Diskussionsabend

Dienstag, 08. April 2014 19.30 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Diskussionsabend

Strahlende Geschäfte

Das deutsch-brasilianische Atomabenteuer

Noch zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur 1975 schlossen Deutschland und Brasilien ein Abkommen zur Kooperation in der zivilen Nutzung der Atomenergie, welches bis heute in Kraft ist.

Im Vertrag sagte Deutschland Unterstützung für den Bau von Anlagen zur Anreicherung und Aufbereitung von Uran zu. Ebenso wurden acht Atomkraftwerke in Brasilien geplant. Einer dieser Atomreaktoren ist neben einem von den USA gelieferten am Standort  Angra dos Reis genau zwischen den beiden Millionenstädten Rio de Janeiro und São Paulo in Betrieb, mit dem Bau eines dritten Reaktors Angra III wurde 2010 begonnen.

Die brasilianische Regierung setzt auch nach der Katastrophe im japanischen Fukushima auf den weiteren Ausbau des Sektors, dessen Grundstein die damalige Militärdiktatur legte. Obwohl in Deutschland der Ausstieg aus der Atomkraft und damit die Abschaltung der Atomkraftwerke bis 2022 beschlossen wurde, läuft auch hierzulande der Betrieb von Anlagen für die Urananreicherung und die Fertigung von Brennelementen weiter - und damit auch das Geschäft mit der Atomenergie. So gelangt Uran aus Brasilien zur Weiterverarbeitung über Frankreich vermutlich auch nach Deutschland. Auch mit anderen Ländern wie Argentinien, Indonesien oder Südkorea u.a. unterhält die Bundesrepublik nach wie vor bilaterale Abkommen.

Zivilgesellschaftliche Gruppen in Deutschland und Brasilien fordern schon lange, die gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen hinter der Atomkooperation offenzulegen und die damit einhergehenden Menschenrechts- und Umweltfragen öffentlich zu diskutieren. Ein Blick auf die sozialen und ökologischen Folgen des Uranabbaus im Nordosten Brasiliens macht deutlich: Die Familien im Umfeld der einzigen lateinamerikanischen Uranmine in Caetité kämpfen um Mitbestimmung, Landrechte und gegen die gravierende Umweltzerstörung.

Eine deutsch-brasilianische Kampagne will nun Druck auf die Regierungen aufbauen, den sich alle fünf Jahre automatisch verlängernden Vertrag endlich zu kündigen, und durch ein zeitgemäßes Abkommen für erneuerbare Energien zu ersetzen. Der nächste Stichtag für die Kündigung ist der 18. November 2014.

In der Veranstaltung wollen wir über die Hintergründe des Abkommens und die aktuelle Interessenlage diskutieren. Die Auswirkungen für die lokale Bevölkerung werden beleuchtet und Möglichkeiten des Ausstiegs aus dem Vertrag erörtert.
 

Mit:
Chico Whitaker, Architekt, Brasilien
Marijane Vieira Lisboa, Soziologin, Brasilien
Jürgen Trittin, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, ehemaliger Umweltminister, Berlin

Moderation: Dawid Bartelt, Leiter des Brasilienbüros Heinrich-Böll-Stiftung, Brasilien


Kooperationspartner: medico international

Die Abendveranstaltung ist Teil der Brasilientage Nunca Mais, organisiert von der Initiative Nunca Mais – Nie Wieder. Weitere Veranstaltungen und Informationen unter: www.nuncamais.de


Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
 

Mehr zum Thema:
Interview mit Jürgen Trittin: Aufkündigung bilateraler Atomverträge 
Interview mit Chico Whitaker: Deutsch-brasilianischen Atomvertrag kündigen

 

Information
Julia Ziesche
Projektbearbeitung Lateinamerika
Heinrich-Böll-Stiftung
E-Mail, ziesche@boell.de
Telefon +49(0)285 34 -327