Seminar

Samstag, 23. April 2016 10.30 – 17.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Seminar

Transnationalisierung extrem rechter Jugendkultur in Europa

Mit: Jan Raabe (Argumente und Kultur gegen Rechts e.V., mit Christian Dorbusch Hrsg. "RechtsRock. Bestandsaufnahme und Gegenstrategien" (2002)

Seit den 1980er Jahren wurden klassische Elemente von Jugendkultur, vor allem Musik und Bekleidung Träger und "Botenstoffe" extrem rechter bzw. neonazistischer Ideologie. War die extreme Rechte der Nachkriegszeit bis Ende der 1970er Jahre von, vor allem, alten Männern geprägt, so bekam sie in den 1980ern und vor allem in den 1990ern ein jugendliches Gesicht. In dieser Zeit hat sich gerade für junge Menschen eine eigene Szene und Lebenswelt entwickelt, die ihnen eine neonazistische Ideologie, politische Organisierung und soziales Umfeld bietet. Das Angebot hat sich dabei in den letzten Jahren auf verschiedenen Ebenen ausdifferenziert. Sowohl was die Musik betrifft, hier ist es nicht mehr nur der Punk-Rock, sondern inzwischen wird in der extremen Rechten auch Hardcore gespielt oder gar gerappt. Mit der Musik hat sich auch das Auftreten verändert, Kapuzenpullover und Basecaps sind inzwischen längst auch in der extremen Rechten pop. Die Autonomen Nationalisten, als eine Strömung des nicht parteiförmigen Rechtsextremismus, wären ohne das Aufkommen vom Hard-Core in der rechten Szene undenkbar.

Inzwischen existieren vielfältige rechtsextreme Lebenswelten, die sich alltagskulturell über Konzerte, Musik, Kampfsport oder Kleidungsmarken ausdrücken. Label, Versandhandel und Geschäft sind entstanden, die jedes Jahr einen Umsatz von mehreren Millionen Euro machen und teil der Infrastruktur der extremen Rechten sind.

Besonders auch im Bereich der Musik gibt es eine Vielzahl von grenzüberschreitenden Vernetzungen und ausländische Produktionen von Tonträgern. Rechte Musikbands Touren durch Europa. Rechtsextremist*innen greifen Themen, Strategien und Aktionsformen aus jeweils anderen Ländern auf und übertragen sie in den länderspezifischen Kontext. Sie haben ein ganz eigenes Verständnis von "Europa", teils werden tradierte Feindschaften gepflegt, teils neue Allianzen begründet.

Der Buchautor und Rechtsextremismusexperte Jan Raabe stellt in diesem Tagesseminar die Bedeutung der Musik und der diese umgebenden Szene für die extreme Rechte und den Neonazismus dar. Es werden verschiedene Stilrichtungen und Liedtexte betrachtet, Modemarken analysiert. Deutlich wird entlang von empirischem Material und ausgewählten Beispielen inwiefern von einer transeuropäischen Dimension des Phänomens Rechtsextremismus in diesem Bereich gesprochen werden kann.


Eine Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Teilnahme frei. Teilnehmer_innenzahl: max. 20 Personen

 

Adresse
Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Olivaer Platz 16
10707 Berlin
Veranstalter*in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Teilnahmegebühren
Teilnahme frei