Montag, 03. Dezember 2012 19.30 – 22.00 Uhr In meinem Kalender speichern

Und tschüss?! Exklusion (aus) der Arbeitswelt

Öffentliche Filmaufführung: „work hard play hard“ -Szenerien moderner Arbeitswelten.

Anschließende Diskussion mit:
Carmen Losmann, Regisseurin
Prof. Dr. G. Günter Voß (TU Chemnitz)

Zum Inhalt:
Arbeit ist ein zentrales Element für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Denn wer arbeitet bekommt Anerkennung und ist eingebettet in soziale Netzwerke. Gleichzeitig stehen Arbeitnehmer_innen in Zeiten vielfacher Krisen und einem immer rascheren Wandel der Arbeitswelt unter einem permanenten Anpassungsdruck. Sie sind permanent gefordert, sich durch Selbstoptimierung und Selbstdisziplinierung anzupassen und dabei stets möglichst flexibel zu sein und erreichbar zu bleiben. In der Arbeitswelt werden Arbeitszeit und auch der Arbeitsort an sich entgrenzt. Der vermehrte Einsatz von mobilen Endgeräten wie Laptops oder Smartphones macht den „klassischen“ Arbeitsplatz an einem festen Ort überflüssig. Der Arbeitsplatz wird so mobil wie es die Instrumente zur Erledigung von Arbeit vielfach längst sind. Mit der Loslösung und Entgrenzung von Zeit und Ort können Arbeitnehmer_innen jederzeit und überall arbeiten – selbst in – als bisher kurze Auszeiten gelebten Momente wie der Kaffeepause.
Der Film „work hard play hard“ nimmt diese Entwicklungen in den Fokus und zeigt eine sterile Arbeitswelt, in der Firmen nach einer permanenten Optimierung der Arbeitskraft und Arbeitszeit streben, um stetiges Wachstum zu erreichen. Zusätzlich wirken Maßnahmen wie Sanierungen, Restrukturierungen und Entlassungen auf die Einstellungen und Arbeitsmoral der Arbeitnehmer_innen. Wer nicht (freiwillig) aussteigen will, begibt sich vielfach in einen permanenten Wettlauf im Hamsterrad, um durch stetige Leistungssteigerung der marktwirtschaftlichen Wachstumslogik zu folgen und dabei den eigenen Arbeitsplatz zu erhalten. Zurück bleiben jene, die keine Leistung bringen können (oder wollen) und aus dieser Arbeitsgesellschaft herausfallen.
Doch wie und warum funktionieren diese (selbst-)diskriminierenden und -selektiven Mechanismen? Wer erhält Zugang zu einer derart entpersonalisierten Arbeitswelt und kann den Anforderungen entsprechen? Welchen Wert hat der und die einzelne Arbeitnehmer_in für das Unternehmen? Können vor dem Hintergrund einer permanenten Wertmaximierung der Arbeitskraft, des sog. Humankapitals, Aspekte wie Vielfalt, Behinderung, Migration oder gesellschaftliche Fragen wie Frauenförderung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie überhaupt berücksichtigt werden? Bieten derartig entgrenzte, aufgeweichte Arbeitsräume jenen Chancen zu einem Eintritt in die Arbeitswelt, die bisher „draußen“ waren?
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