Diskussionsreihe

Donnerstag, 15. November 2018 19.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Diskussionsreihe

"Perspektiven gesellschaftlicher Veränderungen"

Lesekreis 3. Sitzung

Wer nicht zufrieden ist mit der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung und an allgemeiner Emanzipation und am Verein freier Menschen festhalten will, fragt sich notwendigerweise "Was Tun?" Mit verschiedenen Antworten aus Vergangenheit und Gegenwart wollen wir uns in diesem Block beschäftigen.

Ein zentraler Text Rosa Luxemburgs mit dem Titel "Sozialreform oder Revolution" setzt sich mit dieser Grundfrage der Linken auseinander, die immer noch Gemüter erhitzt und oft mit Reformismus und Affirmation gegen radikale Veränderung diskutiert wird. Gibt es da einen Zwischenweg wie er durch die Transformationsdebatte aufgekommen ist? Es gibt viel zu bedenken und zu bereden dabei.

Da die sogenannte 68er Bewegung nicht nur sexuelle Befreiung und gute Musik hervorgebracht hat, sondern auch kluge Texte, wollen wir uns mit einem Text des wichtigsten antiautoritären Theoretikers der Bewegung beschäftigen. Hans-Jürgen Krahl war die zentrale Figur des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS)-Frankfurt/Main, Adorno Schüler und Kritiker und im Bündnis mit Rudi Dutschke aus Berlin leiteten sie nach der Ermordung Benno Ohnesorgs am 2.6.1967 die antiautoritäre Wende im SDS ein.
In seinem 1969 veröffentlichten Text "Thesen zum allgemeinen Verhältnis von wissenschaftlicher Intelligenz und proletarischem Klassenbewußtsein" versucht er zu entwickeln wie die Spaltung zwischen Studierendenbewegung und Proletariat zu überwinden ist und seine Hauptthese ist, dass die Kopfarbeiter*innen durch die Verwissenschaftlichung der Produktion und durch die technologische Wende selbst proletarisiert werden und zum Teil der Gesamtabeiter*in werden. Nach Krahl ist der Sinn der politischen Praxis, "daß die Bewegung wissenschaftlicher Intelligenz (muß) zum kollektiven Theoretiker des Proletariats" wird.

Ein Text aus einem ganz anderen politischen Kontext, der uns helfen soll über den Tellerrand zu schauen und eine ganz andere Perspektive einzunehmen, ist der Text über die zapatistische Methode mit dem Titel "Die Mauer und der Riss" von 2015. In einer viel persönlicheren und poetischen Weise, als wir es hier gewöhnt sind, erzählt Subcomandante Insurgente Galeano über Schwierigkeiten, kollektive Prozesse, Kampf, Verlust und verändernde Perspektiven.

Ein weiterer Vorschlag für eine Sitzung ist einen Text des US-Amerikanischen Öko-Anarchisten Murray Bookchin zu diskutieren, der mit seinem Konzept des demokratischen Kommunalismus vermittelt über Öcalan sogar die Bewegung der Nordsyrischen Föderation beeinflusst hat. In seiner Konzeption organisieren sich Kommunen demokratisch und bilden eine weltweite Föderation. Die Demokratisierung im Inneren umfasst alle Lebensbereiche, also auch Produktion/Reproduktion, Infrastruktur und Selbstverwaltung. Durch die kommunale Selbstverwaltungsstruktur kann es aber auf einer gewissen Grundlage Unterschiede geben - Auseinandersetzungen finden verbal und nicht gewalttätig statt. Einige Kommunen in den USA haben schon Teile davon verwirklicht und da diese Konzeption vom Ausgangspunkt, der Quantität und der Qualität her sehr prozesshaft gedacht ist, kann überall sofort damit begonnen werden.

Ein weiterer Vorschlag wäre ein Text aus der aktuellen Transformationsdebatte in Europa, die mit sehr unterschiedlichen Zielen und in einer großen Bandbreite geführt wird. Da gibt es viele interessante Texte, und wir können ja gemeinsam festlegen, was wir da lesen und diskutieren wollen.

Wir hoffen auf spannende Diskussionen.

Die Anmeldung gilt für alle fünf Abende. Wir wünschen uns eine kontinuierliche Teilnahme an allen Terminen.

Seminarleitung: Micky Haque

Termine: 01.11., 08.11., 15.11., 22.11. und 29.11. - jeweils 19.00 - 21.30 Uhr


Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch