Fachtagung
- Freitag, 10. Juni 2022 10.00 – 17.45 Uhr In meinem Kalender speichern
Politische Bildung und Kritik
im Anschluss: Tanz
Die politische Bildung soll heute für Vieles herhalten. Sie soll die Demokratie retten, über Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus, Nationalismus oder Verschwörungsideologien aufklären und Menschen einen Raum für die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragestellungen eröffnen.
Aber: Was ist eigentlich Bildung? Was ist kritische Bildung? Und warum ist kritische Bildung politisch? Seit März 2018 diskutieren Mitglieder des Arbeitskreises kritische politische Bildung (AK krPoBi) verschiedene Themen in Bezug auf ihre eigene Tätigkeit als politische Bildner*innen: Wo finden wir hinter den vielen Ansprüchen an die politische Bildung den Kern, die Fähigkeit zur Kritik und unsere Aufgabe Kritik lernen zu denken und zu formulieren?
Welche Konsequenzen hat Kritik auf die Themen, die wir bilden, die Zugänge für Interessierte und welche Formate genügen der Kritischen Bildung?
Auf dem Fachtag wollen wir gemeinsam mit anderen politischen Bildner*innen über unsere kritischen Arbeitsansätzen in den Austausch treten und unseren Bildungsbegriff durch interessante und kontroverse Inputgeber*innen diskutieren und schärfen.
Wir sind gespannt auf einen konstruktiven und inspirierenden Austausch mit Euch!
Eine Kooperationsveranstaltung des AK kritische politische Bildung Sachsen, des riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V., des Netzwerks Tolerantes Sachsen, Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. und Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V.
Zum AK kritische politische Bildung Sachsen (AK krPoBi)
Im AK krPoBi Sachsen setzen sich politische Bilder*innen aus Sachsen kritisch mit dem eigenen Selbstverständnis und den gesellschaftlichen Bedingungen politischer Bildung auseinander. Wir treffen uns in der Regel einmal im Monat. Im AK engagieren sich Menschen aus u.a. dem HATiKVa e.V., dem Kulturbüro Sachsen e.V., des riesa efau, der Rosa-Luxemburg-Stiftung e.V., von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V., der Evangelischen Hochschule Dresden und der AGJF SAchsen e.V. Wenn Ihr beim AK mitmachen wollt, wendet Euch gerne an: Solvejg Höppner unter der E-Mail-Adresse: mbt.nordwest@kulturbuero-sachsen.de
Zielgruppe
Der Fachtag richtet sich an politische Bildner*innen aus Vereinen, Organisationen und Initiativen, die sich in Sachsen für Demokratie und gegen Rassismus einsetzen.
Programm am 10. Juni 2022
9:15 Ankommen und Anmeldung
10:00 Begrüßung
10:15 Fundstücke zum Begriff „Bildung“
11:00 Impuls | Situierte Kritik – Bildung in Gegenwartsverhältnissen
Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
12:00 Kaffeepause
12:15 Impuls | Rohstoff und Utopie kritischer Bildung
Uwe Hirschfeld
12:45 Mittagspause
14:00 Arbeitsgruppen-Phase
A) Geschichte und Bildung
B) (Wie) Ist kritische politische Bildung planbar?
C) Emotionen über Emotionen – Nutzen wir sie!
D) „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing …“ Wie (un-)abhängig sind wir?
E) Gelegenheitsstrukturen für kritische Bildung in offenen Settings
F) Krieg und kritisch politische Bildung
16:00 Kaffeepause
16:30 Ergebnisdiskussion im Plenum: Was macht gute Bildungsarbeit aus?
fishbowl-Diskussion (u.a. mit Jana Trumann und Anja Hirsch)
17:45 Ende der Veranstaltung
18:00 Abendimbiss anschließend Tagungs-Ausklang mit Tanz
in Begleitung der Schallplattendisko von Augen Auf e.V.
Tages-Moderation: Susanne Voigt (HATiKVA e.V.) und Susanne Gärtner (riesa efau. Kultur Forum Dresden)
Die Impulse
Situierte Kritik – Bildung in Gegenwartsverhältnissen
Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
Kritik kann nicht kontextlos artikuliert und begründet werden. Sie ist immer bedingt von den gesellschaftlichen Verhältnissen der Subjekte. Die Ausgangsbedingungen dieser immanenten Kritik werden hinsichtlich globaler Ungleichheits- und Gewaltverhältnisse skizziert und in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang der postnationalsozialistischen deutschen Gesellschaft eingeordnet. Das Politische der Bildung kommt hier als zeitgemäße Rassismuskritik in der Migrationsgesellschaft und als Antisemitismuskritik in reflektierten Geschichtsbeziehungen zum Ausdruck. Dem liegt ein Verständnis von Kritik zugrunde, mit dem das eigene Involviertsein in Ungleichheitsverhältnisse und verdrängte Verantwortung angesprochen wird. Deshalb eignet sich für diese Kritik auch nicht der Begriff des Widerstandes, was im Vortrag ausgeführt wird.
Rohstoff und Utopie kritischer Bildung
Uwe Hirschfeld
Gesellschaftliche Strukturen und Lebensweisen verschmelzen im Alltagsverstand zu individuellen und kollektiven Praxen, in denen der „Rohstoff des Politischen“ (Negt/Kluge) verarbeitet wird. Bildung greift die Elemente des Alltags kritisch auf und bietet eine Reflexion bestehender und möglicher Handlungsoptionen an. Die Auseinandersetzung mit Macht- und Herrschaftsverhältnissen ist dabei unumgänglich. Sie ist selbstkritisch zu führen um die eigenen Verstrickungen kenntlich zu machen. Dem entsprechend ist die Entwicklung von Utopien sowohl in der Sache, wie im Prozess, eine mehrfache Herausforderung.
Die Arbeitsgruppen
A) Geschichte und Bildung
Wir möchten uns im Workshop gemeinsam mit historischen Quellen und Dokumenten beschäftigen. Die Grundlage dafür bietet das aktuelle Forschungsprojektes der AG Geschichte zur Rolle der Landesheil- und Pflegeanstalt Hochweitzschen im NS. Anhand ausgewählter Beispielen werden wir diskutieren, wie kritische Zugänge zu historischen Quellen erfolgen und diese ausgewertet werden können. Am Ende möchten wir darüber ins Gespräch kommen, wie das Material für die politisch-historische Arbeit nutzbar gemacht werden kann und welche Chancen aber auch Herausforderungen die Arbeit mit historischen Dokumenten bietet.
Moderation: Sophie Spitzner und Stephan Conrad
B) (Wie) Ist kritische politische Bildung planbar?
„Subjektorientierung“ ist ein zentraler Begriff in der (kritischen) politischen Bildung. Indes sind Verständnisse vom „Subjekt“ vielfältig und theoretische Perspektiven stehen häufig im Widerspruch zu Ressourcen und Bedingungen der Praxis sowie der Notwendigkeit der Planung von Angeboten. Wie verstehen wir Subjekt und Subjektorientierung? Welche didaktischen bzw. planerischen Konsequenzen ergeben sich daraus? Und wie können Angebote der kritischen politischen Bildung trotz praktischer Begrenzungen und Anforderungen subjektorientiert gestaltet werden?
Ausgehend von den Erfahrungen und Sichtweisen der Teilnehmenden werden wir diese Fragen und Voraussetzungen für eine subjektorientierte kritische politische Bildung diskutieren.
Moderation: Constanze Berndt und Uwe Hirschfeld
C) Emotionen über Emotionen – Nutzen wir sie!
Krise folgt auf Krise, Parole auf Parole, die Welt scheint nur noch aus Chaos zu bestehen. Hier gilt es zu Entflechten! Wo fangen wir nur an?! Mit dem kognitiven Verstehen von historischen und politischen Ereignissen ist es ganz sicher nicht alleine getan. Betrachten wir Emotionen als Motor für Transformation – denn nur für das, was mich bewegt, bin ich bereit mich mit anderen zu bewegen – bedeutet das, dass die kritisch-politische Bildung sie im Bildungsprozess ernster nehmen sollte. Doch was heißt es ganz praktisch, Emotionen z.B. als Schlüssel zu Bedürfnissen und letztlich nachhaltigen Handlungsformen zu begreifen? Einladung zum gemeinsamen Ausprobieren und Austausch.
Moderation: Susanne Gärtner und Kristina Krömer
D) „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing …“ Wie (un-)abhängig sind wir?
Zwischen dem Rechts- und Wertesystems des Berufs und den eigenen Interessen und Idealen können leicht Widersprüche und Konflikte entstehen. Sind wir, in der politischen Bildungsarbeit Erwerbstätige, hiervon in besonderer Weise betroffen? Die Vergabe von Fördermitteln im Bereich der politischen Bildung ist in der Regel an Bedingungen geknüpft. Vor welchen Herausforderungen stehen wir damit? Welche Möglichkeiten haben wir zwischen finanzieller Abhängigkeit und kritischer Praxis?
Moderation: Solvejg Höppner und Gunda Ulbricht
E) Gelegenheitsstrukturen für kritische Bildung in offenen Settings
Settings wie die Offene Kinder- Jugendarbeit bergen spezifische Potentiale für kritische Bildung: u.a. bieten sich jungen Menschen hier unterschiedliche Möglichkeiten, sich mit den eigenen Interessen und Themen einzubringen, unterschiedliche Positionierungen hierzu zu erleben, Konflikte auszuhandeln, sowie solidarische und empowernde Erfahrungen in den eigenen Alltagsbezügen zu machen. Gleichzeitig besteht die Herausforderung darin, diese Potential zu aktualisieren und Bedingungen zu schaffen, die Gelegenheiten für eine kritische Auseinandersetzung mit den Alltagsthemen möglich machen. Im Workshop diskutieren wir, wie man in diesem dynamischen Setting agieren kann, welche Gelegenheiten für kritische Bildung sich hier bieten und was davon übertragbar ist in andere Kontexte.
Moderation: Romy Nowak
F) Krieg und kritisch politische Bildung
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine schockierte in breiten Teilen der Gesellschaft. Wir fragten uns im Arbeitskreis, was bedeutet das für uns als kritische-politische Bildern*innen? Hat der Krieg in Europa eine besondere Bedeutung? Vor welchen Aufgaben und Herausforderungen stehen wir bei generell dem Thema Krieg? Im Ergebnis entstand im März ein Positionspapier, über das wir gerne mit euch diskutieren wollen.
Moderation: N.N.
Veranstaltungsort
Weltecho, Annaberger Str. 24, 09111 Chemnitz | Zur Karte
Der Veranstaltungsort ist leider nur zum Teil barrierefrei zugänglich. Wendet Euch bei Rückfragen gerne an die Koordination, wir unterstützen Euch gerne.
Die Veranstaltung wird unter der am Tagungstag (10.06.2022) geltenden Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung durchgeführt. Es gelten die Hygiene-Bestimmungen des Veranstaltungsortes. Angemeldete Teilnehmer*innen werden kurz vor der Veranstaltung über die am Tagungstag geltenden Maßnahmen informiert.
Anmeldung
Der Fachtag „Politische Bildung und Kritik“ findet statt zusammen mit dem 17.Landestreffen des Netzwerks Tolerantes Sachsen am 11. Juni 2022 ebenfalls im Chemnitzer Weltecho. Ihr könnt Euch sowohl für beide Veranstaltungen als auch nur eine Veranstaltung anmelden.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Die Anzahl Teilnehmender ist begrenzt, also meldet Euch möglichst schnell an. Damit möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen Vereinen und Initiativen teilnehmen können, sind die freien Plätze pro Ini/Verein und Veranstaltung auf auf drei Personen begrenzt. Alle weiteren Personen aus Ihrem/Eurem Verein kommen dann auf die Warteliste für die jeweilige Veranstaltung. Wir bitten um Euer Verständnis.
Wir bitten um eine Anmeldung mit Nennung Eures Arbeitsgruppen-Wunsches und Eures Vereins oder Initiative bis zum 1. Juni 2022 per E-Mail an veranstaltung@tolerantes-sachsen.de.
Informationen zum Datenschutz für die Anmeldung
Mit der Anmeldung überlasst Ihr dem Förderverein Tolerantes Sachsen e.V. personenbezogene Daten (wie z.B. Eure E-Mail-Adresse). Diese werden ausschließlich zum Zwecke der Bearbeitung der Anmeldung gemäß der europäischen Datenschutzverordnung (EU-DSGVO) und dem Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) erhoben, verarbeitet und gespeichert. Es erfolgt keine Weitergabe dieser personenbezogenen Daten an Dritte. Ihr könnt der Nutzung Eurer Daten ohne Angabe von Gründen jederzeit schriftlich unter koordination@tolerantes-sachsen.de widersprechen.
Antidiskriminierungsregel
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechten Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen. Veranstalter sind der riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V., Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. und Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V. sowie das Netzwerk Tolerantes Sachsen, vertreten durch die Sprecher_innen-Gruppe.
Kontakt
Bei Rückfragen oder Anregungen wendet Euch gerne an unsere Veranstaltungskoordination.
Förderverein Tolerantes Sachsen e.V.
Koordination Annegret Ode
Domplatz 5 04808 Wurzen
Tel: 03425 82 98897
Mobil: 0178 544 58 07
E-Mail: koordination@tolerantes-sachsen.de
Internet: www.tolerantes-sachsen.de
Fachtag „Politische Bildung und Kritik“
Eine Kooperationsveranstaltung des AK kritische politische Bildung Sachsen, des riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V., des Netzwerks Tolerantes Sachsen, Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V. und Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen e.V.
Das Projekt wird gefördert vom Landesprogramm „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Files
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▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)
- Sprache
- Deutsch