- Dienstag, 08. Juni 2010 20.00 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Spielstand#13: Mittelmaß und Wahn
Zur Ästhetik des modernen Fußballs
„Sinnloser als Fußball ist nur noch eins: Nachdenken über Fußball“, befand einst der Schriftsteller Martin Walser. Die Kulturtheorie hält dem entgegen, dass es kein anderes Phänomen in der zeitgenössischen Kultur gebe, das uns die soziale Seite von Schönheit auf solch eindrückliche Weise vermitteln könne.
Dass Fußball eine ästhetische Erfahrung darstellt, wird jeder bestätigen, der schon einmal die katzenartige Anmut Zidanes oder die wundersame Ballistik eines Ronaldo-Freistoßes aus fünf unterschiedlichen Kameraperspektiven bewundern durfte. Das größte Ereignis des Weltfußballs ist jedoch gegenwärtig „Tetra-Messi“ (El País). Für den argentinischen Wunderstürmer gehen bereits die Superlative aus, seine Hochgeschwindigkeitsdribblings auf engstem Raum sprechen aller Mühsal der Abwehrarbeit Hohn. Trotz postheroischer Spielsysteme und taktischer Varianz benötigt der moderne Fußball nach wie vor herausragende Einzelkönner wie ihn, um sich seine Faszination zu erhalten. Am „Playstation-Kicker“ Lionel Messi erweist sich zudem, dass der digitale Fußball auf Spielkonsolen und PCs längst die Kriterien vorgibt, nach denen sich die Qualität eines Spiels bemisst.
Fußball ist auch ein beliebtes Sujet in der Gegenwartskunst. Doch während diese sich etwa an abstrakten Strukturen und mathematischen Parametern der sportlichen Performance interessiert zeigt, ist in den Stadien eine Sehnsucht nach dem Ungeregelten und Anarchischen im Fußball zu spüren. Wie verhalten sich Kreativität und Planbarkeit im Sport zueinander? Inwiefern ist Leistung dort wirklich messbar? Und kann man eine Partie wirklich „verwalten“?
Podiumsdiskussion mit:
Prof. Gunter Gebauer (Philosoph)
Christoph Biermann (Journalist und Buchautor) u.a.
Moderation: Jan Engelmann
- Veranstalter*in
- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin