Vortrag
- Sonntag, 15. April 2018 14.00 – 16.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Stadtspaziergang: Ein Menschenfreund - Auf den Spuren von Wilfrid Israel
Der Spaziergang erinnert an Wilfrid Israel (1899-1943), den letzten Direktor des berühmten Berliner Kaufhauses "N. Israel". Es stand vom 19. Jahrhundert an direkt gegenüber vom Berliner Rathaus, im heutigen Nikolaiviertel. Dieses Kaufhaus ist heute kaum noch bekannt. Das gilt auch für Wilfrid Israel. Anhand verschiedener Stationen führt der Stadtspaziergang durch das Leben und die Zeit Wilfrid Israels.
Er hat die "Kindertransporte" nach Großbritannien in Gang gebracht, durch die 1938 und 1939 mindestens 10.000 Kinder gerettet wurden, die nach den rassistischen Nürnberger Gesetzen von 1935 als jüdisch galten. Von 1939 an entwickelte er im Londoner Exil zahlreiche weitere Rettungsprojekte. Wilfrid Israel musste seine Homosexualität verbergen. Als "Bernhard Landauer" taucht er in Christopher Isherwoods Roman "Goodbye to Berlin" auf. Er blieb zeitlebens Pazifist und Sozialist und unterstützte z.B. die gewaltlose Unabhängigkeitsbewegung in Indien.
Wilfrid Israel arbeitete für eine jüdische Renaissance in Palästina und setzte sich wie Martin Buber, Albert Einstein, Hannah Arendt und Henrietta Szold für einen gleichberechtigten Dialog mit den Araber*innen Palästinas ein. Henrietta Szold, die mit Wilfrid Israel im Rahmen der "Jugendaliya" zur Rettung vieler Menschen nach Palästina beitrug, schrieb 1942: "Das Judentum gebietet uns, einen gemeinsamen Weg mit den Arabern, die in diesem Land leben, zu finden."
Wilfrid Israel verstand Zionismus nicht als nationalistisches oder koloniales Projekt, sondern als ein "gesellschaftliches Experiment, welches alte jüdische Verbindungen zum Orient wiederherstellen sollte" (Naomi Shepherd). Sein Beispiel ist auch heute von Bedeutung - nicht zuletzt wegen seiner Warnung vor einem "gefährlichen Pessimismus", der zum Nichtstun verurteilt, wo Handeln notwendig ist.
Treffpunkt: Berlin-Alexanderplatz, Weltzeituhr
Der Referent, Martin Forberg, M.A. (Neuere Geschichte, Soziologie und Ethnologie) ist in der Politischen Bildung, als Publizist und als Stadtspaziergangsleiter tätig. Mitglied in den Arbeitskreisen Wirtschaft und Soziales und Migration & Bewegungsfreiheit des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung. Er ist auch Autor der Veröffentlichung: Wilfrid Israel 1899-1943. Kaufhausdirektor und Sozialist, Lebensretter und Pazifist. Kleine Texte 80, Berlin 2017, AphorismA.
Die Veranstaltung wird mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin realisiert.
- Veranstalter*in
- Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
- Sprache
- Deutsch