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Donnerstag, 22. Oktober 2020 09.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

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Reproduktionstechnologien

Queere Perspektiven und Reproduktive Gerechtigkeit

Reproduktionstechnologien verändern die menschliche Fortpflanzung: In-vitro-Fertilisation ermöglicht die Zeugung ohne heterosexuellen Sex, Uterustransplantationen erlauben es Menschen ohne angeborene Gebärmutter, schwanger zu werden und zu gebären. In Zukunft könnte es möglich sein, dass Schwangerschaften ganz außerhalb des menschlichen Körpers stattfinden – durch Ektogenese, die Zeugung und Reifung eines Embryos in einem künstlichen Uterus. Damit scheinen Reproduktionstechnologien die Chance zu bieten, herkömmliche Vorstellungen von Geschlecht, Sexualität und Familie zu überkommen. Machen sie queere Träume wahr?

Ganz so glitzernd ist es leider nicht bestellt um Reproduktionstechnologien. Wie alle gesellschaftlichen Entwicklungen sind sie in bestehende Machtverhältnisse eingebunden: Rechtliche Regelungen und Kostenübernahmen der Krankenkassen stellen sicher, dass assistierte Reproduktion hauptsächlich für heterosexuelle, verheiratete Paare zugänglich ist. Uterustransplantationen werden bisher nur an cisgeschlechtlichen Frauen durchgeführt. Gleichzeitig werden Reproduktionstechnologien kommerzialisiert und Eizellenspenden und Leihmutterschaft zu Waren in globalen Ausbeutungsverhältnissen. Eugenische Praxen wie die Pränataldiagnostik führen schließlich dazu, dass immer weniger behinderte Menschen geboren werden. Die Veranstaltung leuchtet die Spannungsfelder aus, in denen die rasante Weiterentwicklung von Reproduktionstechnologien stattfindet.

Programm:

19.00 Uhr: Begrüßung und Einführung
Magdalena Müssig, Bundesstiftung Magnus Hirschfeld

19.10 Uhr: Vortrag „Technopioneer_innen, Rohstoffarbeiter_innen oder neue Eugenik_innen? Queere Perspektiven auf Reproduktionstechnologien“
Dr. Ute Kalender

19.40 Uhr: Vortrag „Kämpfe um Reproduktive Gerechtigkeit – oder: Was heißt eigentlich queere Reproduktion?“
Anthea Kyere und Gülden Ediger

20.10 Uhr: Fragen und Diskussion
Moderation: Magdalena Müssig

Vorträge und Referent_innen:

Technopioneer_innen, Rohstoffarbeiter_innen oder neue Eugeniker_innen? Queere Perspektiven auf Reproduktionstechnologien

Während Queer-Feminismen weiter für die gleichberechtigte Nutzung von Reproduktionstechnologien kämpfen müssen, fragen marxistische Feminismen, wer im globalen Biokapitalismus für die Erfüllung unserer reproduktiven Wünsche arbeitet. Crip-Feminismen stellen Reproduktionstechnologien schließlich in den Kontext neuer Eugenik. Der Beitrag unternimmt eine kritische Reise durch diese verschiedenen feministischen Perspektiven auf Reproduktionstechnologien und versucht, sie zusammenzulesen.

Referentin:

Dr. Ute Kalender ist Kulturwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit feministischen Theorienarrationen zu Technologien. Am Institut für Sozialmedizin der Charité arbeitet sie bei EMPOWER-DSD, einem Projekt, das die gesundheitliche Versorgung von intergeschlechtlichen Personen sowie von Personen mit AGS, Turner- und Klinefelter Syndrom verbessern soll.

Kämpfe um Reproduktive Gerechtigkeit – oder: Was heißt eigentlich queere Reproduktion?

Reproduktive Gerechtigkeit ist ein in Schwarzen US-Feminismen verankerter aktivistisch-theoretischer Ansatz, der die Frage danach stellt, wie die Chancen auf selbstbestimmte Reproduktion oder nicht-Reproduktion gesellschaftlich und global verteilt werden.

Der Vortrag verschiebt den Fokus auf marginalisierte Gruppen, die staatlich vernachlässigt oder besonders stark sanktioniert werden und fordert eine intersektionale Erweiterung des Verständnisses von Familie. Was bleibt unsichtbar bei der Frage nach den ‘queeren Potentialen’ reproduktiver Technologien?

Referent_innen:

Anthea Kyere studiert Soziokulturelle Studien an der Europa Universität Viadrina und hat in ihrer Bachelorarbeit zu Reproduktiver Gerechtigkeit in Deutschland aus der Perspektive aktivistischer Schwarzer Frauen geforscht.

Gülden Ediger promoviert an der Europa Universität Viadrina zu Diskursen um Sexualität in Berlin-Neukölln. Gülden arbeitet politisch u. a. zu Fragen marginalisierter Elternschaft.

Beide sind aktiv im Netzwerk Reproduktive Gerechtigkeit. Das Netzwerk hat sich 2019 als Zusammenschluss aus verschiedenen Menschen und Gruppen gegründet, die aus einer feministischen und antirassistischen Perspektive für selbstbestimmte Lebensentwürfe mit und ohne Familie kämpfen.


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