer Professor für Schauspielkunst, der um sein eigenes und das Leben seiner Familie pokert: Er soll Hitler und damit das Reich, das bereits in Trümmern liegt, vor dem Untergang retten. Legt der Film damit eine Geste der Versöhnung nahe, der Revision der Geschichte, wie einige Kritiker anmerkten?

Der Film ruft in eindrücklicher Weise das medial vermittelte Bilderarsenal des kollektiven Gedächtnisses auf. Er führt dem Zuschauer vor Augen, wie wir, 62 Jahre nach seinem Untergang, gelernt haben, das Dritte Reich zu sehen. Die Posen eines geifernden Hitlers, die Trümmerlandschaften des untergehenden Reiches, die Massenaufmärsche. Er spielt ironisch mit diesen Bildern und ihrem Anspruch auf Authentizität.

Beruht die moralische Schelte daher auf einem grundlegenden Missverständnis? Geht es in dem Film gar nicht in erster Linie um die Darstellung des Nationalsozialismus, sondern um unser scheinbar gesichertes Bilderarsenal? Und was bedeutet das für die politische Rezeption des Films?