Veranstaltung

Dienstag, 12. November 2024 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Veranstaltung

“Seitdem hasse ich Männer aus Deutschland” - Sextourismus in Thailand aus materialistischer Perspektive

Veranstaltungsreihe "Sex kaufen? Von der Kontroverse zur Diskussion"

Kaum ein Thema wird in feministischen Kreisen kontroverser diskutiert oder gemieden als Prostitution. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass eine offene Diskussion zum Thema nur selten stattfindet. Diese verfahrene Situation stellt ein Problem dar: Das Thema sollte insbesondere aufgrund der Gewalt, die viele Frauen in der Prostitution erfahren, offen besprochen werden, um langfristig notwendige Veränderungen bewirken zu können.

Mit der Veranstaltungsreihe: „Sex kaufen? Von der Kontroverse zur Diskussion“ wollen wir einen neuen Zugang zum Themenfeld Prostitution ermöglichen.

In 5 Vorträgen legen wir den Fokus auf die strukturellen Rahmenbedingungen der Prostitution und betrachten das Thema aus historischer, ökonomischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive. So möchten wir eine Grundlage für eine Auseinandersetzung mit Prostitution bieten, die durch gegenseitige Offenheit, respektvolle Gespräche und das Interesse am Dazulernen geprägt ist.

Jede und jeder ist herzlich eingeladen, auch ohne Vorkenntnisse oder gefestigte Meinung zum Thema an den Vorträgen teilzunehmen. Wir freuen uns auf euch!

 

VERANSTALTUNGEN:

17.09. / 19h / Kerstin Wolff
„Es gibt nur eine Moral!“ Die Frauenbewegung und ihre Debatten zur Prostitution (1900 – 1932)

Über das Thema Prostitution wird heute wieder einmal heftig gerungen. Dabei gerät leicht aus dem Blick, dass die Frage, wie mit Prostitution umgegangen werden soll, schon sehr lange besprochen wird. Bereits um 1900, begann die damalige Frauenbewegung sehr langsam und vorsichtig über Prostitution zu sprechen. Sie erkannte, dass die damalige Prostitutionsregulierung extrem frauenfeindlich war, da es alleine die Prostituierten waren, die sich staatlichen Zwangsuntersuchungen und Kontrollen ausgesetzt sahen. Die nachfragenden Männer wurden nicht belangt. Wie die damalige Frauenbewegung dieses Problem diskutierte und zu welchen kurzfristigen Erfolgen es in der Weimarer Republik kam, soll in diesem Vortrag beleuchtet werden.

24.09. / 19h / Mirjam Schnorr
Überwachung, Sanktionierung, Beseitigung. Geschichte der Prostitution im NS-Staat

Während Prostitution in der Weimarer Republik mit dem Geschlechtskrankheitengesetz von 1927 weitgehend entkriminalisiert worden war, suchte der NS-Staat einen wieder verstärkten staatlichen Zugriff auf das Prostitutionsmilieu und seine Angehörigen durchzusetzen. Der Vortrag gibt Einblick in die Geschichte der Prostitution zwischen 1933 und 1945: Wie gestaltete sich einerseits der Alltag, die Lebenswirklichkeit im Milieu aus, und welche institutionellen Eingriffe gab es andererseits in diesem Bereich zu verzeichnen? Welche Widersprüchlichkeiten bestanden zwischen der angenommenen Sexualmoral des Nationalsozialismus beziehungsweise dessen Ideologie und den Fragen der Prostitution in der Realität? Was für Konsequenzen konnten sich hieraus ergeben? Und nicht zuletzt: Wie kann ein angemessener Umgang mit dem Thema und der Erinnerung an jene, die zu Opfern des NS-Gewaltregimes wurden, in der Forschung gelingen?

12.11. / 19h / Charlotte Hattenbach
“Seitdem hasse ich Männer aus Deutschland” - Sextourismus in Thailand aus materialistischer Perspektive

Besonders aus Deutschland fliegen Jahr für Jahr viele Männer als Sextouristen nach Thailand, das weltweit als Paradies für Freier markiert wurde. Die Datenlage ist dabei eindeutig: mittelalte weiße Männer, die aus der Mittel- und Oberschicht stammen, reisen wiederholt nach Pattaya, Bangkok und zu ähnlichen Zielen, um dort prostituierte Frauen aufzusuchen und mit ihnen mehr oder weniger enge Bindungen einzugehen. Das von Herkunft, Geschlecht und Klasse geprägte, ungleiche Verhältnis wird dabei noch durch die undurchsichtige Beziehung zueinander verkompliziert, die von einmaligen Besuchen über jahrelangen Kontakt reichen kann. Was erwarten sich Freier von diesen Beziehungen und was bedeuten sie für prostituierte Frauen in Thailand? Welche (Care) Arbeit leisten Letztere, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und wie lässt sich diese in einen patriarchalen, globalisierten Kapitalismus einordnen?

26.11. / 19h / Hannah Vatter
Kritik der Prostitutionsökonomie und des Freiers

Dürfen Frauen eigentlich ihren Körper verkaufen oder sollen wir es ihnen lieber verbieten?“ ist eine vieldiskutierte Frage. Sie hängt zusammen mit dem Ressourcencharakter von Frauenkörpern im Neopatriarchat. Statt der Emanzipation der Frau haben wir es nach wie vor mit ihrer Verwaltung zu tun. So sind z.B. Schwangerschaftsabbrüche und der Schutz vor (sexualisierter) Gewalt Freiheiten, die der Frau nicht zugestanden werden. Auch die Möglichmachung des globalisierten Sexmarktes ist eine solche Freiheitsberaubung. Im ersten Teil des Vortrags wird die staatliche und ideologische Ermöglichung der Prostitutionsökonomie aus einer frauensolidarischen Perspektive analysiert. Kritisiert werden soll dabei die Nutzbarmachung des weiblichen Körpers in einer männlich konnotierten Bedürfnisökonomie – denn „unser Körper gehört uns!“. Im zweiten Teil des Vortrags schauen wir uns „den Freier“ an und fragen uns, wie er zur Frau in der Prostitution steht und warum er als misogynes Subjekt überwunden werden muss.

10.12. / 19h / Lensi
Prostitution im Fokus: Von polarisierenden Modellen zu neuen Wegen

Der Diskurs über Prostitution erfordert eine differenzierte Betrachtung, um in feministischen Debatten neue, solidarische Wege zu eröffnen: Zwischen dem nordischen Modell, das Sexkauf kriminalisiert, und der legalen Umsetzung, die oft wenig Schutz für Sexarbeitende bietet, liegt ein weites Feld unbeachteter Perspektiven. In diesem Vortrag werfen wir kritische Ausblicke auf beide Ansätze und hinterfragen, ob sie tatsächlich im Sinne feministischer und linker Ziele agieren. Dabei geht es nicht um einfache Antworten, sondern um eine differenzierte Diskussion, die die Komplexität und Vielstimmigkeit der Betroffenen berücksichtigt und versucht, Realpolitik, theoretische Ansätze und tatsächliche Lebenssituationen miteinzubeziehen. In der anschließenden Diskussion sollen im moderierten und geschlossenen Raum, alle Perspektiven eingeladen sein, neue Wege und Lösungen jenseits der gegenwärtigen Denkweisen zu besprechen und sich auf gemeinsame, feministische Forderungen zu konzentrieren.

ORT: Conne Island // Koburger Straße 3 // Leipzig

Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation zwischen Prostitutionskritik Leipzig, dem LK 23 und Weiterdenken Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen e.V.

Weitere Termine
Di., 26 Nov. 2024 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Di., 10 Dez. 2024 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Di., 17 Sept. 2024 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Di., 24 Sept. 2024 19.00 – 21.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter/in
Landesstiftung Sachsen (Weiterdenken)