Podiumsdiskussion
- Mittwoch, 15. Januar 2025 18.00 – 20.00 Uhr In meinem Kalender speichern
Überleben – vom Kriegsalltag in Gaza
Seit über einem Jahr herrscht Krieg im Gazastreifen. Große Teile des von Israel und Ägypten abgeriegelten Gebiets sind inzwischen komplett zerstört. Gut 45.000 Palästinenser*innen – davon etwa 70 Prozent Frauen und Kinder – wurden von den israelischen Streitkräften getötet. Fast die gesamte Bevölkerung ist innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht und lebt zumeist unter katastrophalen humanitären Bedingungen. Lebensmittel sind knapp und teuer, die medizinische Versorgung ist miserabel und die Sicherheitslage äußerst prekär. Für viele Menschen geht es Tag für Tag lediglich ums Überleben.
Während der Internationale Gerichtshof prüft, ob Israel mit seiner Kriegsführung im Gazastreifen gegen die Völkermord-Konvention verstößt und der Internationale Strafgerichtshof wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen Haftbefehl gegen Israels Premierminister erlassen hat, setzt die Regierung von Netanjahu den Krieg gegen die Hamas fort – einen Krieg, der in den Augen vieler Bewohner*innen Gazas immer mehr zu einem Krieg gegen die Palästinenser*innen wird. Gleichzeitig besteht die de facto Herrschaft der Hamas fort - 100 Geiseln befinden sich weiterhin in ihrer Gewalt.
Ein Waffenstillstand, die Befreiung aller Geiseln und eine tragfähige Nachkriegsordnung, die Sicherheitsgarantien für Israel gewährleistet und dem Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser*innen Rechnung trägt, sind weiterhin nicht in Sicht. Während die extremistischen Kräfte auf palästinensischer und israelischer Seite hiervon profitieren, werden die Menschen im Gazastreifen durch den anhaltenden Krieg und die humanitäre Notlage weiter ausgezehrt. Kinder sind mangelernährt und können seit Monaten nicht zur Schule gehen. Über 90 Prozent der Kinder befürchten laut einer neuen Studie, dass ihnen der Tod unmittelbar bevorsteht. Frauen gebären unter katastrophalen hygienischen Bedingungen und häufig im Freien. Männer haben zumeist ihre Jobs verloren und müssen sehen, wo sie Lebensmittel für ihre Familien auftreiben können. So gut wie alle im Gazastreifen sind stark traumatisiert.
Von diesem Kriegsalltag sehen wir in Deutschland in der Regel nur Fragmente. Ausländischen Journalist*innen wird bis heute der Zutritt in den Gazastreifen verwehrt und Palästinenser*innen aus Gaza können den Gazastreifen nur in seltenen Fällen verlassen. Mit internationalen und palästinensischen Expert*innen, die vor kurzem in Gaza waren, wollen wir deshalb gemeinsam über den Kriegsalltag und die humanitäre Lage vor Ort sprechen: Wie gestaltet sich der Alltag von Frauen, Männern und vor allem Kindern im Gazastreifen? Welche Möglichkeiten der Versorgung mit Lebensmitteln, Dingen des täglichen Bedarfs und medizinischer Behandlung gibt es? Welche Rolle spielt die Hamas im Alltag der Menschen vor Ort? Inwiefern gibt es für Schüler*innen und Studierende noch Bildungsangebote? Wie wirkt sich die Traumatisierung der Menschen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ihren Blick auf die unmittelbare Zukunft aus? Was brauchen sie am nötigsten? Und wie kann Deutschland hier effektiver einen politischen und humanitären Beitrag leisten?
Begrüßung:
- Dr. Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung
Panel:
- Arwa Damon, Journalistin und Mitgründerin der humanitären Organisation INARA
- Dr. Dorthe Siegmund, Nahost-Expertin und ehemalige Büroleitung hbs Ramallah
- Dr. Abed Schokry, Professor aus Gaza und ehemaliger Stipendiat der hbs
- Mahmoud Muna*, Buchhändler und Herausgeber von „Daybreak in Gaza"
Moderation:
- Bauke Baumann (Referent Israel, Palästina, Jordanien und Iran, Heinrich-Böll-Stiftung)
* angefragt
Weitere Informationen:
Heinrich-Böll-Stiftung
Bauke Baumann, Referent Israel, Palästina, Jordanien und Iran,
E-Mail: baumann@boell.de
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Schumannstr. 8
10117 Berlin
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- Heinrich-Böll-Stiftung - Bundesstiftung Berlin
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