- Sonntag, 24. September 2023 15.00 – 17.15 Uhr In meinem Kalender speichern
Stadtspaziergang: 110 Jahre Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz
Zur Geschichte von Einwanderung, vom Kampf für gleiche Rechte und gegen Diskriminierung
Vor 110 Jahren - im Juli 1913 – wurde das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz verabschiedet. Das Gesetz wurde zum Symbol eines ausschließenden und diskriminierenden Verständnisses von Deutsch-Sein, das bis heute einflussreich ist.
Zum Beispiel wenn es bei Angriffen auf Rettungskräfte in der Silvesternacht 2022/2023 um “Integration” geht und nicht einfach um die Gewalt, die zumeist durch junge Männer in verschiedenen Teilen Deutschland ausgeübt wurde.
“Integriert euch doch selber!” So lautete die Aufforderung des Berliner Schriftstellers und Journalisten Behzad Karim Khani, die er vor dem Hintergrund dieser Diskussion in einem Text in der Berliner
Zeitung formulierte. (Behzad K. Khani zur Silvesternacht: Integriert euch doch selber! (berliner-zeitung.de)
Im Jahr 1999 wurde das Staatsbürgerschaftsrecht reformiert. Seitdem ist es für Menschen, die vorher in ihrer Heimat Deutschland ausgegrenzt wurden, leichter, auch rechtlich Deutsche zu werden.
Zwei weitere Gedanken sind besonders wichtig:
Erstens hat Deutschland eine lange Geschichte als Einwanderungsland. Die Weigerung, das anzuerkennen, ist fast ebenso alt. Zweitens haben Einwander*innen und haben Menschen, die Rassismus und Antisemitismus erlebten, sich immer gegen Ausgrenzung und Unterdrückung gewehrt. Von der Gründung der „Polnischen Berufsvereinigung“ ZZP (einer Gewerkschaft von polnischen Bergarbeiter*innen im Ruhrgebiet) im Jahr 1902 bis zur “Migrantifa” heute.
Auf dem Weg begegnen uns italienische Textilarbeiterinnen, die um 1900 in Prenzlauer Berg wohnten. Schwarze Arbeiter*innen, Intellektuelle und Aktivist*innen, die im Kaiserreich und in der Weimarer Republik in Berlin wirkten, werden ebenso vorgestellt, wie z.B. der Schauspieler Alexander Granach aus Horodenka in der westlichen Ukraine, der aus einer jüdischen Bauernfamilie stammte und 1906 an die Spree kam.
Der Bogen spannt sich dann von der mörderischen Zwangsarbeiterpolitik des Naziregimes bis hin zur Situation in West-Berlin und in der Bundesrepublik in der DDR: in beiden deutschen Staaten lebten seit den 1960ern Menschen, die daran gehindert wurden, Einwander*innen mit gleichen Rechten zu werden und stattdessen im Westen als „Gastarbeiter*innen“ und im Osten als „Vertragsarbeiter*innen“ bezeichnet wurden. Menschen u.a. mit türkischem, kurdischem, jugoslawischem Hintergrund auf der einen Seite sowie mit vietnamesischen, mosambikanischen und kubanischen Wurzeln auf der anderen Seite. Es geht auch um die Entwurzelung der zuletzt erwähnten Menschen nach der deutschen Vereinigung.
Arabische Berliner*innen von den 1920ern bis heute spielen eine Rolle. Wie auch Geflüchtete aus dem russischen Zarenreich in der Weimarer Republik, jüdische “Kontingentflüchtlinge” aus dem Gebiet der Sowjetunion in den 1990ern und Ukrainer:innen, die in der Gegenwart fliehen müssen.
Referent:
Martin Forberg ist politischer Bildner, Publizist und Stadtbilderklärer. Er hat Neuere Geschichte mit den Nebenfächern Soziologie und Ethnologie studiert.
Treffpunkt wird kurz vor dem Termin per E-Mail bekannt gegeben.
Die Veranstaltung wird finanziert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Zum Beispiel wenn es bei Angriffen auf Rettungskräfte in der Silvesternacht 2022/2023 um “Integration” geht und nicht einfach um die Gewalt, die zumeist durch junge Männer in verschiedenen Teilen Deutschland ausgeübt wurde.
“Integriert euch doch selber!” So lautete die Aufforderung des Berliner Schriftstellers und Journalisten Behzad Karim Khani, die er vor dem Hintergrund dieser Diskussion in einem Text in der Berliner
Zeitung formulierte. (Behzad K. Khani zur Silvesternacht: Integriert euch doch selber! (berliner-zeitung.de)
Im Jahr 1999 wurde das Staatsbürgerschaftsrecht reformiert. Seitdem ist es für Menschen, die vorher in ihrer Heimat Deutschland ausgegrenzt wurden, leichter, auch rechtlich Deutsche zu werden.
Zwei weitere Gedanken sind besonders wichtig:
Erstens hat Deutschland eine lange Geschichte als Einwanderungsland. Die Weigerung, das anzuerkennen, ist fast ebenso alt. Zweitens haben Einwander*innen und haben Menschen, die Rassismus und Antisemitismus erlebten, sich immer gegen Ausgrenzung und Unterdrückung gewehrt. Von der Gründung der „Polnischen Berufsvereinigung“ ZZP (einer Gewerkschaft von polnischen Bergarbeiter*innen im Ruhrgebiet) im Jahr 1902 bis zur “Migrantifa” heute.
Auf dem Weg begegnen uns italienische Textilarbeiterinnen, die um 1900 in Prenzlauer Berg wohnten. Schwarze Arbeiter*innen, Intellektuelle und Aktivist*innen, die im Kaiserreich und in der Weimarer Republik in Berlin wirkten, werden ebenso vorgestellt, wie z.B. der Schauspieler Alexander Granach aus Horodenka in der westlichen Ukraine, der aus einer jüdischen Bauernfamilie stammte und 1906 an die Spree kam.
Der Bogen spannt sich dann von der mörderischen Zwangsarbeiterpolitik des Naziregimes bis hin zur Situation in West-Berlin und in der Bundesrepublik in der DDR: in beiden deutschen Staaten lebten seit den 1960ern Menschen, die daran gehindert wurden, Einwander*innen mit gleichen Rechten zu werden und stattdessen im Westen als „Gastarbeiter*innen“ und im Osten als „Vertragsarbeiter*innen“ bezeichnet wurden. Menschen u.a. mit türkischem, kurdischem, jugoslawischem Hintergrund auf der einen Seite sowie mit vietnamesischen, mosambikanischen und kubanischen Wurzeln auf der anderen Seite. Es geht auch um die Entwurzelung der zuletzt erwähnten Menschen nach der deutschen Vereinigung.
Arabische Berliner*innen von den 1920ern bis heute spielen eine Rolle. Wie auch Geflüchtete aus dem russischen Zarenreich in der Weimarer Republik, jüdische “Kontingentflüchtlinge” aus dem Gebiet der Sowjetunion in den 1990ern und Ukrainer:innen, die in der Gegenwart fliehen müssen.
Referent:
Martin Forberg ist politischer Bildner, Publizist und Stadtbilderklärer. Er hat Neuere Geschichte mit den Nebenfächern Soziologie und Ethnologie studiert.
Treffpunkt wird kurz vor dem Termin per E-Mail bekannt gegeben.
Die Veranstaltung wird finanziert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
- Adresse
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▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
- Sprache
- Deutsch