Podiumsdiskussion

Mittwoch, 26. April 2023 19.00 – 20.30 Uhr In meinem Kalender speichern

Podiumsdiskussion

Unbekümmert in den Abgrund

Die Folgen von Konflikt und Besatzung für die jüdisch-israelische Gesellschaft

Der andauernde Konflikt, der aktuell einen neuen Höhepunkt erreicht, und die Kriege, die Israel seit seiner Gründung um seine Existenz geführt hat, sind auch deshalb unlösbar, weil sie in der politischen Kultur, in der spezifischen Mentalitätsbildung und aus der Tradition heraus zu erklären sind. Diese Prägungen gehen bis in die Gründungszeit des Staates zurück und haben u.a. ihre Ursachen in einem abwertenden Bild der Palästinenser, die als primitiv und gewalttätig gesehen werden, während die eigene Kultur als friedensbereit und fortschrittlich wahrgenommen wird. Die Wellen von Gewalt und die Trennung der beiden Ethnien haben diese Wahrnehmungen noch verstärkt. Die Bedrohungslage und deren Herausforderungen werden mit dem Recht auf Abschreckung, Bestrafung und mit der ständigen Bereitschaft zum Kampf beantwortet.
Wie alle nationalen Mythen und die sie unterstützenden Narrative ist auch die israelische in sich schlüssig und ermöglicht das Überleben in einer permanenten Bedrohungslage. Bar Tal kommt zum Schluss, dass verschiedene Faktoren zu einer staatlich unterstützten Konfliktkultur geführt haben, die bereits in der Vergangenheit den Friedensprozess erheblich behinderte und zufriedenstellende Lösungen unmöglich machte. Der Wille zu einer friedlichen, auf gegenseitige Anerkennung beruhenden Zusammenleben in Israel/ Palästina erscheint angesichts der aktuellen Entwicklungen ferner denn je. Durch die Übernahme der Regierungsmacht durch extremistische nationalistisch-religiöse Kräfte in Israel droht eine Gewalteskalation auf beiden Seiten und eine wie auch immer geartete Friedenslösung scheint unrealistischer denn je.
Daniel Bar Tals Analysen aus sozialpsychologischer Sicht ermöglicht ein tieferes Verständnis dessen, was die israelische Gesellschaft bis heute prägt und worin die eigentlichen Ursachen der derzeitigen Entwicklung liegen.

Informationen zum Referenten
Daniel Bar Tal gehört zu den einflussreichsten und prominentesten Stimmen der israelischen Soziologie. Er ist promovierter Sozialpsychologe und leitete von 2002 bis 2005 das Walter Lebach Research Institute for Jewish-Arab Coexistence through Education. Er war Ko-Herausgeber des Palestine Israel Journal. Von 1999 bis 200 war er Präsident der International Society of Political Psychology. Das vorletzte seiner zahlreichen Bücher erschien 2013 und trägt den Titel: Intractable Conflicts: Socio-Psychological Foundations and Dynamics.


Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem DiAk. Israel Palästina Deutschland – Zusammendenken e. V.

Die Veranstaltung wird auf Englisch stattfinden, Bei Bedarf können wir eine Flüsterübersetzung per Kopfhörer anbieten.

Realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Adresse
▶ Siehe Veranstaltungsbeschreibung
Veranstalter/in
Landesstiftung Berlin (Bildungswerk)
Sprache
Deutsch