- Dienstag, 13. Oktober 2015 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Neue linke Theorien: Utopie oder Untergang?
Reihe: Das Unbehagen in der Kultur im Spätkapitalismus
Die Szenerie linker Theoriebildungen befindet sich heute in einer reichlich schillernden Verfassung, und das mit großem Gewinn. Denn die analytischen Perspektiven auf das, was neue soziale Proteste und Bewegungen antreibt und die Alltagsutopien, die daraus entspringen, folgen sehr unterschiedlichen theoretischen und praktischen Impulsen. Benjamin Kunkel, Herausgeber der innovativen US-amerikanischen Zeitschrift n+1, bezeichnet sein jüngstes Buch als „Wegweiser für die gegenwärtige Krise“. Er analysiert darin scharfsinnig die Positionen von heute vielgelesenen Autoren wie Slavoj Zizek, Thomas Piketty, David Harvey, Boris Groys und anderen. Sein Panorama stellt keine bloße Sammlung von Essays dar, sondern fahndet nach konkreten politischen Antworten, mit denen die sich die kulturellen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte der neuen theoretischen Suchbewegungen sinnvoll organisieren lassen könnten. Das Seminar hat insofern einen einführenden Charakter.
Vortrag und Diskussion mit Dr. Wolfgang Lenk
Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Infos im Bildungswerk: Birgit Guth, guth@bildungswerk-boell.de
Die Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Allgemeine Hinweise zur Reihe: "Das Unbehagen in der Kultur des Spätkapitalismus":
Sigmund Freud analysierte in seinem Klassiker "Das Unbehagen in der Kultur" einen anthropologischen Konflikt zwischen den menschlichen Triebstrukturen und den Verhaltenszumutungen gesellschaftlicher Ordnungen. Sein berühmtes Buch, 1930 erschienen, war auch ein Dokument der genauen Beobachtung seiner Zeit. Im damaligen Europa zeichneten sich deutlich die Gefahren von Krieg, weiteren Diktaturen und autoritär sozialisierten, unterwerfungsbereiten Massen ab.
Aus drei Quellen des Leidens drohen dem menschlichen Lustprinzip durch die jeweilige Kultur (im weiteren Sinne von Zivilisation und Herrschaft) Einschränkungen nach Freud: 1. aus dem eigenen Körper, der von Alterung und Krankheiten geschwächt wird, 2. aus den gesellschaftlichen Machtverhältissen, insbesondere Ökonomie, Politik und Krieg, 3. aus den Beziehungen zu anderen Menschen (im weiteren Sinne von Privatheit und Vergemeinschaftung).
Ohne Frage haben die von Freud theoretisch entwickelten Spannungen zwischen menschlichem Begehren, Selbstbildern und sozialen Ordnungen heute eine veränderte historische Gestalt angenommen - und sie werden in den heutigen philosophischen und humanwissenschaftlichen Diskursen auch mit sehr unterschiedlichen Theorieansätzen beschrieben. Die gegenwärtige kulturelle Symptomatologie des Spätkapitalismus bietet eine Menge Rohstoff für die drei Freudschen Quellen des Unbehagens in unserer Zeit. Machtsysteme und Medienkulturen erzeugen fortlaufend neue Bilder und Konzepte des Körpers, der Gesellschaft und des privaten Lebens.
Die Vortragsreihe geht von Freuds Erkenntnismotiv aus (woher speist sich das Unbehagen in der Kultur?), stellt aber neue Bücher mit klugen und relevanten Analysen der Jetztzeit vor. Sie greift das gewachsene Aufklärungsinteresse, das in der Gesellschaft existiert, auf. So geht es bei der Veranstaltung im Kern um die Vermittlung von solidem Wissen über bedeutende Diagnosen unserer Zeit in der Form von einführenden und verständlichen Vorträgen mit anschließender Diskussion.
- Adresse
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Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Olivaer Platz 16
10707 Berlin
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
- Teilnahmegebühren
- kostenfrei