- Mittwoch, 16. Juni 2010 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Privatisierung im Gesundheitswesen – Irrweg oder Chance?
Gespräche zur Gesundheitspolitik
Seit dem Beginn der 1990er Jahre drängen Privatunternehmen in das deutsche Gesundheitswesen. Der leichtere Zugang zum Kapitalmarkt, die geringere Tarifbindung und die häufig höhere Produktivität machen die Privaten erfolgreich gegenüber ihren öffentlichen Konkurrenten. Viele Kommunen sind froh, zum Beispiel die Verantwortung für ihre defizitären Krankenhäuser abgeben zu können. Inzwischen hat der Privatisierungstrend auch den ambulanten Bereich erfasst. Gesetzliche Krankenkassen kooperieren mit privaten Dienstleistern bei der Betreuung ihrer chronisch kranken Mitglieder. Ärztenetze und Kassen beauftragen Privatunternehmen mit Abrechnungstätigkeiten. Medizinische Versorgungszentre (MVZ) entstehen und sind viel diskutiert. Wer hier an die einstigen DDR-Polikliniken denkt, sieht das Positive aus Sicht der Patient_innen: In den MVZ arbeiten Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Apotheker, Physiotherapeuten und Angehörige anderer Gesundheitsberufe unter einem Dach zusammen.
Gegründet werden die meisten MVZ von niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern. Inzwischen haben aber auch private Krankenhausbetreiber, andere Gesundheitsunternehmen und auch „bereichsfremde“ Kapitalgesellschaften („Heuschrecken“) die Zugangsmöglichkeit zur Patientenversorgung entdeckt. Damit wächst der Anteil privater Anbieter weiter und das ist der negative Trend..
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat angekündigt, dieser Entwicklung einen Riegel vorschieben zu wollen. MVZ will sie nur noch zulassen, wenn sie im Mehrheitsbesitz von Ärzten sind. Aber ob sich solch eine Auflage tatsächlich durchsetzen lässt – und nicht nur Umgehungsstrategien fördert – ist völlig unklar.
Mit:
- Bernd Köppl, Vorsitzender des Bundesverbandes der Medizinischen Versorgungszentren
- Dr. Leonhard Hansen, stellv. Vorsitzender des Bundesverbandes der Knappschaftsärzte und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein
Moderation:
Andreas Brandhorst – Referent für Gesundheitspolitik in der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin